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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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weniger hoch entwickelten Lebensformen, aber Gott hatte keinen Anteil an diesem Prozess.« Die wissenschaftlichen Zahlen, die auf vielfältigem Beweismaterial beruhen, stellen die ersten Mitglieder des Genus Homo in eine Zeit vor etwa 2,5 Millionen Jahren und den Beginn von Homo sapiens – des modernen Menschen – an einen Zeitpunkt vor 400 000 bis 250 000 Jahren.
    Wir haben die Junge-Erde-Kreationisten in Kapitel 2 erwähnt. Sie argumentieren, die Bibelforschung datiere die Erschaffung des Menschen auf eine Zeit vor höchstens zehntausend Jahren, und da sowohl der Planet als auch die Menschheit im Abstand von wenigen Tagen erschaffen wurden, muss die Erde selbst weniger als zehntausend Jahre alt sein. Wie wir gesehen haben, gibt es zahlreiche und konsistente wissenschaftliche Beweise dafür, dass der Planet viel älter ist – sie treffen sich bei etwa 4,5 Milliarden Jahren und stammen aus einer Vielzahl unabhängiger Gedankengänge, die alle durch Beobachtungen gestützt werden. Wenn man jedoch darauf besteht, dies alles zu leugnen, gibt es dafür eine geradlinige Methode: Die wissenschaftliche Sichtweise beruht auf logischen Schlussfolgerungen, nicht auf unmittelbarer eigener Erfahrung.
    Es wirkt aber seltsam, dass ein Schöpfergott sich vor weniger als zehntausend Jahren die außerordentliche Mühe gemacht haben sollte, seine Schöpfung in jeder Hinsicht Milliarden Jahre alt erscheinen zu lassen, mitsamt Menschen, die seit Hunderttausenden von Jahren existieren. Es könnte eine Probe der Glaubensstärke sein, die universelle Ausschlussbedingung, aber das wäre ein sonderbarer Grund für eine Irreführung der eigenen Schöpfung.
    Das Schildkröten-Elefanten-Universum kommt frühzeitig in Stephen Hawkings üppigem Bestseller Eine kurze Geschichte der Zeit vor. Er erzählt uns, wie ein berühmter Wissenschaftler, möglicherweise Bertrand Russell* [* In Variablenbeschränkungen in der Syntax (1967) schreibt der Linguist John R. Ross, es sei der Psychologe und Philosoph William James gewesen. In anderen Quellen wird der Wissenschaftler abwechselnd als Arthur Stanley Eddington, Thomas Huxley, Linus Pauling, Carl Sagan identifiziert. Weitere Wissenschaftler hier einfügen.], einen öffentlichen Vortrag hielt und erklärte, wie die Erde um die Sonne kreist und die Sonne an der Rotation der Galaxis teilnimmt. Als er zu Fragen einlud, beschwerte sich eine sprichwörtliche kleine alte Dame, seine Theorien seien Unsinn: Die Welt sei flach und liege auf dem Rücken einer Riesenschildkröte. »Und worauf steht die Schildkröte?«, wollte der Vortragende wissen. »Sie sind sehr schlau, junger Mann«, sagte die alte Dame. »Aber da stehen lauter Schildkröten aufeinander, bis ganz unten!«
    Ehe die Urknall-Theorie zur orthodoxen Lehrmeinung wurde, hingen die Kosmologen der Theorie vom stationären Zustand an: Das Universum hat schon immer existiert und ist im Wesentlichen statisch. Obwohl sie diese Theorie inzwischen aufgegeben haben, finden viele Leute sie passender als jede Theorie mit einem Ursprung. Insbesondere scheint ein Ursprung einen Vorgänger zu erfordern, also scheint die Frage »Was geschah vor dem Urknall?« natürlich zu sein.
    Bis vor Kurzem hätten die meisten Kosmologen geantwortet, dass es, da die Zeit mit dem Urknall begann, kein Vorher gab : als hätte jemand gefragt, was nördlich des Nordpols liegt. In den letzten Jahren fragen sich aber viele Kosmologen, ob nicht vielleicht etwas Interessanteres im Gange sein könnte und ob es eine sinnvolle Folge von Ereignissen gebe, die zum Urknall führten – die sich also im kausalen, wenngleich nicht im wortwörtlich zeitlichen Sinn »vorher« ereignet hätten. In Hirngespinste der Wirklichkeit haben Ian und Jack geschrieben:
    Die meisten Leute scheinen mit »Es ist schon immer so gewesen« völlig zufrieden zu sein und finden es nicht schwierig, sich ein Universum vorzustellen, das endlos weit in der Zeit zurückreicht. Aber fast jeder findet einen unendlichen Stapel von Schildkröten abwegig … Warum also sind wir mit einem unendlichen Stapel von Kausalität zufrieden, wo das heutige Universum auf dem Rücken des von gestern liegt und das wiederum auf dem Rücken des Universums von vorgestern? Lauter Universen, bis ganz zurück!
    Mathematische Berechnungen zeigen, dass ein unendlicher Stapel von stationären Schildkröten sich in einem Universum tragen kann, in dem die Gravitation eine konstante Kraft ist und in einer festgelegten Richtung (nennen wir sie

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