Das juengste Gericht
nicht.«
Köhler zuckte mit den Schultern. »Wie Sie wollen, Herr Wegmann. Dann ziehen Sie sich bitte an. Sie sind vorläufig festgenommen. Wir fahren zum Präsidium. Dort können Sie sich erst einmal ausnüchtern.«
»Was? Das dürfen Sie nicht. Dazu haben Sie keine Handhabe. Ich kenne mich aus. Diesem Mann habe ich fast nichts getan. Außerdem habe ich vor allem einen festen Wohnsitz. Frau Benz wird das bezeugen.«
»Ihr Sohn sagt etwas anderes. Er hat uns diese Adresse genannt. Ihr Name steht ja nicht einmal auf dem Türschild. Ob Sie hier gemeldet sind, werden wir rasch herausfinden.«
Wegmann stemmte sich gegen den Tisch. Seine Augen wurden zu kleinen Schlitzen. »Jetzt reicht es. Sohn hin oder her. Ich sehe nicht ein, für diesen Kerl einzurücken. Er war die Triebfeder. Rainer hat den Auftrag, diesen Beuchert zu Kleinholz zu machen, von seiner feinen Schwester bekommen. Ja, Sie haben richtig gehört. Von der vornehmen Frau Krawinckel, die ihn dafür bezahlte. Ohne Geld tut mein lieber Sohn niemand einen Gefallen, nicht einmal seinen Familienangehörigen. Mein Gott, was habe ich für zwei Kinder in die Welt gesetzt.«
Sennelaub schielte zu Köhler, überließ ihm die Regie und schwieg. Köhler setzte eine gleichmütige Miene auf. »Aber Sie waren es, der den Auftrag ausführte?«
»Keineswegs! Wie denn? In meinem Alter? Ich gebe zu, dass ich ein bisschen geholfen habe. Einer alleine konnte den Mann nicht festhalten, ihm den Mund zukleben, ihn gleichzeitig verprügeln, zur Hälfte ausziehen und an zwei Beinen über die Bordsteinkante ziehen. Wie soll das gehen? Die wesentliche Arbeit hat mein hoffnungsvoller Sohn geleistet. Wenn Sie gerade von ihm kommen, wissen Sie ja, was er im Vergleich zu mir für ein Kraftpaket ist.«
»Wollten Sie den Mann umbringen? Das hätte bei dieser Tortur doch leicht passieren können.«
»Nein, natürlich nicht. Wenn wir das gewollt hätten, hätten wir es umgesetzt. Rainers Auftrag war, dem Kerl einen ordentlichen Denkzettel zu verpassen. Ellen hat ihm gesagt, der Typ sei ein Schwein und hätte es verdient. Einer, der sich an Kinder herangemacht habe. Sogar an die kleine Tochter seines Bruders. Nun wolle er es auch noch einem anderen in die Schuhe schieben.«
Köhler presste seine Hände gegeneinander, um nicht deutlich werden zu lassen, wie stark er an diesen Zusammenhängen interessiert war. »Das sind alles so Schlagworte, mit denen Sie uns hier abfüttern. Wenn wir Ihnen glauben sollen, erzählen Sie bitte genau in allen Einzelheiten, was Sie wissen.«
»Ich kann Ihnen wirklich nicht mehr bieten. Nur noch, dass Rainer dafür 3.000 Euro bekommen sollte. Die wollten wir uns teilen. Mehr weiß ich nicht. Rainer hat mir jedenfalls nicht mehr erzählt.«
»Hat Ihre Tochter genauer gesagt, was dem Kind geschehen sein soll?«
Wegmann fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. »Fragen Sie meinen Sohn. Nur er hat mit ihr gesprochen. Vielleicht hat sie ihm weitere Einzelheiten genannt, die er nicht an mich weitergegeben hat. Mit mir redet die feine Dame nicht. Ich passe nicht in ihre Kreise.«
Köhler stieß Sennelaub an. »Wir fahren jetzt ins Präsidium und nehmen ihn mit, Dieter. Dann machen wir ein Protokoll und warten ab, was ihm bis dahin noch einfällt.«
Wegmann heulte auf. »Bitte! Ich habe Ihnen wirklich alles gesagt. Meine Kinder, die diesen Namen nicht verdienen, wollen mich offenbar in die Haft abschieben. Das sollen sie mir büßen, alle beide. Ich habe hier einen festen Wohnsitz. Warten Sie einen Moment. Ich hole die Bestätigung des Einwohnermeldeamts. Sie ist nebenan in einem Ordner abgeheftet.«
Mit einem flinken Satz war Wegmann aufgesprungen und aus dem Zimmer gerannt.
Köhler machte eine Kopfbewegung in die Richtung und sah zu Sennelaub hin. »Schnell, ihm nach.«
Die Polizeibeamten eilten Wegmann hinterher. Als sie das Nachbarzimmer betraten, mussten sie lachen. Wegmann bückte sich über einen am Boden liegenden Hefter und blätterte fieberhaft. Seine Schlafanzughose war dabei gerutscht und hatte fast sein gesamtes Gesäß freigelegt. Vor lauter Eifer fiel es ihm nicht auf.
Als er die Polizisten hinter sich bemerkte, drehte er seinen Kopf zu ihnen hin. »Hier! Ich habe die Bescheinigung. Sehen Sie nur. Genügt Ihnen das? Daran sehen Sie, dass ich Ihnen die Wahrheit gesagt habe. Sie können auch noch auf meine Lebensgefährtin, Frau Benz, warten. Sie kann bestätigen, dass es stimmt.«
Andreas Wegmann richtete sich auf und hielt Köhler den
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