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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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»unten«) wirkt. Dieser ziemlich unwahrscheinliche Aufbau funktioniert, weil die Schwerkraft, die auf jede Schildkröte wirkt, genau ausgeglichen wird durch die Reaktionskraft, und zwar an der Stelle, wo sie auf der Schildkröte unter ihr steht, sodass Newtons dritter Satz – Wirkung gleich Gegenwirkung – nicht verletzt wird. Ebenso gibt es in einem unendlichen Stapel von Universen keine Probleme mit der Kausalität: Jedes wird vom vorangehenden bewirkt, also hat jedes Universum eine Ursache. Psychologisch sind Menschen mit einem unendlichen Kausalitätsstapel vollauf zufrieden, aber einen unendlichen Stapel Schildkröten finden wir lächerlich.
    Wir scheinen unendliche Kausalitätsstapel auf ziemlich unkalkulierbare Weise zu akzeptieren oder abzulehnen. In seinen 1779 veröffentlichten Dialogen über natürliche Religion lehnte der Philosoph David Hume ein Beispiel ab, das er einen »unendlichen Fortgang« nannte. Der Zusammenhang war eine Erörterung eines Schöpfergottes als Erklärung für die materielle Welt. Die sich aufdrängende Frage »Wer schuf Gott?« führt nur zu natürlich auf »lauter Schöpfer, bis ganz zurück«, einen Gedankengang, den Hume ausschließen wollte. Er sagt:
    Haben wir nicht denselben Grund, diese ideale Welt auf eine andere ideale Welt, auf ein neues denkendes Prinzip zurückzuführen? Oder wenn wir hier einhalten und nicht weitergehen, warum so weit gehen? Warum nicht bei der materiellen Welt stehen bleiben? … Und dann, welches Genüge ist in diesem unendlichen Fortgang? … Wenn die materielle Welt auf einer ähnlichen idealen Welt beruht, so muss diese ideale Welt wieder auf einer anderen beruhen, und so fort ohne Ende. Es wäre deshalb besser, über diese materielle Welt überhaupt nicht hinauszusehen. Nehmen wir an, sie enthält das Prinzip ihrer Ordnung in sich selbst, so behaupten wir in Wirklichkeit, sie sei Gott; und je eher wir zu diesem göttlichen Wesen kommen, desto besser. Wenn Ihr einen Schritt über das Weltsystem hinausgeht, so erregt Ihr bloß einen Forscherdrang, dem zu genügen stets unmöglich ist.
    Kurzum, wenn wir Gott mit dem materiellen Universum identifizieren, brauchen wir nicht weiterzugehen, und das ist großartig, denn es hindert uns, weitere peinliche Fragen zu stellen. Allerdings scheint es zu implizieren, dass das Universum sich selbst erschaffen hat. Und das scheint genau den Gedankengang offenzulassen, den Hume auszuschließen versuchte.
    Andere wissenschaftliche Fragen können auf vergleichbare Weise von der menschlichen Psychologie beeinflusst werden. Es ist schwer, sich Einsteins gekrümmten Raum vorzustellen (obwohl manch geübter Mathematiker oder Physiker es kann), weil wir törichterweise fragen: »Worum gekrümmt?« Die Antwort lautet, dass er nicht um etwas herum gekrümmt ist – er ist einfach gekrümmt. Seine natürliche Metrik – das mathematische Entfernungsmaß – ist nicht flach. Der Raum scheint sich zu bauschen oder aufzufächern, verglichen mit dem naiven Modell, das auf der euklidischen Geometrie beruht. Andererseits haben wir keinerlei Probleme mit einer unendlichen euklidischen Ebene oder ihrer dreidimensionalen Entsprechung, dem Raum. Es kommt uns nie in den Sinn, zu fragen: »Flach wo entlang?« Aber das ist eine ebenso sinnvolle (oder sinnlose) Frage.
    Diese kognitiven Einschränkungen scheinen von dem Raummodell herzurühren, das die Evolution unserem Hirn mitgegeben hat, und das scheint euklidisch zu sein. Möglicherweise ist es das einfachste Modell, welches zu unserer Erfahrung der näheren Welt passt, extrapoliert auf die einfachste Weise, damit der Raum keine Begrenzung hat. Was uns nicht zupasskäme, denn wir sehen keine Begrenzung. Unser Geist ist sehr provinziell. Unser Kausalitätsmodell entwickelte sich vermutlich so, dass es Folgen von Ereignissen gerecht wird, die in unserer unmittelbaren Nachbarschaft vorkommen, in der Welt der menschlichen Größenordnungen.
    Wenn es hart auf hart geht zwischen der Theorie, dass die Zeit einen bestimmten Ursprung hat, der ein endliches Stück in der Vergangenheit liegt, und der Theorie, dass sie keinen hat und immer da gewesen ist, so haben beide innewohnende Mängel. Das weist darauf hin, dass wir nicht die richtige Frage im Sinn haben. Unsere Sicht auf das Universum ist vielleicht ebenso beschränkt und unvernünftig, wie es die welttragenden Tiere der alten Kulturen waren. Künftige Wissenschaftler werden vielleicht den Urknall und vier Elefanten, die auf einer

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