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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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in einfacher Biochemie ihr Ziel erreicht. Andere werden darauf bestehen, dass Leben auf Bakterienniveau künstlich im Labor erzeugt wird, ehe sie überzeugt sind, dass die Abfolge von Schritten funktionieren kann. Noch andere werden einen künstlichen Elefanten sehen wollen, aus Chemikalien in Flaschen synthetisiert, und dann immer noch behaupten, irgendjemand habe geschummelt.
    Viele von Ihnen dürften überzeugt sein, dass sich Leben so sehr vom Leblosen, sogar von eben erst Verstorbenen unterscheidet, dass keine Darlegung einer mehr oder weniger kontinuierlichen Abfolge von Schritten plausibel sein kann. Diese Überzeugung gründet teilweise in unserer Neurophysiologie: Wir verwenden unterschiedliche Gebiete unseres Gehirns, um an lebende oder anorganische Wesenheiten zu denken, an Mäuse oder Steine. Es fällt uns daher schwer, Gedankenketten zu bilden, die von Steinen zu Mäusen führen oder auch nur von der Schulchemie zu »Bazillen«. Stattdessen verfallen wir auf Konzepte wie die Seele, die eine klare Unterscheidung zwischen der Art und Weise bildet, wie wir über einen lebenden Menschen denken, und der ganz verschiedenen Art und Weise, über einen toten Körper zu denken.
    Wir werden einige der plausiblen Darlegungen vom Ursprung des Lebens zusammenfassen. Erfreuen Sie sich an den vielfältigen Ideen, die sie bieten, ebenso wie an den unterschiedlichen Denkweisen über das Problem, das sie illustrieren! Wir haben in den Gelehrten der Scheibenwelt und in den Folgebänden mehrfach über die Ursprünge des Lebens geschrieben, also wollen wir versuchen, es diesmal ein wenig anders darzulegen. Die Virengeschichte am Ende ist beispielsweise ziemlich neu. Sie stand um das Jahr 2000 recht still im Hintergrund, wurde aber 2009 in einem Artikel von Harald Brüssow der Diskussion zugänglich gemacht. Um sie in den richtigen Zusammenhang zu stellen, müssen wir einige der früheren Hypothesen betrachten.
    Das wichtigste frühe Experiment wurde von Stanley Miller durchgeführt, der in den 1950er-Jahren in Harold Ureys Labor arbeitete. Er imitierte die Auswirkungen von Blitzen auf eine Mischung von Gasen, die der tatsächlichen Uratmosphäre der Erde recht nahekam: Ammoniak, Kohlendioxid, Methan und Wasserdampf. Zuerst erhielt er verschiedene schädliche Gase wie Blausäure und Formaldehyd, beides recht starke Gifte. Das ermutigte ihn, weil »Gift« keine Eigenschaft an sich ist, sondern eine Wirkung auf lebende Organismen beschreibt. Die meisten Gase haben mit dem Leben überhaupt nichts zu tun. Weitere Durchläufe des Experiments brachten Aminosäuren hervor, die für das Leben zu den wichtigsten Chemikalien gehören, weil sie sich zu Proteinen zusammenschließen. Er fand auch verschiedene andere kleine organische Moleküle.
    Zu verstehen, wie diese Moleküle entstanden, wäre sehr kompliziert, aber das Experiment zeigt, dass die Natur das Ergebnis ohne besondere Mühe erreichen kann. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, irgendetwas außer gewöhnlicher Chemie nach den physikalischen und chemischen Gesetzen sei an Millers Experimenten beteiligt gewesen. Wir können plausible Wege aufzeigen, wie sich Atome und Moleküle verbinden und verändern. Dies geschieht ständig, darum existiert das Fach »Chemie«. Mit in vernünftigem Maß detaillierten Modellen könnte man die hauptsächlichen Schritte erfassen – aber die Wirklichkeit ist höchstwahrscheinlich komplizierter als diese Modelle. Das ist ein wichtiges Prinzip: Was uns kompliziert erscheint, kann für die Natur einfach sein.
    Bei Wiederholungen jenes Experiments mit verschiedenen plausiblen Atmosphären wurden viele andere organische Verbindungen gewonnen, zum Beispiel Zucker und sogar die Basen, die sich zu DNS und RNS zusammenschließen, Schlüsselmolekülen des Lebens auf der Erde. Die DNS und ihre Doppelhelix haben wir schon erwähnt, und heutzutage ist sie jedenfalls sehr gut bekannt. RNS , was für »Ribonukleinsäure« steht* [* Man findet oft auch die englische Abkürzung RNA. – Anm. d. Übers. ], ist weniger bekannt; sie ähnelt der DNS , ist aber einfacher. Mit wenigen Ausnahmen bildet die RNS einen einzigen Strang anstelle von zwei umeinandergeschlungenen Strängen. Spezielle Formen der RNS haben vitale Bedeutung für die Entwicklung eines Organismus.
    Diese beiden Moleküle können ohne Weiteres in den Urmeeren vorhanden gewesen sein, wahrscheinlich waren sie sogar unvermeidlich. Zudem wissen wir heute, dass viele Meteoriten diese einfachen

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