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Das Juwel der Elben

Das Juwel der Elben

Titel: Das Juwel der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Riesenfledertier viel weiter ins Wilde Land getragen, als wir bisher angenommen haben, und dies ist schon die südliche Grenze“, meinte Daron. „Ist dir nicht aufgefallen, dass immer häufiger Bäume zwischen den Riesenschachtelhalmen wachsen?“
    „Ehrlich gesagt, ich habe nicht so darauf geachtet“, gestand Sarwen.
    „Vielleicht beginnt hier bereits irgendein anderes Reich. Vielleicht sogar eines, dessen Bewohner Schiffe bauen, mit denen man die Flüsse entlangfahren kann.“
    „Und du meinst, dort würde man uns helfen, nach Hause zu gelangen?“
    „Natürlich!“, stießt Daron beinahe euphorisch aus.
    Doch so begeistert wie ihr Bruder war Sarwen nicht. Sie gähnte und sagte: „Wir sollten uns morgen dort umsehen. Außerdem haben wir ja sowieso keine andere Wahl, was die Richtung betrifft. Schließlich wollen wir ja nicht den Trorks vor die Speere laufen.“
    „Nein, lass uns jetzt schon losgehen!“, forderte Daron.
    „Bei Nacht? Wieso das denn?“, wunderte sich seine Schwester. „Dann müssen wir dauernd diesen ekelhaften Flügelschlangen ausweichen, und ehe man sich versieht, ist man in ein Fressmoos getreten.“
    „Überleg doch mal!“, sagte Daron. „Wann wird Musik gespielt?
    Meistens dann, wenn getanzt wird. Und das passiert abends bis in die Nacht hinein.“
    „Jedenfalls bei den Menschen“, schränkte Sarwen ein, denn Elben tanzten nur sehr selten.
    „Für die Konzerte unserer Komponisten in Elbenhaven gilt das Gleiche. Hast du schon mal eins am Morgen erlebt? Na also. Und deswegen müssen wir jetzt los!“
    „Ich verstehe noch immer nicht“, gestand das Elbenmädchen. Daron unterdrückte ein Seufzen. „Also, die meisten intelligenten Wesen musizieren nur abends und in der Nacht, also müssen wir jetzt aufbrechen, um dem Klang der Musik zu folgen. Denn er führt uns zu jenen Wesen, die diese Musik spielen. Verstanden?“
    Seine Schwester nickte. „Alles klar. Jetzt hab ich’s begriffen.“
    „Einfach immer dem Klang nach, und wir sind am Ziel“, sagte der Elbenjunge. „Morgen früh jedoch werden wir nichts hören außer das Krächzen einiger Laufvögel.“
    Sarwen überlege kurz und dachte schließlich: „ Du hast mich überzeugt, Bruderherz.“
    „Aber wir sollten vorsichtig sein“, mahnte er.
    „Wieso?“
    „Nun, wissen wir ja nicht, ob wir dort, wo die Musik herkommt, überhaupt willkommen sind. Oder ob das vielleicht Wesen sind, die keine Elben mögen. Du weißt, welche Vorurteile zum Beispiel viele Menschen gegen uns hegen, und sie sind nicht die Einzigen.“
    „In Ordnung, dann lass uns aufbrechen und uns anschleichen“, sagte sie. „Ich hoffe nur inständig, dass wir es nicht bereuen werden.“
    So kletterten sie von dem Felsen. In der Wildnis konnten sie kaum die Hand vor Augen sehen, aber ziemlich deutlich hörten sie die Musik und folgten ihrem Klang. Glücklicherweise riss die Wolkendecke auf, sodass ihre Umgebung von blassem Mondlicht beschienen wurde. Anfangs wurden die fröhlichen Töne noch sehr durch die scharrenden Grabgeräusche gestört, die von den Flügelschlangen verursacht wurden. Aber je weiter sie sich dem Ursprung der Musik näherten, desto weniger Flügelschlangen schienen das Erdreich zu bevölkern.
    Der Dschungel aus Riesenschachtelhalmen veränderte sich und wurde zu einem ganz normalen Wald, in dem sowohl Laub-als auch Nadelbäume wuchsen. Nur hin und wieder waren noch
    Riesenschachtelhalme zu sehen.
    Schließlich gelangten die Elbenkinder an eine breite Schneise, die mitten durch den Wald führte. Zuerst dachten Daron und Sarwen, dass es sich um einen Trampelpfad der Riesenmammuts handelte. Aber erstens waren nirgends umgeknickte Bäume zu sehen, und zweitens war der Boden der Schneise mit Steinen belegt.
    „Das ist eine Straße!“, stellte Daron fest. „Ganz sicher!“
    „Na, wenn das eine Straße ist, sind wir doch vermutlich auf dem richtigen Weg“, glaubte Sarwen.
    Sie folgten der Straße eine ganze Weile. Die Musik war immer deutlicher zu hören, und eigentlich konnte es nicht mehr lange dauern, bis sie endlich den Ort erreichten, wo sie gespielt wurde. In das fröhliche Spiel mischten sich immer öfter Stimmen.
    Manchmal blieben die Elbenkinder einfach stehen und lauschten intensiver. Vielleicht konnten sie ja wenigstens erkennen, welche Sprache die Unbekannten verwendeten. Am Hof des Elbenkönigs von Elbenhaven waren Daron und Sarwen in allen wichtigen Sprachen von Elben, Menschen, Zentauren und einigen anderen Völkern

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