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Das juengste Gericht

Das juengste Gericht

Titel: Das juengste Gericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Scheu
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Kanthaken. Als ich nach dem Besuch von Herrn El Nasri meine Telefonate abgearbeitet habe, habe ich natürlich auch den zuständigen Arzt im Sachsenhäuser Krankenhaus angerufen. Das Verletzungsbild und der Zustand, in dem Beuchert aufgefunden wurde, sprechen eindeutig für mehr als einen Täter. Damit ist Rainer Wegmann reif.«
    »Leider hilft uns das alles bei der Aufklärung des Tötungsdelikts noch nicht viel weiter.«
    Köhler wollte seinen Kollegen Sennelaub jetzt nicht über Gebühr mit seinen Gedanken zu dem gesamten Fall belasten. Es war anständig genug, dass Sennelaub bereit gewesen war, ihn zu unterstützen. »Das kann man jetzt noch nicht sagen, Dieter. Es soll aber auch nicht deine Sorge sein. Darüber muss ich mich mit Bernd Schreiner und den Staatsanwälten noch intensiv austauschen. Das ist für heute Nachmittag vorgesehen.«
    »Trotzdem blicke ich noch nicht durch, weshalb Wegmann junior seine Schwester mit ins Boot gezogen hat. Mit Sicherheit dürfte sie nicht so an ihrem Vater hängen, wie ihr Bruder es uns glauben machen wollte.«
    »Vielleicht mag sie ihn ebenso wenig wie ihr Bruder. Wenn das so ist, wird sie sich vielleicht sogar dafür erkenntlich zeigen, dass er den Vater ans Messer geliefert hat. Das könnte die Kalkulation von Rainer Wegmann bei seiner falschen Aussage gewesen sein. Erstaunlich ist doch, dass er uns mit den Angaben zu den Wohnverhältnissen seines Vaters einen Haftgrund geliefert hat. Wenn der alte Wegmann keinen festen Wohnsitz hat, nehmen wir ihn jetzt fest.«
    »Gut kombiniert. Beeilen wir uns, dass wir den Vater in Offenbach erreichen. Obwohl ich nicht annehme, dass sein hoffnungsvoller Spross ihn warnt. Dann müsste er ja offenbaren, dass er ihm alles in die Schuhe geschoben hat.«
    Sie fanden das Haus auf Anhieb. Da die Haustür nicht verschlossen war, drangen sie problemlos bis zum ersten Stock vor. Auf ihr Klingeln öffnete ein älterer Mann in gestreifter Schlafanzughose und im ärmellosen Unterhemd. Die Haare hingen ihm wirr um den Kopf. Er war unrasiert. Vor allem war er betrunken. Köhler und Sennelaub hielten ihm ihre Dienstausweise unter die Nase.
    »Ich kenne Sie nicht«, lallte Andreas Wegmann und wollte die Wohnungstür wieder zudrücken.
    Sennelaub stellte seinen Fuß zwischen die Tür. »Gemach, Herr
    Wegmann. Wir müssen mit Ihnen reden.«
    Wegmann gab sein Vorhaben sofort auf. Er drehte sich um, ohne sich um den Verbleib der Beamten zu kümmern. Mit breitem Gang steuerte er auf den gegenüberliegenden Raum zu, in welchem die Küche untergebracht war. Er ließ sich auf einer gepolsterten Eckbank nieder, stützte den Kopf in seine Hände und starrte auf die Tischplatte.
    Köhler und Sennelaub waren ihm gefolgt. Sie setzten sich unaufgefordert dazu. Köhler rüttelte Wegmann am Arm. »Wo waren Sie gestern Abend?«
    Andreas Wegmann schaute mit geröteten Augen zu Köhler auf. Sein Gesicht glich einer Blutorange. Zelle an Zelle bildete seine Haut erhabene Falten. Seine blassgelben Tränensäcke unter den Augen traten gespenstisch aus der kraterähnlichen Gesichtslandschaft hervor.
    Es schien plötzlich, als hätte sich durch die gestellte Frage der Promillewert Wegmanns von einer Sekunde auf die andere verflüchtigt. Er stierte Köhler an. »Was wollen Sie mir anhängen? Ich war hier, zu Hause. Fragen Sie Frau Benz. Die wird es bestätigen. Sie ist nur im Augenblick nicht da.«
    Sennelaub war die Wohnung zu stark geheizt. Er schwitzte. Mit der flachen Hand wischte er sich die Schweißperlen von der Stirn. »Herr Wegmann, wir haben wenig Zeit. Jedenfalls nicht dafür, uns Ihre Geschichten anzuhören. Wir kommen gerade von Ihrem Sohn. Er hat uns berichtet, dass Sie gestern Abend in der Nähe des Südbahnhofs gemeinsam einen Auftrag erledigt haben. Dafür gibt es außerdem Zeugen, die Sie gesehen haben.«
    Ein eifriges Kopfnicken von Köhler bestätigte die Ausführungen. »Es trifft alles zu, was der Kollege sagt. Zu ergänzen bleibt nur noch, dass nach den Angaben Ihres Sohnes Sie es waren, der diesen Mann zusammengeschlagen hat. Er will Sie wegen Ihres entzogenen Führerscheins lediglich mit seinem Auto mitgenommen haben.«
    Mit beiden Fäusten trommelte Wegmann senior auf die Tischplatte. Er regte sich derartig auf, dass selbst seine Tränensäcke Farbe annahmen. »Dieses Miststück. Das sieht ihm ähnlich. Hat es im Leben zu nichts gebracht. Außer Prügeln hat er nichts gelernt. Im Kopf hat er überhaupt nichts, dieser Lügner. Mehr sage ich jetzt dazu

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