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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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seinem Buch Das unbeschriebene Blatt verficht. Besonders stark reagiert das Baby auf den Anblick der Mutter, und es kann sich sehr ängstigen, wenn sie einfach aus der Sicht verschwindet. Es reagiert auf Musik, die derjenigen ähnelt, die es während seiner späteren Entwicklungsstadien im Mutterleib gehört hat; es kann Jazz von Beethoven oder Volksliedern unterscheiden, indem es aufmerksam auf vertraute Klänge »lauscht«. Es hat eine ganze Reihe von Glaubensvorstellungen – über das Saugen, über Brüste und wozu sie dienen. Dies ist Glaube in dem Sinn, dass das Gehirn des Babys bereits ein Modell von seiner Mutter und von Musik enthält und dass es alles bevorzugt, was zu diesem Modell passt.
    Bald beginnt das Baby auf ein Lächeln mit Lächeln zu antworten, sogar auf die Zeichnung eines Lächelns. Ist auch das Glaube? Die Antwort hängt davon ab – erhellt aber auch –, was wir mit »Glaube« meinen. Das Baby handelt auf bestimmte Weise – es lächelt oder es saugt –, weil sein Gehirn auf bestimmte Weise verdrahtet ist, weil es Programme im Gehirn hat, die auch anders sein könnten und die bei einzelnen Babys gelegentlich anders sind . Größtenteils sind das pathologische Erscheinungen; abgesehen von verschiedenen musikalischen Vorlieben gibt es in Babyhirnen wenig normale Unterschiede. Doch sehr bald weichen Babys infolge des Verhaltens der Mütter voneinander ab – je nachdem, ob sie gewickelt, auf dem bloßen Rücken über die Felder getragen, an einem Berghang zurückgelassen oder ob ihre Füße gebunden werden. Und sehr bald werden sie in den »Mach-einen-Menschen-Baukasten« eingebunden, der für jede menschliche Kultur charakteristisch oder spezifisch ist.
    Es gibt mehrere mögliche Arten, die Wechselwirkung eines Kleinkindes mit seiner Umgebung zu betrachten. Wenn es zum Beispiel Spielzeuge aus seinem Kinderwagen wirft, kann man das auf mindestens zweierlei Weise deuten. Einerseits kann man einfach annehmen, dass es die Spielzeuge nicht sicher im Griff halten kann und sie darum fallen lässt. Wenn man jedoch das strahlende Lächeln sieht, mit dem es die Rückkehr seines Spielzeugs begrüßt, könnten wir schlussfolgern, dass das Baby seiner Mutter das Apportieren beibringt. Solche scheinbar geringfügigen Wechselwirkungen haben starke Auswirkungen auf die Zukunft des Kindes, und sie komplizieren sie auf eine Weise, dass die betreffende Kultur dadurch oft bekräftigt wird. Dazu gehören kleine Lieder und Geschichten, ebenso wie gehen, sprechen und spielen zu lernen. Wir sagen hier »lernen«, weil solche Prozesse dem Vorgang ähneln, wenn Vögel fliegen lernen. Viele Züge der Fähigkeit sind schon im Gehirn verdrahtet, doch nun müssen sie wie in einem Dialog mit der realen Welt abgestimmt werden. »Wenn ich dieses Teil ausstrecke und zurückziehe, was passiert dann?« Diese Fähigkeiten reifen also, sie werden nicht von Grund auf erlernt.
    In Der entzauberte Regenbogen vergleicht Dawkins junge Menschen mit Raupen, die gefräßig Information in sich aufnehmen, insbesondere von den Eltern. Der Weihnachtsmann, der Himmel, Feen, die Speisen, die an Festtagen gegessen werden. Er führt aus, wie abergläubisch wir in der Jugend sein müssen , um Lernhindernisse zu vermeiden. Er rät aber auch, dass wir als Erwachsene skeptischer werden sollten und dass viele allzu leichtgläubig sind, weshalb es leider Astrologen, spiritistische Medien, Priester und dergleichen gibt.
    Wie unkritisch Jugendliche Informationen aufnehmen, sehen wir an einer Geschichte, die Jack passiert ist. Er hat fast dreißig Jahre lang einen externen Kurs im Umgang mit Tieren gegeben und war sehr beeindruckt von der Verteilung von Tierphobien. (Ihm ist klar, dass es diesbezüglich eine sehr spezielle Gruppe von Studenten war.) Etwa ein Viertel der Studenten hatte eine Spinnenphobie, deutlich weniger eine Schlangenphobie (die sich in krassen Fällen auch auf Würmer erstreckte). Manche hatten Phobien gegenüber Ratten und Mäusen. Einige wenige reagierten schlecht auf Vögel, Federn oder Fledermäuse. Es dürfte wahrscheinlich sein (wir können es in diesem Fall aber nicht dokumentieren), dass diese Phobien durch kulturelle Ansteckung entstanden waren: Mutter schrie, als sie eine Spinne im Bad entdeckte, oder eine Fernsehsendung stellte Schlangen als giftig dar. (Weniger als drei Prozent sind wirklich giftig, aber aus guten evolutionären Gründen könnte es klug sein, tödliche Wirkung als den Normalfall anzunehmen.) Ratten werden

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