Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
Vom Netzwerk:
wie »Es gibt Himmel und Hölle« und »Wenn du nicht zu diesem Gott betest, kommst du in die Hölle« und »Folgendes musst du deine Kinder lehren …« und »Du musst jene töten, die einen anderen Glauben haben …« und so weiter. Sie werden einiges über andere Religionen wissen, und Ihnen wird klar sein, dass wir nicht behaupten, Ihre Religion sei so. Es sind alle anderen, die falschen …
    Wir wollen einige Glaubenssysteme betrachten und herausfinden, wie sie funktionieren und woher sie ihre Autorität beziehen. Wir werden ein paar der weniger bekannten heranziehen, bei denen es (für die meisten von uns) einfacher ist, von unseren eigenen Glaubensvorstellungen abzusehen. Wenn Sie ein jüdisch-katharischer Scientologe sind, sollten Sie die folgenden Absätze überblättern.
    Die Katharer waren eine sonderbare christliche Gemeinschaft, die von etwa 1100 bis zu der Zeit existierte, als ihre Anhänger in den Jahren von etwa 1220 bis 1250 hingemetzelt wurden, erst von nordfranzösischen Feudalherren mit dem Segen des Papstes, dann aber von der Inquisition. Die Katharer glaubten, die materielle Welt sei von Grund auf böse und nur die spirituelle Welt sei gut. Sie lehnten Sex pauschal ab; ihre »Bonshommes« oder »Perfecti« aßen nicht einmal Fleisch, weil es das Ergebnis von Sexualität war. Fisch war in Ordnung, sie wussten nichts von Sex unter Wasser oder – sagen wir – Pflanzensex. Sie lebten völlig zölibatär und lehnten Sex sogar in der Ehe ab. Es gab eine Zeremonie, die zur Erlangung des Status eines Perfectus vorgeschrieben war, ein einziges Sakrament, das consolamentum oder die Trostspendung. Dazu gehörte eine kurze geistliche Zeremonie, um alle Sünden von dem credente oder Gläubigen zu nehmen und ihn in die nächsthöhere Ebene als Perfectus einzuführen. Die Zeremonie wurde gemeinhin durchgeführt, sobald der Tod nahte, damit der Gläubige nicht der Verdammung anheimfiel. Der Glaube an ihre Wirksamkeit war jedoch keineswegs uneingeschränkt.
    Man sollte meinen, aufgrund der Ablehnung von Sex hätten die Katharer keine Kinder bekommen, und ein derartiges Glaubenssystem hätte im Lauf der Zeit seine Anhänger verloren, doch das scheint nicht der Fall gewesen zu sein. Sie waren im Languedoc bemerkenswert erfolgreich, größtenteils aber wohl durch Bekehrung. In diesem Sinn waren sie die Zuchtrosen der Religion, nicht durch Sex fortgepflanzt, sondern ausschließlich durch Ableger. Bedenkt man die Praktiken katholischer Priester, deren Lebensweise sich damals deutlich von jener der Katharer unterschied, nimmt es nicht wunder, dass es viele Bekehrungen gab. Dies ist wahrscheinlich der Grund, warum sie ausgelöscht wurden.
    Im Spätmittelalter wurden die polnischen Juden in Gettos eingepfercht und durften nur wenige Berufe ausüben, darunter das Geldverleihen – den Wucher. Ihre Glaubensvorstellungen waren kompliziert. Männliche Juden lernten die Tora (die fünf Bücher Mosis) von Kindesbeinen an und schritten dann zum Talmud weiter, zu einer Zusammenstellung von Kommentaren zur Tora, verfasst von größtenteils babylonischen Rabbinern. Nach der Bar-Mizwa-Zeremonie im Alter von etwa dreizehn Jahren, zu der das Rezitieren – für gewöhnlich Singen – einer Tora-Passage und ein Kommentar gehörten, setzten sie das Studium jüdischer Texte fort, insbesondere das des Talmuds und der darin enthaltenen Gemara mit zusätzlichen rabbinischen Kommentaren.
    Knaben, die ihre Studien fortsetzten, wurden häufig auf Kosten der Allgemeinheit im Getto versorgt (und heute brauchen junge Männer aus orthodoxen Sippen in Israel keinen Militärdienst zu leisten* [* Dies betrifft nur eine kleine, aber einflussreiche Minderheit von sogenannten Ultraorthodoxen, die übrigens zu großen Teilen von der Sozialhilfe lebt. 2012 unternahm die israelische Legislative einen Versuch, auch Ultraorthodoxe zum Militärdienst heranzuziehen, was erbitterten Widerstand auslöste. Dieselben Ultraorthodoxen haben durchgesetzt, dass auf einigen (wenigen) Buslinien Frauen nur im hinteren Teil des Busses mitfahren dürfen. – Anm. d. Übers. ]). Jüdinnen mussten lernen, einen koscheren Haushalt zu führen, was einen ganzen Komplex von Fragen einschloss – nicht nur einfach koscheres Fleisch zu verwenden, sondern Milchgerichte von Fleischgerichten zu trennen, dafür gesonderte Gefäße, Tischtücher und Küchengeräte zu besitzen und das Haus sauber zu halten, insbesondere zum Pesachfest (Passah), zu dem eine andere Liste von Speisen

Weitere Kostenlose Bücher