Das juengste Gericht
lachte. »Mit Erfolg, mein Lieber. Wir haben das Ding gefunden.«
»Wie man sagt, war das nicht das alleinige Resultat. So um die zehntausend Forellen sollen dabei verendet sein.«
»Wo gehobelt wird, fallen Späne. Komm, wir gehen da drüben nach links zu den Kaffeetischen. Vielleicht ist die Armada der Polizei bereits eingetroffen.«
Tatsächlich sahen sie wenige Schritte weiter Schreiner und Köhler bereits an einem Tisch sitzen. Sie gesellten sich hinzu, begrüßten sich, tauschten einige flapsige Bemerkungen bis zum Erscheinen der Bedienung aus und gaben ihre Bestellungen auf.
Dann berichtete Schultz über seinen Besuch bei Frau Reiche. »Wir sind damit ein ganzes Stück weitergekommen. Aus den Malereien von Sunita können wir einen ausreichenden Verdacht für einen sexuellen Missbrauch herleiten, um beim Amtsrichter Durchsuchungsbeschlüsse zu beantragen. Allerdings müssen wir jetzt erst einmal unsere Ermittlungsergebnisse zusammentragen, um uns darüber klar zu werden, wo wir zuschlagen. Die Bilder sprechen Bände. Wir müssen noch ein paar Dinge aufklären. So meinte Frau Reiche, dass wir zur Untermauerung der Beweiskraft der Zeichnungen vor allem das auf dem ersten Bild gemalte Studio finden müssten.«
Schreiner schlug sich vor die Stirn, weil ihm gerade ein lange verschollener Gedanke wiedergekehrt war. »Das haben wir schon. Ich will aber niemandem vorgreifen.«
Schultz schaute ihn an. »Ich bin gespannt, was Sie uns nachher zu berichten haben. Aber machen wir ruhig der Reihe nach weiter. Dann müssen wir weniger Angst haben, dass etwas vergessen wird.«
Die Bedienung kam und stellte die bestellten Getränke und den Kuchen ab. Schultz steckte sich rasch ein Stück Apfelkuchen mit Sahne in den Mund, schluckte und ergriff wieder das Wort. »Wie wäre es jetzt mit Ihnen, Herr Köhler?«
Köhler legte seine Kuchengabel auf den Teller und lehnte sich zurück. Er gab eine knappe Zusammenfassung der Aussagen des Taxifahrers El Nasri. »Erstaunlich, mit welchen einfachen Hilfsmitteln manchmal die Menschen sich merken können, was sie beobachtet haben. Ich hätte nicht im Traum für möglich gehalten, dass er außer der Fahrzeugbeschreibung noch mit einem größeren Teil des Kennzeichens aufwarten würde.«
Wie es seine Art war, machte Köhler eine kleine Pause und nahm einen Schluck Kaffee. Schreiner machte eine ungeduldige Handbewegung. »Jetzt spanne uns nicht länger auf die Folter. Du hast doch bestimmt nachgeforscht, ob der Halter des fliederfarbenen Jaguars wirklich Richard Wagner heißt.«
»Das tut er nicht. Sein Name ist Rainer Wegmann.«
Köhler legte wieder eine Pause ein. Er schmunzelte. Schultz, Diener und Schreiner tauschten verständnislose Blicke.
»Rainer Wegmann ist der Bruder von Ellen Krawinckel. Sie ist eine geborene Wegmann«, sagte Köhler. »Das ist aber noch nicht alles. Das Opfer des nächtlichen Überfalls ist der Adoptivvater unserer kleinen Sunita.«
Das Erstaunen war groß. Köhler war nicht eitel. Er sonnte sich nicht lange in den Reaktionen auf die von ihm mitgeteilte Überraschung. Er berichtete, dass Sennelaub und er Wegmann junior und senior nacheinander einen Besuch abgestattet, Rainer Wegmann mehr oder weniger seinen Vater für den Überfall auf Beuchert verantwortlich gemacht und der Vater die Dinge anschließend auf ein anderes Gleis geschoben hatte. »Bemerkenswert sind vor allem die Angaben zur bezahlten Auftragserteilung von Ellen Krawinckel an ihren Bruder und zu deren Behauptung, Beuchert habe die Abreibung wegen sexueller Übergriffe auf Jugendliche, zu denen auch Sunita gehört habe, verdient.«
Für einen Augenblick redeten alle durcheinander. Schultz zog seine goldene Taschenuhr aus seiner Weste, klappte den Deckel auf und runzelte die Stirn. »Meine Herren, wir haben keine Zeit für lange Diskussionen. Herr Schreiner sollte noch die Ergebnisse seines Besuchs bei Frau Janssen nachtragen. Dann fassen wir zusammen und beraten, wie wir weitermachen.«
Schreiner hatte längst seine alte Selbstsicherheit wiedergewonnen und ging auch mit keiner Silbe auf die Verlegenheiten ein, in die Frau Janssen ihn versetzt hatte. Er teilte knapp und präzise das Vernehmungsergebnis mit. »Nach alledem habe ich mich eben bei der Schilderung des Kollegen Köhler zu den Angaben von Wegmann senior gefragt, ob mit der Behauptung, Beuchert habe sich an junge Mädchen herangemacht, auch die Schwester von Krawinckel, Lisa-Marie, gemeint war. Das halte ich allerdings für wenig
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