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Das juengste Gericht

Das juengste Gericht

Titel: Das juengste Gericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Scheu
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sie draußen auf der Terrasse stehen. Sie stand mit dem Rücken zu mir und hielt sich am Geländer fest. Ich schlich mich an sie heran. Ich sah sie, von Kopf bis Fuß in die schicksten Klamotten eingekleidet.
    Alles, was dieses hinterhältige Geschöpf trug, war von meinem Mann bezahlt. Von unserem Geld! Nun wollte ausgerechnet dieses Persönchen zum Dank für alles meine mit Blut und Tränen erkämpfte Existenz vernichten, obwohl sie von uns nur Gutes erfahren hatte. Insbesondere ich hatte ihr nichts, aber auch gar nichts angetan. In diesem Augenblick drehte ich durch. Die Lösung schien mir so furchtbar leicht. Sie hielt sich nicht einmal richtig fest. Auf einmal stand ich hinter ihr, bückte mich und packte sie bei den Beinen. Bis dahin hatte sie nichts bemerkt. Instinktiv umfasste sie das Geländer fester. Aber der Schwung, den ich ihr gegeben hatte, war zu groß. Sie verschwand kopfüber in die Tiefe. Ich sah zu, dass ich wegkam. Dumm war nur, dass bei dieser spontanen Aktion offenbar meine Halskette gerissen war. Irgendwie hatte ich eine Spannung am Hals gespürt, hatte sie aber als Gefühlsreaktion auf die unbehagliche Situation zurückgeführt. Als ich unten die Zeilgalerie verließ, spürte ich plötzlich wieder am Hals einen Druck, als hätte mich etwas gerieben oder gekratzt. Ich griff nach meinem Hals und stellte den Verlust der Kette fest. Allerdings war ich viel zu aufgeregt, um noch einmal nach oben zu fahren und nachzusehen. Ich entschloss mich spontan, zum Juwelier Friedrich zu gehen und eine Nachbestellung aufzugeben. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Das ist die Wahrheit.«
    Schultz betrachtete sie mit versteinerter Miene. »Nur der Vollständigkeit halber: Vor diesem Hintergrund haben Sie wohl dann ein paar Tage später Herrn Kellermann angestiftet, Dubho unter Druck zu setzen. War es so?«
    Ellen Krawinckel nickte nur. Für einen Augenblick herrschte Schweigen. Sie beugte sich nach vorn und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Dunkel legte ihr die Hand auf die Schulter. Er sah Schultz an. »Wir sollten die Vernehmung an dieser Stelle beenden. Ich glaube, meine Mandantin benötigt Ruhe. Wenn Sie erlauben, werde ich sie noch bis zu den Haftzellen begleiten und einen neuen Beratungstermin mit ihr ausmachen.«
    Schultz schaute sich in der Runde um. Es kam kein Widerspruch auf. Er wandte sich an Dunkel. »Ihrem Vorschlag wird entsprochen. Für heute habe ich keine Fragen mehr.«
    Breidel schloss Ellen Krawinckel wieder an die Handschelle und verließ das Zimmer. Dunkel, Schreiner und Köhler folgten.
    »Wir kommen wieder, um eine Bestandsaufnahme zu machen«, sagte Schreiner im Weggehen.
    Als die Tür geschlossen war, schenkte Diener Schultz und sich noch einen Kaffee ein. »Ob das alles gestimmt hat? Meinst du, sie hat die Wahrheit gesagt?«
    Schultz hob seinen Boss -Becher und trank einen Schluck Kaffee. Er zündete sich eine Zigarre an und paffte weißgraue Kringel Richtung Fenster. »Ihre Aussage fügt sich jedenfalls in unsere Ermittlungsergebnisse ein. Falls sie das eine oder andere beschönigt hat, hat Dunkel in der kurzen Zeit gute Arbeit geleistet. Natürlich bleibt es beim Mord, weil Ellen Krawinckel auch nach ihrer eigenen Schilderung der Abläufe heimtückisch gehandelt hat. Sunita stand auf der Galerie mit dem Rücken zu ihr. Sie rechnete nicht mit einem Angriff und hatte deshalb keine Möglichkeit, sich zu wehren. Aber die ganzen Begleitumstände, vor allem die Drohungen Sunitas, die Ellen Krawinckel geschildert hat, werden nicht leicht zu widerlegen sein. Andererseits muss man sehen, dass die Krawinckels für das Verhalten und die Befreiungsversuche von Sunita selbst verantwortlich waren. Ich nehme Ellen Krawinckel nicht ab, dass sie sich erst auf dem Balkon spontan entschieden hat, das Mädchen umzubringen. So, wie sie vorgegangen ist, und so verzweifelt, wie sie war, spricht alles dafür, dass sie bereits am Vortag während des Gesprächs mit Sunita auf eine günstige Gelegenheit aus war, sie zu töten. Von da an hatte sie Sunitas Tod fest geplant. Wir klagen Ellen Krawinckel wegen Mordes an. Wie das Schwurgericht in seiner Weisheit entscheiden wird, werden wir erleben.«
    Diener stimmte zu. »Wir haben noch mehr zu tun. Nach Abschluss der Ermittlungen müssen wir noch Phillip Krawinckel wegen sexuellen Missbrauchs von Sunita und der InternetGeschichte und die Wegmanns wegen des Überfalls auf Beuchert anklagen. Was an ihm wegen der Zudringlichkeit gegenüber Lisa-Marie hängen bleibt,

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