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Das juengste Gericht

Das juengste Gericht

Titel: Das juengste Gericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Scheu
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ein Geschäft an. Er forderte von ihm, dass er diesem Typen von gestern Abend einen ordentlichen auf die Zwölf geben sollte. Nur dann wollte er ihm auch Kohle geben. Ich habe nur meinen Vater gefahren. Er hat wegen Suff seinen Führerschein verloren. Deshalb hat er mich um Hilfe gebeten.«
    »Ihre Schilderung passt nicht in das Bild der Zeugenaussage, die uns vorliegt. Weshalb sind Sie mit zum Tatort und von dort weggerannt, wenn Sie nur Fahrdienste leisten sollten?«, fragte Köhler.
    »Mein Vater wusste nicht so genau, wie der Kerl aussieht. Außerdem kannte ich seine Gewohnheiten. Ich wusste, zu welchen Zeiten er welche Gaststätte aufsucht. Fragen Sie meine Schwester. Ellen Krawinckel. Der Name sagt Ihnen bestimmt etwas. Eine feine Familie. Meine Schwester wird meine Angaben bestätigen. Sie kennt den Typ, weil er ein Bekannter ihres Mannes ist. Zudem hatte mein Vater das Geld zuerst, wie schon öfters, von meiner Schwester gefordert. Sie hat genug Kohle, weil sie mit einem stinkreichen Kerl verheiratet ist.«
    Als der Name Ellen Krawinckel fiel, musste Köhler an sich halten. Nur mühsam gelang es ihm, seine Mimik zu kontrollieren, um sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn diese Mitteilung überraschte. In der Kürze der Zeit hatte er zwar am Vormittag Wegmann als Fahrzeughalter ermittelt, sich allerdings nicht weiter mit dessen persönlichen Verhältnissen befassen können.
    Plötzlich stellte sich der Überfall auf Beuchert für ihn in völlig neuem Licht dar. Hier gab es eine neue Querverbindung zu dem Tötungsdelikt an Sunita. Fieberhaft überlegte Köhler, ob er Wegmann auf das Verbrechen an dem Mädchen ansprechen sollte. Er entschied sich zur Vorsicht. Andererseits wollte er den Komplex nicht ganz aussparen, um sich nicht für dumm verkaufen zu lassen. Rainer Wegmann log sowieso, das stand für ihn fest. Er gehörte zu dem abgebrühten Kaliber, das durch eine Vielzahl von Auseinandersetzungen mit Polizei und Justiz zur Ermittlung der Wahrheit nur noch auf Umwegen zu erreichen war. Wenn Wegmann etwas mit der Tat zu tun hatte, würde er sich ohnedies schon eine Geschichte ausgedacht haben. Vielleicht hielt Wegmann aber auch eine überraschende Antwort parat.
    »Wo waren Sie am Vormittag des 1. November?«, fragte Köhler.
    Rainer Wegmann setzte einen verwunderten Blick auf. »Was soll das? Hat das etwas mit gestern Abend zu tun? Ich erinnere mich nicht mehr. Wenn Sie mir noch etwas anhängen wollen, müssen Sie entweder konkreter werden oder Beweise vorlegen.« Köhler entschied sich, Wegmann zu diesem Thema nicht weiter zu befragen. Es konnte Gründe geben, die es nahelegten, vorerst nicht auf Zusammenhänge zwischen beiden Delikten einzugehen. Das wollte sorgfältig bedacht sein. Dafür reichte jetzt nicht die Zeit.
    Sennelaub, den das Antwortverhalten Wegmanns ärgerte, rieb sich seine eindrucksvoll großen Hände und kam Köhler zu Hilfe.
    »Noch einmal zurück zu gestern Abend. Meinen Sie, dass Ihr Vater, den wir mit Gewissheit ebenfalls anhören, Ihre Aussage bestätigt?«
    Wegmann lachte erneut. »Das ist doch nicht mein Problem. Dann steht eben Aussage gegen Aussage.«
    Mit zufriedenem Gesicht schaute Köhler Wegmann an. »Ich stelle mit großer Befriedigung fest, dass sich Ihre Rechtskenntnisse doch in Grenzen halten. Sie sagen uns bitte noch den vollen Namen und die Anschrift Ihres Vaters?«
    »Kein Problem. Das bekämen Sie sowieso heraus. Mein Vater heißt Andreas und wohnt, soweit ich es weiß, zurzeit in Offenbach in der Karlstraße. Die Hausnummer weiß ich nicht auswendig. Sie können seine Wohnung allerdings nicht verfehlen. Wenn Sie von Frankfurt aus über die Kaiserstraße nach Offenbach kommen und in die Karlstraße fahren, ist es das fünfte oder sechste Haus auf der linken Seite. Ein Jugendstilhaus in grüner Farbe mit weißen Girlanden auf dem Außenputz. Die Wohnung liegt im ersten Stock. Seine Anschrift wechselt allerdings häufig. Die Gläubiger und die Weiber, Sie verstehen? Auf der Klingel steht Selma Benz.«
    Köhler und Sennelaub verabschiedeten sich und gingen zu ihrem Auto. Sennelaub schlug die Faust seiner rechten Hand in die Handfläche der linken. »Dieser miese Kerl hat uns nach Strich und Faden verladen. Ich hätte ihm zu gerne eine auf sein verlogenes Mundwerk gegeben. Aber wir halten uns ja an die Regeln, selbst wenn es schwerfällt.«
    Mit breitem Lächeln wehrte Köhler ab. »Der ist es nicht wert, dass wir uns an ihm vergreifen. Wir kriegen ihn schon am

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