Das juengste Gericht
wir im Auge behalten, dass es neben dem Haus in Bad Homburg das Ferienhaus im Vogelsberg gibt. Außerdem müssen wir daran denken, einen Computerfachmann mitzunehmen.« Er lehnte sich händereibend zurück. »Nach allem, was ich gehört habe, gibt es für mich keinen Zweifel mehr, dass Richter Dingeldein mir nachher die Durchsuchungsbeschlüsse geben wird.«
»Die Frage ist, wann wir damit rechnen können, Beuchert im Krankenhaus zu vernehmen«, sagte Schultz. »Wenn ich es recht überlege, würde es Sinn machen, Beuchert vor der Durchsuchung bei Krawinckel anzuhören. Wie der alte Wegmann gesagt hat, soll Frau Krawinckel den Angriff auf Beuchert mit dessen sexuellen Übergriffen begründet haben. Aus meiner Sicht wäre es gut, Beuchert mit diesen Behauptungen zu konfrontieren, bevor wir auf die Krawinckels zugehen.«
Diener griff nach seinem Mobiltelefon. Er stand auf und klopfte Schultz auf die Schulter. »Entschuldigt mich einen Moment. Ich kläre schnell die Krankenhausfrage.«
Nachdem Diener sich in eine ruhigere Ecke des Hotels zurückgezogen hatte, bestellte Schultz noch eine Runde Kaffee. Als die Bedienung mit den Tassen an den Tisch kam, kehrte Diener zurück. »Ich habe Glück gehabt. Gerade habe ich mit dem Oberarzt Doktor Maier gesprochen. Beuchert habe eine schlechte Nacht gehabt, fantasiere aber nicht mehr. Wenn eine Befragung kurz bemessen werde, sei sie heute am späten Nachmittag vertretbar. Doktor Maier sieht unserem Besuch entgegen.«
31. Kapitel
»Oberarzt Doktor Maier erwartet Sie.« Die füllige Mittvierzigerin legte den Telefonhörer auf die Basis. »Er hat sein Arbeitszimmer hier im vorderen Gebäude.« Der ausgestreckte Finger wies nach links zum Treppenhaus. »Die Zimmernummer ist 305.«
Doktor Maier mochte um die fünfzig Jahre alt sein. Er war groß gewachsen und schmal. Ein kurz geschnittener dunkler Haarkranz umrundete seinen Hinterkopf. Die fast randlose Brille konnte nicht verbergen, dass ihr Träger die zahlreichen Augenfältchen seinem Humor verdankte. Er öffnete den beiden Beamten die Tür zur Station und begrüßte sie mit kräftigem Händedruck. »Schön, dass Sie hierher gefunden haben.«
Schreiner keuchte noch etwas vom Treppensteigen. Sein fragendes Gesicht ließ erkennen, dass er die Ernsthaftigkeit der Bemerkung Doktor Maiers noch nicht recht einordnen konnte.
»Nun, wir kennen uns in Frankfurt ein bisschen aus. Von der Konstablerwache zum Paulsplatz, über den Eisernen Steg und dann in die Schulstraße. War das aus Ihrer Sicht okay?«
Das Schmunzeln von Doktor Maier verriet, dass er mit der Antwort Schreiners umgehen konnte. Lächelnd forderte er die Beamten auf, ihm zu folgen. Eine Krankenpflegerin in ihrer blauweißen Tracht huschte an ihnen vorbei und grüßte leise.
Doktor Maier ging voran, wobei er seinen Kopf leicht nach vorn hängen ließ, als drücke jemand von hinten dagegen. »Ich habe schon mit dem Patienten gesprochen. Er weiß, dass Sie kommen und hat nichts dagegen eingewendet.«
»Könnten Sie uns auf dem Weg zu ihm noch etwas über seinen aktuellen Zustand sagen, Doktor Maier?«, bat Schreiner.
»Sicher. Auch damit war der Patient einverstanden. Akute Lebensgefahr besteht nicht mehr. Bei der Einlieferung hatten wir Sorge, ob wir ihn durchbekommen würden. Die Herz-KreislaufSituation war instabil. Er hat schwere und schwerste Kopfund Unterleibsverletzungen davongetragen. Bei den Verletzungen im Kopfbereich sind wir zuversichtlich, dass wir ihn wiederherstellen. Anders sieht es im Genitalbereich aus. Dort dürfte Herr Beuchert bleibende Schäden davontragen. Verlässlich kann ich dazu heute noch nichts sagen. Es ist jedoch möglich, dass auch die Fähigkeit des Vollzugs eines Geschlechtsverkehrs von den Folgen erfasst wird.«
Sie überquerten einen unüberdachten Innenhof. Die umstehenden Liegen und die steinerne Umrandung des plätschernden Wasserspiels hatten einige Patienten zum Rauchen und Plaudern angelockt.
In dem dahinterliegenden Gebäude fuhren sie mit dem Fahrstuhl zum zweiten Stockwerk. Nach wenigen Metern erreichten sie eine durch ein Zahlenschloss gesicherte Tür. Doktor Maier öffnete. Die drei Männer zogen hellgraue geschlossene Kittel über, setzten eine Haube auf und banden einen Mundschutz hinter dem Kopf fest.
Beuchert lag in einem abgeteilten Raum, der mit Apparaturen vollgestopft war. Infusionsständer, Infusomaten und Beatmungsmaschinen bestimmten die Optik. Doktor Maier deutete auf die Apparate. »Ernährung und
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