Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)
Erde und eine Schildkröte zur Trägerin des Elefanten zu machen«. – Anm. d. Übers. ] In Warum ich kein Christ bin erwähnt Bertrand Russell »die Ansicht der Hindus, die Welt ruhe auf einem Elefanten, und der Elefant stehe auf einer Schildkröte«, und er fügt hinzu: »Als man ihn fragte: ›Und was ist mit der Schildkröte?‹, sagte der Inder: ›Sprechen wir von etwas anderem!‹« Die Geschichte mit Elefant und Schildkröte bleibt weiter im Schwang, doch es ist eine Fehldeutung hinduistischer Glaubensvorstellungen, die zwei verschiedene mythische Wesen in einen Topf wirft: die Weltschildkröte und den Weltelefanten. Eigentlich bietet die indische Mythologie drei verschiedene Arten von welttragenden Geschöpfen: Schildkröte, Elefant und Schlange, wobei die Schlange wohl am wichtigsten ist.
Diese Geschöpfe treten in verschiedenen Erscheinungsformen auf. Der häufigste Name der Weltschildkröte ist Kurma oder Kumaraja. Nach dem Shatapatha Brahmana ist ihre obere Schale der Himmel, die untere die Erde und ihr Körper die Atmosphäre. In der Bhagavata Purana wird sie »Akapura« genannt – »unbegrenzt«. 1838 veröffentlichte Leveson Vernon-Harcourt Die Lehre von der Sintflut , deren Zweck aus dem Untertitel erhellt: worin der biblische Bericht von den Zweifeln befreit wird, denen er kürzlich durch geologische Spekulationen unterzogen wurde . Darin schrieb er von einer Schildkröte namens Chukwa, auf der der Meru ruht. Dieser Berg ist sowohl in der hinduistischen als auch in der buddhistischen Kosmologie heilig, er ist der physische, spirituelle und metaphysische Mittelpunkt des Universums, wo Brahma und die Halbgötter ihren Wohnsitz haben. Vernon-Harcourt schreibt die Geschichte einem Astronomen zu, der sie Bischof Heber »in der Vidyalaya-Schule in Benares« vorgetragen habe. Da das Wort »vidyalaya« auf Sanskrit »Schule« bedeutet, kann man dem Bericht schwerlich viel Glauben schenken. Brewer’s Dictionary of Phrase and Fable enthält den Eintrag » Chukwa. Die Schildkröte am Südpol, auf der die Erde ruhen soll«, aber es gibt wenig Belege, die diese Aussage stützen. Im Ramayana jedoch erscheint Chukwa als Name eines Weltelefanten, auch bekannt als Mahapadma. Höchstwahrscheinlich sind verschiedene mythologische Wesenheiten verwechselt und ihre Geschichten kombiniert worden.
Manche Quellen besagen, dass Chukwa die erste und älteste Schildkröte ist, die im Urozean aus Milch schwimmt und die Erde trägt. Bei manchen wird auch der Elefant Mahapadma zwischengeschaltet. Diese Geschichte scheint in den Puranas aufzutauchen, die aus der Gupta-Zeit (320 – 500) stammen. Ob die Inder diesen Mythos glaubten – außer in einem rituellen Sinn –, ist fraglich. Indische Astronomen der Gupta-Zeit wussten, dass die Erde rund ist, und vielleicht wussten sie sogar, dass sie die Sonne umkreist. Vielleicht gab es auch damals »Priester« und »Wissenschaftler« – menschen- und universumbezogene Denker.
Der Milchozean erscheint auf einem der berühmtesten Reliefs an einer der großen Welterbe-Stätten, am von den Khmer errichteten Tempelkomplex von Angkor Wat in Kambodscha. In einer Version der Hindu-Mythologie war der Milchozean eins der sieben Meere, die sieben Welten in konzentrischen Ringen umschließen. Horace Hayman Wilsons 1840 erschienene Übersetzung der Vishnu Purana berichtet, dass der Schöpfergott Hari (auch als Wischnu und Krischna bekannt) alle anderen Götter anwies, Arzneikräuter in das Milchmeer zu werfen und den Ozean zu buttern, um Amrit zu erzeugen, die Speise der Götter. Allerlei Götter wurden aufgefordert, den Berg Mandara als Butterstab zu benutzen, indem sie die Schlange Vásuki wie ein Seil darumwanden. Hari selbst in Gestalt einer Schildkröte diente als Lager für den Berg, während er umgedreht wurde.
Gegen 1870 übertrug Ralph Griffith das Ramayana* [* Unter dem Titel The Rámáyan of Válmíki .] in Verse. Gesang 45 im Buch 1 berichtet, dass es nicht so glatt ging wie erhofft. Als die Götter und Dämonen mit dem Buttern des Milchozeans fortfuhren, wurde ein grundlegender technischer Fehler sichtbar:
Mandars Berg, gedreht im Rund,
bohrt sich durch der Erde Grund.
Sie baten Wischnu, »Mandars bedrohliche Last« auf sich zu nehmen. Er erfüllte die Bitte und verfiel auf eine ideale Lösung:
Zur Rettung nahte Wischnu bald
in einer Schildkröte Gestalt,
legte sich in des Ozeans Bett,
damit der Berg ein Lager hätt.
Obwohl sie in der Kosmologie der Scheibenwelt
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