Das Juwel der Elben
zahlreichen bunten Blumen am Flussufer lockten massenhaft Bienen und Hummeln. Doch nun folgten sie ebenso wie die Wespen dem magischen Befehl, den Daron und Sarwen ihnen gaben.
Die Trorks gerieten außer sich. Sie fuchtelten hilflos mit den Armen. Ihre Keulen und Steinäxte waren natürlich völlig untauglich, um die kleinen Angreifer abzuwehren, die sie immer wieder stachen.
„Los jetzt!“ , dachte Daron an seine Schwester gerichtet. Diesen Moment der Verwirrung mussten sie nutzen. Sie rannten los. Einem der Trorks, der ihnen im Weg stand und sie doch noch aufzuhalten versuchte, riss Daron mithilfe seiner magischen Kräfte die Keule aus der Hand, sodass sie in hohem Bogen davonflog. Das kostete den Elbenjungen viel Kraft, und er wusste durchaus, dass er so etwas nicht allzu oft tun konnte. Aber in diesem Augenblick ermöglichte es die Flucht, denn der Trork war so verwirrt, dass er die beiden Elbenkinder einfach an sich vorbeirennen ließ. Seine Keule klatschte ins Wasser, und dann fiel ein ganzer Schwarm Bienen über ihn her, der aus einem nahen Blütenfeld aufgestiegen war.
Daron und Sarwen rannten so schnell, wie ihre Füße sie tragen konnten.
„Vom Ufer weg! Da ist keine Deckung, und man sieht uns sofort!“, sandte Daron einen Gedanken.
„Aber all die Kreaturen zwischen den Riesenschachtelhalmen …“, kam es von Sarwen zurück.
Doch all die Geschöpfe, die sonst noch die wuchernde Wildnis des Wilderlandes bevölkerten, waren momentan eindeutig das kleinere Übel gegenüber den Trorks, und das sah auch Sarwen ein.
Atemlos hetzten sie über die Uferwiese, dann bahnten sie sich den Weg mitten durch Riesenschachtelhalme und schließlich durch dichtes Gestrüpp und hatten nur einen Gedanken: sich so weit wie möglich von der Trorkhorde zu entfernen.
„Was glaubst du, was die mit uns vorhatten?“, fragte Sarwen in Gedanken, was beim Laufen gegenüber dem Sprechen einfacher war, dass sie dafür den Atemrhythmus nicht verändern musste.
„Keine Ahnung“, erhielt sie zur Antwort. „Ich will es mir lieber auch gar nicht vorstellen. Ich weiß jedenfalls von Lirandil, dass die Trorks immer wieder Jagd auf Zentauren machen, wenn sie ins Waldreich eindringen – und die verspeisen sie dann!“
„Furchtbar!“
„Aber uns kriegen die nicht!“
„Und wenn doch, werden wir mit Magie dafür sorgen, dass ihnen so schlecht von uns wird, dass sie nie wieder einen Elben anrühren!“, dachte das Elbenmädchen entschlossen.
Schließlich hielten Daron und Sarwen inne. Sie befanden sich inmitten einer dicht bewachsenen Wildnis. Das Rauschen des Flusses war selbst mit ihrem feinen Elbengehör kaum noch zu hören, so weit hatten sie sich entfernt. Aber nach Darons Einschätzung waren sie in die falsche Richtung gelaufen. Flussabwärts und damit Richtung Noram ging es genau entgegengesetzt.
Doch dorthin konnten sie nicht, denn dann wären sie den Trorks genau in die Arme gelaufen, und sie wussten ja nicht, wie viele es in Wirklichkeit waren. Was sie an Schritten, Stimmen und anderen Lauten ganz leise und aus einiger Entfernung zu hören vermochten, war jedenfalls besorgniserregend.
„Es müssen sehr viele sein“, sagte Daron.
„Aber wir entfernen uns immer weiter von unserem Ziel!“, wandte Sarwen ein. „Oder irre ich mich da?“
Daron schüttelte den Kopf. „Nein, da irrst du dich leider nicht. Aber ich glaube, es ist besser, in die falsche Richtung zu laufen, als noch mal dieser Horde zu begegnen. Ein oder zwei von denen könnte man ja einfach mit Magie die Waffen entreißen oder sonst was mit ihnen anstellen. Aber das war ja wohl der halbe Stamm, mit dem wir es zu tun hatten.“
„Und nun? Einfach weiter in die Wildnis?“
„Solange wir rechts den Fluss zumindest hören, haben wir eine gewisse Orientierung.“
„Na großartig. Wir kommen vom Regen in die Traufe, und es wird immer schwieriger, nach Hause zurückzukehren!“
Daron zuckte mit den Schultern. „Wenn du einen besseren Vorschlag hast! Aber diese Trorks sahen wirklich nicht gerade so aus, als würden sie Elbenkinder mögen.“
Sarwen kniete nieder und legte das Ohr an den Boden. „Es scheint so, als hätten die noch lange nicht aufgegeben.“
„Dann sollten wir uns schleunigst davonmachen“, meinte ihr Bruder.
Kapitel 8
Die Unsichtbaren
Daron und Sarwen setzen ihren Weg fort. Dabei hörten sie aus der Ferne die Schritte und Stimmen der Trorks und das Knacken und Brechen von Zweigen. Ihre große Beute – das Riesenmammut -
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