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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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wir ziehen eine Menge von geraden Linien, die in der Lichtquelle beginnen, den Spiegel treffen und zurückgeworfen werden – möglicherweise unter ungleichen Winkeln.
    Nun gibt es im Ozean aller möglichen Quantenzustände tatsächlich Photonenwege, die alle diese klassischen Wege nachzeichnen. Doch wenn wir die Orte, an denen der Strahl auf den Spiegel trifft, verändern und versuchen, diesen Strahl als Summe der nächstgelegenen Quantenzustände zu synthetisieren, funktioniert es nicht. Damit die ursprüngliche Menge der Photonenwege den ursprünglichen Strahl korrekt verkörpert, müssen diesen Wegen Wahrscheinlichkeiten zugewiesen werden, die nahe diesem Strahl konzentriert sind. Die Wege nahe bei einem unterschiedlichen Strahl haben dann die falschen Wahrscheinlichkeiten, als dass sie den alternativen Strahl verkörpern könnten. Kurzum, wir können den Punkt nicht verändern, an dem der klassische Strahl auf den Spiegel trifft. Aber dann sind Wege, die in einem unterschiedlichen Winkel abgehen, überhaupt nicht klassisch; in der klassischen Physik sind sie unmöglich, weil klassische Strahlenwege dem Reflexionsgesetz gehorchen.
    Dieses Gedankenexperiment mit einem Mini-Universum, das einen Spiegel und einen Lichtstrahl enthält, scheint zu bedeuten, dass die betreffende Quantenüberlagerung einen einzigen klassischen Zustand festlegt und dass sie nicht in mehrere verschiedene klassische Zustände auseinandergezogen werden kann. Vielleicht gibt es eine schlaue Methode, das zu erreichen, aber nicht in der Welt des Zufalls und der reflektierten Strahlen. Kurz gesagt: Obwohl dieses Mini-Universum unendlich viele verschiedene Quantenzustände besitzt, gibt es exakt eine Überlagerung, die den klassischen Gesetzen folgt. Da das für dieses einfache Mini-Universum zutrifft, ist etwas Ähnliches vermutlich für komplexere Universen wahr. Insbesondere heißt das, dass zwar die klassische Geschichte, in der Hitler den Zweiten Weltkrieg verloren hat, in Myriaden von Quanten-Alternativen auseinandergezogen wird, doch diese Zustände legen eine einzige klassische Abfolge fest, nämlich die, in der Hitler den Zweiten Weltkrieg verloren hat. Zudem kann dieser Zustand nicht zu verschiedenen klassischen Abfolgen auseinandergezogen werden, indem man die Quantenzustände unterteilt, aus deren Gesamtheit sich der Zustand ergibt.
    Wenn dieses Argument korrekt ist, gibt es keinen Grund zu der Annahme, die einzelnen Quantenzustände seien etwas anderes als nützliche mathematische Fiktionen.
    Das Hauptproblem, welches Schrödingers Katze zugrunde liegt, ist nicht die Quantenüberlagerung; es ist unser Unvermögen, Beobachtungen in der Quantenmechanik so im Modell zu fassen, dass es mit der tatsächlichen experimentellen Apparatur korrespondiert. Anstatt zuzugeben, dass wir nicht sagen können, was geschieht, wenn wir die Welt beobachten und nur einen Zustand von vielen potenziell möglichen finden, bestehen wir darauf, dass das ganze Universum sich immerzu in Teile aufspalten muss, die alle möglichen Ergebnisse umfassen. Das ist so, als beharrte man darauf, dass das ganze Universum sich um eine feststehende Erde dreht, anstatt zuzugeben, dass vielleicht vielmehr die Erde sich dreht.
    Nachdem viele Dinge nicht geschahen, als Sie ins Dasein traten – was ist mit denen, die geschahen? Waren viele von ihnen zufällige Würfe der genetischen Würfel, als eine Samenzelle mit diesen Genen ihr Ziel erreichte und zweihundert Millionen es verfehlten? Oder eine bestimmte Kanonenkugel riss ihm den Arm ab und verfehlte alles andere … oder tötete andere Menschen? Waren andere – vielleicht alle – Ereignisse strikt durch das vorgegeben, was im Augenblick zuvor passierte, was wiederum vom Geschehen im Augenblick zuvor determiniert war? Müssen wir zwischen allem, was geschieht, nach dem Glück des Zufalls wählen, oder ist alles strikt kausal und determiniert, vom Urknall bis heute und in alle Zukunft? Sodass nur eine Zukunft jemals möglich war?
    Die ersten Kapitel von Daniel Dennetts Freiheit entwickelt sich zeigen schlüssig, dass wir nicht zwischen diesen beiden Fällen entscheiden können und es niemals vermögen werden. Es sind keine wirklichen Wahlmöglichkeiten: determiniert/indeterminiert ist die falsche Richtung, weil wir niemals wissen können, was davon zutrifft. Der Unterschied hat nur in einem Gedankenexperiment Sinn, in dem wir das ganze Universum abermals ablaufen lassen, ausgehend von einem identischen Zustand, und dann

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