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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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und die Stelle, von der es stammt. Später könnte die Gravitation von Sonne und Mond die Erdumdrehung auf den gegenwärtigen 24-Stunden-Tag verlangsamt haben. Robin Canup hat ähnliche Ergebnisse mit Simulationen erhalten, bei denen die Erde nur wenig schneller als heutzutage rotierte und der stoßende Körper größer war als der Mars.
    Das ist ein Fall, in dem Pan narrans von einer spannenden Geschichte so fasziniert war, dass wir vergaßen, wozu die Geschichte eigentlich erfunden worden war. Die Übereinstimmung, die sie erklären sollte, geriet aus dem Blickfeld, und eine neue Erzählung setzte sich durch, in der die Übereinstimmung in den Hintergrund geriet. Aber nun überdenkt der geschichtenerzählende Affe die ganze Geschichte neu – und diesmal widmet er der Fragestellung hinreichende Aufmerksamkeit.
    Die größte Ursprungs-Frage, philosophisch gesprochen, ist die nach dem Ursprung des Universums, worauf wir in Kapitel 18 zu sprechen kommen werden. Davon abgesehen ist der rätselhafteste Ursprung – der uns viel nähergeht – der des Lebens auf der Erde.
    Wie sind wir hierhergekommen?
    Unser eigenes Unvermögen, Leben von Grund auf zu erschaffen oder auch nur zu verstehen, wie »es« funktioniert, führt uns zu dem Glauben, die Natur müsse etwas ziemlich Bemerkenswertes vollbracht haben, um Leben hervorzubringen. Diese Überzeugung kann zutreffend sein, aber durchaus auch verfehlt, denn eine komplexe Welt braucht nicht in einfachen Begriffen verständlich zu sein. Leben könnte praktisch unvermeidlich sein, wenn die Mischung potenzieller Zutaten reichhaltig genug wird, ohne dass es dabei ein bestimmtes, auf einer Postkarte zusammenfassbares Geheimnis gibt. Aber Naturerscheinungen zu erklären, erfordert eine überzeugende Geschichte auf der menschlichen Ebene. Ebendas bedeutet »erklären« für den Pan narrans . Die Geschichten, die Wissenschaftler über den Ursprung des Lebens erzählen, sind jedoch meistens schwierig und komplex, vor allem dann, wenn es ans Einfügen von Einzelheiten geht. Was wahrscheinlich geschehen ist, lässt sich nicht in eine Geschichte überführen. Selbst wenn wir zurückreisen und nachsehen könnten, was wirklich geschehen ist, würden unsere Beobachtungen vermutlich nicht viel Sinn ergeben.
    Dennoch können wir nach Geschichten suchen, die nützliche Einsichten liefern.
    Das wissenschaftliche Denken über den Ursprung des Lebens betrachtet meistens zwei Phasen: die probiotische und die biotische. Oft wird das Problem noch weiter vereinfacht – auf anorganische Chemie vor der Entstehung des Lebens und auf organische danach. Das sind die beiden großen Zweige der Chemie. Die organische Chemie befasst sich mit den großen und komplexen Molekülen, die aus zahlreichen Kohlenstoffatomen gebildet werden können, und die anorganische Chemie ist für alles andere zuständig. Und Leben, wie es derzeit auf der Rundwelt existiert, macht in wesentlichem und umfassendem Maß von der organischen Chemie Gebrauch. Es gibt jedoch keinen guten Grund für die Vorstellung, der Ursprung des Lebens passe fein säuberlich in dieses bequeme, aber ziemlich willkürliche Paar von Kategorien. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit existierten organische Moleküle, bevor es lebende Organismen gab, die sie verwerten konnten. Wenn man also versucht, den Ursprung des Lebens als ein plötzliches Umschalten von anorganischer zu organischer Chemie zu verstehen, begeht man einen Fehler, indem man zwei verschiedene Unterscheidungen verwechselt.
    Ja, es gab eine Zeit vor dem Leben und eine Zeit, in der das Leben begann. Aber es gab keinen plötzlichen Ursprung, als hätte man das Licht eingeschaltet. Es gab eine Periode, vielleicht eine ziemlich lange – Hunderte von Jahrmillionen –, der sogenannten Mesobiosis. Das ist eine sowohl anorganische als auch organische Chemie, die zum Leben wird . Die Reise, nicht der Start- oder der Zielpunkt.
    Eine große Anzahl von alternativen Wegen sind vorgeschlagen worden, auf denen das Leben entstanden sein könnte. In den 1980er-Jahren zählte Jack 35 plausible Theorien, und inzwischen müssen es Hunderte sein. Es ist ernüchternd, uns zu vergegenwärtigen, dass wir vielleicht niemals erfahren werden, welchen dieser Wege die Entwicklung tatsächlich genommen hat. Und das ist sogar recht wahrscheinlich. Der tatsächliche Weg könnte durchaus einer von Tausenden gewesen sein, an die wir nicht gedacht haben. Manchen von uns genügt eine Darlegung, die in der Chemie beginnt und

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