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Das juengste Gericht

Das juengste Gericht

Titel: Das juengste Gericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Scheu
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auch. Ich habe ihm alles überlassen, da ich andere Interessen hatte.«
    Zu gerne hätte sich Schreiner nach diesen Interessen erkundigt. Ihm war allerdings klar, dass dies nichts mehr mit dem Fall zu tun gehabt hätte. »Es kam dann zur Scheidung?«
    »Ja! Unsere Lebensinhalte lagen zu weit auseinander. Bevor wir auf die Schieflage der Bank zu sprechen kamen, haben Phillip und ich die wirtschaftlichen Verhältnisse erörtert. Dazu ist zu ergänzen, dass ich bei der Scheidung von Phillip einen ordentlichen Teil des Zugewinns während der Ehe verlangt und in bar erhalten habe. Phillip ist sehr wohlhabend. Außerdem war es mein Recht. Das Geld stand mir zu. Dafür habe ich keine Ansprüche mehr auf die Immobilien geltend gemacht. Das Haus, in dem ich wohne, habe ich geerbt.«
    Jetzt wurde Schreiner klar, warum Ellen Krawinckel bei ihrem Besuch in der Staatsanwaltschaft die erste Frau ihres Mannes gegenüber Diener als geldgierig bezeichnet hatte. »Herr Krawinckel besitzt Häuser als Kapitalanlage?«
    Sie nahm einen kleinen Schluck Kaffee. »Nicht nur. Auch privat ist er Eigentümer etlicher Häuser, die aber fast alle im Ausland liegen. In Deutschland gehört ihm nur die Villa in Bad Homburg und das Wochenendhaus im Vogelsberg.«
    Schreiner stutzte. »Von diesem Objekt weiß ich noch gar nichts. Können Sie mir sagen, wo es genau liegt?«
    »Kein Problem. Es liegt hinter Freiensteinau, Richtung Salz. Wollen Sie die genaue Adresse und die Hausnummer?«
    Als Schreiner nickte, griff Veronika Janssen nach einem Kästchen auf der untersten Etage des Glastischs, holte einen Notizzettel und einen Kuli heraus, schrieb etwas auf und reichte Schreiner das Papier. Er steckte es in die Brusttasche seines Polohemds. »Danke. Ist das auch so ein hochwertiger Bau wie die Villa in Bad Homburg?«
    Wieder ließ Frau Janssen ihr kindliches Lachen hören. »Nein, nein. Das ist ein ganz kleines Haus, teilweise sogar aus Holz. Es ist nicht einmal vollständig unterkellert.«
    Die letzte Bemerkung ließ Schreiner hellhörig werden. Ihm fiel plötzlich eines der Bilder von Sunita ein. »Was bedeutet das? Das habe ich noch nie gehört. Gibt es einen halben Keller, oder wie muss ich mir diese Bauweise vorstellen?«
    Veronika Janssen schien sein gewachsenes Interesse nicht bemerkt zu haben. »Das ist ein Räumchen unter dem Flur. Es ist ganz klein. Der größte Gegenstand darin dürfte eine riesige Wasseruhr sein. Eine Art Leiter führt hinunter. Warum der Raum gebaut wurde, weiß ich nicht. Ich war selbst nie dort, habe nur Fotos gesehen und Phillips Erzählungen in Erinnerung.«
    »Wie kam denn Ihr Ex-Mann an dieses Objekt? Es dürfte doch gar nicht standesgemäß sein.«
    »Sagen wir, es war vom Komfort, dem Klima und der Lage her nicht auf unseren Lebensstil zugeschnitten. Die Toskana hätte mir persönlich mehr zugesagt. Trotzdem ist Phillip immer mal hingefahren. Was er dort gemacht hat, weiß ich nicht genau. Er erzählte mir einmal, dass er mitten in der Natur am besten nachdenken könne, ungestört sei und sich selbst gehöre.«
    »Das beantwortet nicht meine Frage.«
    »Ich habe Ihre Frage nicht vergessen. Sie haben vorhin einen Namen erwähnt, auf den ich nicht so gut zu sprechen bin. Dennoch müssen wir jetzt wohl über ihn reden. Das Haus gehörte ursprünglich Herrn Beuchert. Etwas Besseres konnte er sich nicht leisten. Er benötigte vielleicht manchmal einen Unterschlupf, um vor seinen zahlreichen Gläubigern zu fliehen und seiner Ehefrau aus dem Weg zu gehen. Phillip hat sich das Haus als Gegenleistung für die Hilfe aus einer finanziellen Klemme von Beuchert übereignen lassen.«
    »Warum können Sie Herrn Beuchert nicht leiden?«
    Veronika Janssen schickte der Antwort wieder ihr Kinderlachen voraus. »Das haben Sie schön formuliert. Nein, es hat nichts damit zu tun, dass ich eine Abneigung gegen Herrn Beuchert hätte. Er ist von schlichter Wesensart. Im Übrigen hat er in allen Dingen, die er unternimmt, keinen Erfolg. Warum soll ich für einen derartigen Menschen ein Gefühl aufbringen? Er existiert für mich nicht. Ich nehme ihn nicht wahr. Das ist alles.«
    Die Körpersprache von Frau Janssen ließ es Schreiner klug erscheinen, ein anderes Thema anzusprechen. »Ihr Ex-Mann hat eine Schwester, die krank ist. Er soll sich sehr um sie kümmern, sie allerdings seit einiger Zeit versteckt und isoliert halten. Können Sie mir die Hintergründe erläutern?«
    »Es ist wohl kein Zufall, dass Sie diese Frage im Zusammenhang mit dem

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