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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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In den Vereinigten Staaten identifizieren sich über achtzig Prozent mit einer bestimmten Konfession, vierzig Prozent sagen, dass sie wöchentlich Gottesdienste besuchen, und achtundfünfzig Prozent, dass sie in den meisten Wochen beten. Das ist ein merkwürdiger Unterschied zwischen Kulturen, die so viel gemeinsam haben.
    Seit den letzten paar Tausend Jahren beruht die meiste religiöse Aktivität auf dem Glauben an einen Gott (auch an Götter), der die Welt erschaffen hat, die Menschen, die Tiere auf dem Feld, die Pflanzen – alles. Wir haben einige dieser Schöpfergötter in Kapitel 4 erörtert. Sie erinnerten für gewöhnlich an Menschen oder Tiere, doch heutzutage sind sie oft abstrakt und unbeschreibbar; jedenfalls haben sie übernatürliche Kräfte. Man glaubt, sie seien in täglichem Kontakt mit der Welt, erzeugen Gewitter, bewirken Glück oder Unglück einzelner Menschen, agieren als Quelle der Weisheit und Autorität, und zwar durch mündliche Tradition (vertreten durch einen Schamanen, einen Priester oder eine Priesterschaft), in neuerer Zeit durch ein heiliges Buch. Im Kontrast zu solchen theistischen Glaubensvorstellungen stehen die deistischen, bei denen es keinen offen anthropomorphen Gott gibt. Vielmehr hält eine Wesenheit oder ein Prozess im Hintergrund den ganzen Kram im Blick.
    Derlei Glaube kann sehr kraftvoll sein und bildet die Grundlage für die Sicht der meisten Menschen auf die Welt und auf unser Leben. Seit der Aufklärung hat der Anteil der Ungläubigen zugenommen, insbesondere unter jenen, die gebildet und finanziell gut gestellt sind. Solche Leute, zu denen wir uns selbst zählen, stimmen Dawkins zu, wenn auch vielleicht nicht so öffentlich: Sie sind der Ansicht, dass es da draußen keinen Gott gibt. Alles wird von den Naturgesetzen bewirkt, manchmal »transzendent«, indem der Kontext für diese Gesetze verändert wird. Glück und Unglück entstehen aus unseren eigenen Taten und der allgemeinen Sturheit der Natur; es gibt keine übernatürliche Wesenheit, die bewusst auf unser Leben einwirkt.
    Warum glauben so viele Menschen an Gott? Dennetts Den Bann brechen ist ein Versuch, diese Frage für christliche Fundamentalisten, islamische Lehrer, buddhistische Mönche und Atheisten zu untersuchen. Er beginnt damit, dass er auf die allgemeine Verbreitung vorwissenschaftlicher Antworten in Menschengruppen hinweist. Auf die Frage »Warum gibt es Gewitter?« folgt die Antwort »Es muss da oben jemanden mit einem riesigen Hammer geben« (unser Beispiel, nicht das von Dennett). Dann, wahrscheinlich nach minimaler Diskussion, einigt man sich auf einen Namen wie »Thor«. Nachdem man die Gewitter erfolgreich erledigt hat – in dem Sinn, dass man nun weiß, warum sie auftreten –, werden andere Naturkräfte auf ähnliche Weise identifiziert und benannt. Bald hat man ein Pantheon, eine Gemeinschaft von Göttern, die man für alles verantwortlich machen kann. Es ist sehr befriedigend, wenn alle ringsum einer Meinung sind; also wird das Pantheon bald zur allgemein anerkannten Weisheit, und so gut wie niemand stellt es infrage. In manchen Kulturen wagt kaum jemand, Zweifel zu äußern, weil er dafür bestraft würde.
    In dem Buch Warum wir an Gott/Götter glauben von J. Anderson Thomson jr. ist jedes Kapitel einem anderen Grund für die Existenz unseres Glaubens gewidmet. Der Autor argumentiert plausibel für ein System à la Dennett, und zwar sehr überzeugend. Demnach ist zu erwarten, dass Außerirdische – sofern sie ein ähnliches gesellschaftliches Leben führen wie wir – mindestens in der Frühzeit ihrer Kultur an Gott/Götter geglaubt haben. Diese Außerirdischen müssten fürsorgliche Eltern haben, Stämme mit einem großen Außerirdischen als Boss, und wenn sie extelligent sind, ist das mit Fug und Recht anzunehmen.
    Menschen in allen Kulturen wachsen heran und erwerben ein Ensemble von Glaubensvorstellungen. Eine mögliche Betrachtungsweise legt nahe, ererbte Glaubensvorstellungen »Meme« zu nennen, ein Wort wie »Gene«, das die Vererbung einzelner Elemente anstelle eines ganzen Glaubenssystems zeigen soll. Eine Melodie wie »Happy Birthday«, ein Konzept wie der Weihnachtsmann, das Atom, das Fahrrad oder die Fee – das alles sind Meme. Ein ganzer Haufen von Memen, die ein wechselwirkendes Ganzes bilden, wird ein Memplex genannt, und die besten Beispiele sind Religionen, die zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Kulturen viele miteinander verknüpfte Meme hatten oder noch haben,

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