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Das Juwel der Elben

Das Juwel der Elben

Titel: Das Juwel der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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unterrichtet worden, und da dieser Unterricht mit magischer Unterstützung durchgeführt worden war, hatten die Zwillinge diese Sprachen auch ziemlich schnell und trotzdem nahezu perfekt erlernt.
    Insbesondere bei Daron hatte König Keandir darauf großen Wert gelegt, denn ein zukünftiger König sollte mit jedem Unterhändler oder Herrscher persönlich verhandeln können, ganz gleich, woher der andere kam. „Nur so lässt sich der Frieden erhalten“, hatte er Daron eingeschärft.
    „Und die Sicherung des Friedens ist die erste Pflicht eines Elbenkönigs.“
    Und zu Sarwen hatte er gesagt: „Wenn du wirklich Schamanin werden willst, um mit den Toten zu reden, dann solltest du vorher auch wissen, wie man sich mit den Lebenden unterhält – seien sie nun Menschen, Zentauren oder Riesen aus Zylopien.“
    Anfangs waren Daron und Sarwen nicht so begeistert davon gewesen. Schließlich hatten sie schon als ganz kleine Elbenkinder die Sprache ihrer menschlichen Mutter Larana und die Elbensprache ihres Vaters Magolas erlernt, und sie fanden eigentlich, dass dies vollkommen ausreichte. Aber in diesem Punkt hatte ihr Großvater nicht locker gelassen. Das einzige Zugeständnis, dass er gemacht hatte, war der Einsatz von Magie beim Lernen gewesen. Allerdings hatten Daron und Sarwen nicht allein durch Magie lernen dürfen, was viel leichter gewesen wäre. Der Grund dafür war einleuchtend:
    „Mit dem, was man durch Magie erlernt, ist es wie mit Gebäuden, die durch Magie anstatt mit Steinen und Mörtel errichtet werden: Irgendwann verblasst es einfach und verschwindet. Ihr sollt dieses Wissen aber auf Dauer behalten, und da Elben sehr lange leben, heißt das auch, dass ihr all die Wörter aus all diesen Sprachen für sehr lange Zeit behalten müsst. Wenn ihr es euch da durch einen zu unverschämten Einsatz von Magie allzu leicht macht, habt ihr irgendwann alles vergessen.“
    Daron und Sarwen lauschten also angestrengt, aber sie verstanden nicht ein einziges Wort.
    „Wir sind einfach noch zu weit entfernt“, erkannte Daron. Plötzlich schreckten sie auf. Hufschlag war auf einmal zu hören. Ein einspänniger Pferdewagen raste die holperige Straße entlang, und zwei helle Stimmen riefen: „Heya! Vorwärts!“
    Eigentlich hätten Daron und Sarwen das Herannahen dieses Wagens schon viel früher wahrnehmen müssen, aber sie hatten sich so auf die Stimmen und die Musik in der Ferne konzentriert, dass sie auf nichts anderes geachtet hatten.
    Der Wagen raste als dunkler Schatten heran. Für einen kurzen Moment schien der Mond auf ihn, und Daron glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen: Es war, als würde niemand den Pferdewagen lenken! Oben auf dem Bock war nichts weiter als eine Art Bündel zu sehen, während hinten auf dem Wagen ein paar Kisten geladen waren, die jedes Mal hin und her rutschten, wenn der Wagen über eine unebene Stelle fuhr. Und davon gab es nun wirklich viele in dieser holperigen Straße.
    „Ein Wagen ohne Kutscher!“ , vernahm er Sarwens Gedanken. „Wohin hast du uns hier geführt, Daron?“
    Das Pferd wieherte laut. Daron und Sarwen sprangen zur Seite, bevor die Tiere sie niedergerissen hätten und der Wagen über sie hinweggerollt wäre.
    Auf einmal wurde die Bremse betätigt und auch die Zügel stramm gezogen. Das Gefährt stoppte abrupt.
    „Ho, ho! Schön ruhig!“, sagte eine Stimme.
    „Hast du das gesehen?“, fragte eine andere aufgeregt.
    „Was soll ich gesehen haben?“, fragte wieder die erste Stimme.
    „Da war doch was!“, stieß die zweite hervor. „Ein Tier oder so was!“
    „Das kommt davon, wenn man seine Dunkelseher-Gläser auch bei Nacht auf der Nase trägt, nur weil das angeblich so toll aussieht! Dann fährt man eben halb blind durch die Gegend und stößt am Ende nur mit Wildschweinen zusammen!“ Ein Seufzen folgte. „Riesenmammuts verirren sich in diese Gegend ja nur selten, aber ich wette, hätte eins hier rumgestanden, du hättest es auch nicht gesehen!“
    „Ja, mach dich nur lustig über mich!“
    „Wer spricht da? Ich sehe niemanden“ , wandte sich Sarwen in Gedanken an ihren Bruder. Die beiden kauerten in einem Gebüsch seitlich der Straße und warteten ab.
    „Sollen uns diese Unsichtbaren doch ein Stück mitnehmen“, meinte Daron.

Kapitel 9
    Im Reich der Kleinlinge
    Die beiden Stimmen stritten sich noch eine Weile darum, ob es sinnvoll war, ein Dunkelseher-Glas aus Schönheitsgründen auch nachts zu tragen und ob vor ihnen auf dem Weg nun etwas zu sehen

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