Das Juwel der Elben
war ihnen bereits entwischt, und nun wollten sie auf keinen Fall zulassen, dass ihnen auch noch die beiden Elbenkinder entkamen.
So hetzten Daron und Sarwen weiter, spürten aber gleichzeitig, wie die Verfolger immer näher kamen. Einmal gerieten sie fast in ein Fressmoos, das auf den ersten Blick vom Boden kaum zu unterscheiden war. Sarwen konnte gerade noch ihren Fuß zurückziehen. Und wenig später tauchte eine Gruppe von aufdringlichen Flügelschlangen auf, die sich nur sehr schwer vertreiben ließ.
Schließlich näherten sie sich wieder dem Fluss. Das Rauschen des Wassers wurde lauter. Bei einem der verkrüppelt wirkenden knorrigen Bäume, die sich hin und wieder aus der wuchernden Pflanzenwelt des Wilderlandes erhoben, machten die beiden Elbenkinder schließlich völlig entkräftet einen Halt.
„Die Trork sind immer noch zu hören“, stellte Daron fest und rang nach Atem.
Auch Sarwen keuchte. „Wir sind Elben kinder, aber keine Elben pferde “, brachte sie schließlich hervor. „Wie soll das weitergehen?
Die werden uns doch einholen …“
„Ich glaube, wenn sie das wirklich wollten, wäre es längst geschehen.“
Sie starrte ihn überrascht an. „Wie kommst du darauf?“
„Na horch doch mal! Irgendetwas hält sie auf Abstand.“
Sarwen seufzte. „Das wäre zu schön, um wahr zu sein.“
„Und vielleicht unsere Rettung.“ Er lauschte angestrengt und benutzte dafür auch seine anderen Sinne, und plötzlich merkte er auf und sagte:
„Da ist noch was!“
Sarwen sah Daron fragend an. „Und was bitte schön?“
„Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, ich habe ganz kurz den Geist von Rarax spüren.“
Doch Sarwen war davon alles anderes als überzeugt. „Normalerweise traue ich deinen magischen Sinnen ja ebenso blind wie meinen, aber im Moment glaube ich eher, dass es dein verzweifelter Wunsch ist, der dich hat glauben lassen, unser Riesenfledertier zu spüren.“
Daron war sich in dieser Hinsicht unschlüssig, denn an diese Möglichkeit hatte er auch schon gedacht. Was hätten sie sich schließlich in dieser Lage sehnlicher herbeiwünschen können als ein Riesenfledertier, auf dessen Rücken sie davonfliegen konnten, fort von den Trorks und diesem furchtbaren Land voller Schrecken und Gefahren. Also strengte Daron noch einmal seine magischen Sinne an, so sehr er konnte. Seine Augen wurden für eine ganze Weile pechschwarz, und er legte die Stirn in tiefe Furchen.
Doch all die Anstrengung war vergebens. Er fand die Spur von Rarax'
Geist nicht wieder, und schließlich gelangte er zu der Überzeugung, dass er sich geirrt hatte.
Nach der kurzen Rast und gingen sie weiter. Um schnell zu laufen, hatten sie allerdings nicht mehr genügend Kraft.
Am Abend erreichten sie ein paar Felsen. Daron und Sarwen kletterten hinauf und suchten sich eine geschützte Stelle auf einem Felsvorsprung. Von dort hatten sie einen ganz guten Überblick. In der Dämmerung konnte man den Fluss Nor sehen, über dem sich ein graues Nebelband gebildet hatte, das immer dichter wurde.
Daron war froh, dass sie nicht mehr in der Nähe des Flusses waren, weil ihm die Erinnerung an den Nebelgeist ein Frösteln bescherte. Auf diesem Felsen waren sie vor diesen unheimlichen Geisterwesen sicher, dachte er.
„Darauf würde ich mich nicht verlassen“, warnte ihn Sarwen, die seinen Gedanken mitbekommen hatte.
„Meinst du wirklich, die kommen bis hierher?“, fragte er erstaunt und zweifelnd.
„Es gibt nichts, was dagegen spricht. Nathranwen hat mir erzählt, dass sie sehr hartnäckig sein können. Vor allem dann, wenn jemand schon mal auf sie eingegangen ist und beinahe ihrer Macht erlegen wäre.“
„So wie ich“, murmelte Daron, und sein Gesicht verfinsterte sich.
„Genau. Das bisschen Schachtelhalm und Buschwerk zwischen uns und ihnen wird für diese gespenstischen Erscheinungen kaum ein Hindernis darstellen.“
„Na ja, wenigstens sind inzwischen die Trorks ein ganzes Stück hinter uns zurückgeblieben.“ Daron streckte den Arm aus und deutete mit dem Zeigefinger zum Horizont. Selbst bei Dämmerung ließen sich dort mit bloßem Elbenauge Bewegungen in den Sträuchern und Büschen erkennen. Hin und wieder wurden ein paar Riesenschachtelhalme niedergerissen, und dazu drangen auch noch immer ganz leise die Stimmen der augenlosen Keulenschwinger bis zu dem Felsen, auf dem die beiden Elbenkinder hockten.
„Die haben wahrscheinlich Angst bekommen, dass wir ihnen noch einmal einen Schwarm Bienen auf den
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