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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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Ich spreche fließend Latein und Griechisch, außerdem natürlich Französisch. Darüber hinaus bin ich mit der Mundart von Essex vertraut und kann voller Stolz von mir behaupten, die bibliothekarische Katalogisierungssprache Ugh gelernt zu haben – sie war eine große Offenbarung für mich.«
    Während Marjorie sprach, bemerkte sie, dass die große Doppeltür am Ende des Saales aufschwang und zu einem Raunen beim Publikum führte. Alle Blicke richteten sich auf einen großen weißhaarigen Mann, der wie ein Landarbeiter aussah. Allerdings, fand Marjorie, trat ein gewöhnlicher Landarbeiter nicht mit so viel Selbstbewusstsein auf, ganz gleich, wie viel Schweine er besaß. Hinzu kam: Der Mann, der Lord Vetinari entgegenschlenderte, führte einen großen Faustkeil mit sich, der mit Lederriemen an seiner Hüfte befestigt war.
    Der Patrizier beobachtete den Mann mit einem Lächeln, während sich das Murmeln hinter Marjorie legte und einer Stille wich, die ziemlich laut wurde, als sie das Gehirn erreichte, ja, dort regelrecht donnerte. Lord Vetinari stand auf, als der Neuankömmling ihn erreichte, und streckte eine Hand aus.
    »Pastor Himmelwärts!* [* Hilbert Gelobt-sind-jene-die-Om-verehren Himmelwärts, ein gemäßigter omnianischer Priester.] Ich hatte schon befürchtet, dass meine Gesandten vergeblich nach dir gesucht haben. Bitte nimm Platz!«
    »Danke, Havelock, aber ich habe die lange Reise hierher auf dem Rücken eines Esels verbracht und stehe lieber, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Es blieb still im Saal; niemand kicherte oder lachte. Pastor Himmelwärts hatte das Wort, und als er zu sprechen anhob, konnte man hören , wie alle zuhörten.
    Er ließ den Blick durch den großen Raum schweifen. »Meiner Meinung nach hat die Kirche der modernen Omnianer überhaupt kein Recht, Anspruch auf die ›Rundwelt‹ genannte Kugel zu erheben, und das gilt auch für die intelligente Spezies auf der Rundwelt selbst. Immerhin hat diese Spezies sich nicht selbst erschaffen, sondern ist von ihrer Welt erschaffen worden – im Verlauf zahlreicher unermüdlicher und sonderbar einfallsreicher Vorgänge, die die Rundwelt und das Leben dort zu dem gemacht haben, was sie heute sind: fast so etwas wie ein Paradies für jene, die alles aus dem richtigen Blickwinkel betrachten, und eine Art Leichenhaus für die anderen.«
    Marjorie lehnte sich zurück und hörte aufmerksam zu. Sie wusste nicht recht, was sie von der Beschreibung »intelligente Spezies« halten sollte, aber man widersprach keinem Mann mit einem Faustkeil, wie klug er auch sein mochte. Nicht wenn man seine Finger brauchte, um in einem interessanten Buch zu blättern.
    »Intelligenz ist hilfreich«, fuhr Pastor Himmelwärts fort, »aber es sollte kundige Intelligenz sein, und leider muss ich feststellen, dass den sogenannten modernen Omnianern sowohl das eine als auch das andere fehlt. Die Schildkröte bewegt sich! Und das ist die Wahrheit, aber zweifellos nicht die ganze Wahrheit, denn sie bewegt sich nicht für die Rundwelt, eine Welt, die sich mehr oder weniger von allein bewegt. Es erfordert ein gehöriges Maß an Dummheit, sie daran hindern zu wollen, und diese Art von Dummheit beginnt mit der Leugnung von Tatsachen.«
    Das war ein Labsal für Marjorie und Musik für ihre Ohren. Sie liebte Tatsachen.
    »Lord Vetinari, du hast nach mir geschickt, um meinen Rat zu hören, und ich habe ihn dir gegeben«, sagte der Pastor zum Abschluss seines Vortrags. »Erlaube den Zauberern, Hüter der Rundwelt zu sein. Zugegeben, sie neigen zur Überheblichkeit und irren sich oft, aber letztendlich suchen sie die Wahrheit, wenn auch durch Ausprobieren, und so sollte es sein. Die Suche nach Wahrheit mag von Fehlern begleitet sein, aber die Suche selbst ist von unschätzbarem Wert.«
    Vetinari nickte und ergriff seinen Hammer.
    »Exzellenz!«, rief Hochwürden Glaubfest. »Das ist nur die Meinung eines Mannes. Ich kann ein Dutzend Zeugen benennen, die diesen Ansichten widersprechen, darunter Personen von höchstem Rang.« Er sank auf die Knie, nahm die Haltung eines Betenden ein und intonierte: »So wahr Om mein Zeuge ist! Ich rufe Dich, den Großen Gott …«
    Die Luft waberte kurz, und es erschien ein imposanter Mann in einem tadellos sitzenden Anzug und mit ebenso tadellosem Haar. Er blickte auf Glaubfest hinab und seufzte. »Ach, du bist es, schon wieder . Ich bin tatsächlich dein Zeuge, aber du rufst nicht mich, Hochwürden, sondern ich rufe dich. Immerhin gibt es

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