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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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aus der sich Sterne und Galaxien bildeten. WMAP kann weit genug in den Raum hinausschauen, um praktisch in der Zeit bis etwa 380 000 Jahre nach dem Urknall zurückzublicken.
    Damals glaubten die meisten Kosmologen, das Universum sei unendlich. (Obwohl dies im Widerspruch zur Standardbeschreibung des Urknalls steht, gibt es Wege, es anzupassen, und »Lauter Universen, bis ganz nach draußen« hat die innewohnende Anziehungskraft, die schon für »Lauter Universen, bis ganz zurück« festgestellt wurde – was ironischerweise nicht dem entspricht, worauf der Urknall verweist.) Die Daten vom WMAP legten jedoch nahe, dass das Universum endlich ist. Ein unendliches Universum müsste Fluktuationen aller Größenordnungen unterstützen, doch die Messwerte zeigten keinerlei große Wellen. Wie es damals ein Bericht in Nature formulierte: »Man sieht keine Brecher in der Badewanne.« Die Daten im Einzelnen lieferten weitere Hinweise auf die wahrscheinliche Gestalt unseres brecherlosen Badewannen-Universums. Nachdem er die Statistik der Fluktuationen für eine Anzahl möglicher Formen durchgerechnet hatte, bemerkte der Mathematiker Jeffrey Weeks – ohne sich speziell dafür auszusprechen –, dass der Dodekaeder-Raum sehr gut zu den Daten passte. Jean-Pierre Luminets Gruppe veröffentlichte eine Analyse, aus der hervorgeht, dass das Universum, wenn es tatsächlich ein Dodekaeder-Raum wäre, einen Durchmesser von etwa dreißig Milliarden Lichtjahren hätte.* [* J.-P. Luminet, Jeffrey R. Weeks, Alain Riazuelo, Roland Lehoucq und Jean-Philippe Uzan: Dodekahedral space topology as an explanation for weak wide-angle temperature correlations in the cosmic microwave background. In: Nature 425 (2003), S. 593.] Diese Theorie ist inzwischen dank weiterer Beobachtungen in Ungnade gefallen, aber solange sie als gültig angesehen wurde, war sie recht lustig.
    Wir menschlichen Ameisen können einen anderen Trick anwenden, um auf die Form des Raumes zu schließen. Wenn das Universum endlich ist, werden manche Lichtstrahlen schließlich an ihren Ausgangspunkt zurückkehren. Wenn man mit einem hinreichend starken Teleskop entlang einer dieser »geschlossenen geodätischen Linien« blicken könnte und das Licht sich unendlich schnell ausbreiten würde, sähe man seinen eigenen Hinterkopf. Unter Berücksichtigung der endlichen Lichtgeschwindigkeit müssten im kosmischen Mikrowellen-Hintergrund Muster erscheinen, die passende Kreise am Himmel bilden. Die Art, wie diese Kreise angeordnet sind, würde Informationen über die Topologie des Raumes liefern. Kosmologen und Mathematiker haben versucht, solche Kreise zu finden, bisher ohne überzeugenden Erfolg. Wenn das Universum endlich, aber zu groß ist, könnten wir ohnehin nicht weit genug blicken, um die Kreise zu sehen.
    Die gegenwärtige Antwort auf die Frage »Welche Gestalt hat das Universum?« ist also sehr einfach: Wir wissen es nicht. Wir wissen nicht, ob es eine Hypersphäre oder etwas Komplizierteres ist. Das Universum ist zu groß, als dass wir es in seiner Gesamtheit beobachten könnten, und selbst wenn wir es könnten, würde unser gegenwärtiges Verständnis der Kosmologie, ja sogar der grundlegenden Physik nicht ausreichen.
    Manche Schwierigkeiten im Umfeld der Kosmologie rühren von einem Mischmasch in der Herangehensweise her, wo in manchen Stadien die Relativitätstheorie und in anderen die Quantenmechanik herangezogen wird, ohne Rücksicht darauf, dass sie einander widersprechen. Theoretiker geben ungern die Werkzeuge aus der Hand, an die sie gewöhnt sind, selbst wenn diese Werkzeuge nicht zu funktionieren scheinen. Die Gestalt des Universums ist aber ein Problem, welches wirklich eine Kombination dieser beiden großen physikalischen Theorien erfordert. Und das bringt uns zur Suche nach einer vereinheitlichten Feldtheorie oder der Theorie von Allem , der Einstein viele Jahre Nachdenken gewidmet hat – ohne Erfolg. Irgendwie müssen Relativitätstheorie und Quantenmechanik modifiziert werden, um eine widerspruchsfreie Theorie zu schaffen, die mit jeder der beiden auf deren jeweiligem Anwendungsgebiet übereinstimmt.
    Der Spitzenreiter ist derzeit die Stringtheorie, die punktförmige Teilchen durch winzige mehrdimensionale Formen ersetzt, wie wir es in Darwin oder die Götter der Scheibenwelt dargelegt haben. Manche Versionen der Stringtheorie erfordern es, dass der Raum neundimensional ist, also muss die Raum-Zeit zehndimensional sein. Die zusätzlichen sechs Raumdimensionen

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