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Das Juwel der Elben

Das Juwel der Elben

Titel: Das Juwel der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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gewesen war oder nicht.
    Schließlich sagte eine der beiden Stimmen: „Jetzt lass uns nicht solange herumquatschen! Treib den Gaul an, damit wir endlich nach Hause kommen! Es ist wirklich schon spät genug!“
    „Ja, ja, ist ja gut, nicht so ungeduldig!“
    Bevor sich der Wagen jedoch wieder in Bewegung setzte, kamen Daron und Sarwen aus dem Gebüsch hervor und stellten sich vor ihm hin.
    „Wartet einen Moment, ihr Unsichtbaren!“, rief Daron.
    „Wir Unsichtbaren?“, fragte eine der beiden Stimmen verwundert.
    „Vielleicht könntet ihr uns ein Stück mitnehmen zu dem Ort, von dem aus die Musik zu hören ist.“
    „Musik?“, fragte die andere Stimme. „Welche Musik?“
    „Nun“, meinte Daron, „Musik, Gesang, eine Flöte, eine Trommel, und es wird getanzt und gelacht. Nur kann ich leider nicht verstehen, was geredet wird!“
    „Du musst ja ein Gehör haben wie ein Elb!“, sagte die erste Stimme, und die zweite ergänzte: „Ich glaube, das ist sogar ein Elb! He, dreh mal den Kopf etwas, dass man deine Ohren im Mondlicht sehen kann!“
    Daron gehorchte. „Sie sind spitz“, erklärte er, „und wir sind tatsächlich Elben!“
    „Meine Güte - Elben! Es ist lange her, dass sich Elben in dieses Land verirrt haben“, sagte die erste Stimme. „Schon viele Generationen, wenn ich richtig informiert bin. Ich glaube, mein Großvater sagte mal, dass sein Großvater einen gesehen hätte.“
    „Ich glaube ehrlich gesagt, dass das alles nur Geschichten sind und noch nie Elben in unserem Dorf waren“, meldete sich die zweite Stimme zu Wort. „Die Leute erzählen viel, um sich wichtig zu machen.“
    Daron trat einen Schritt näher. „Was ist nun?“, fragte er. „Können wir mitfahren?“
    Der Kutschbock lag weitgehend im Dunkeln. Auf der Bank lag etwas, das vielleicht eine zusammengerollte Decke sein mochte. Dann aber bemerkte Daron dort eine Bewegung.
    Die Decke wurde auseinander geschlagen, und der Elbenjunge sah zwei winzige Gestalten, höchstens so groß, dass sie Daron und Sarwen bis zu den Knien gereicht hätten.
    „Ihr seid Kleinlinge!“, stellte Daron fest. „Deswegen haben wir euch in der Dunkelheit nicht gesehen und geglaubt, dass da eine Kutsche ganz allein durch die Nacht fährt!“
    „Oder zwei Unsichtbare auf dem Bock sitzen“, fügte Sarwen hinzu. Einer der beiden Kleinlinge stand auf. Die beiden waren zwar nur kniehoch, aber dennoch keine Kinder. Ihre Gesichter sahen aus wie die von ausgewachsenen Menschen oder Elben.
    Daron und Sarwen hatten von diesem Volk schon gehört, und Daron meinte sich zu erinnern, das Reich der Kleinlinge auch schon auf einer der Karten verzeichnet gesehen zu habe, die König Keandir ihm gezeigt hatte. Allerdings schien der Kartenzeichner nicht viel über dieses Reich gewusst zu haben, denn sein Inneres war auf der Karte nichts weiter als ein weißer Fleck gewesen. Offenbar wusste man einfach nicht viel darüber. Mondlicht fiel auf den Kleinling, der soeben aufgestanden war, und so konnten die beiden Elbenkinder erkennen, dass er einen Spitzbart trug und außerdem zwei dunkle Gläser, die durch feine Metallstäbe miteinander verbunden waren. Diese bildeten eine Art Gestell, dass dem Kleinling auf der Nase saß, und zwei schmale Bügel reichten bis hinter die Ohren. Offenbar diente das Ganze dazu, die dunklen Gläser vor den Augen des Kleinlings zu halten.
    „Seid gegrüßt, ihr Elben!“
    „Ganz unsererseits“, erwiderte der Elbenjunge und deutete eine Verbeugung an. „Mein Name ist Daron, und dies ist meine Schwester Sarwen, und wie ihr euch denken könnt, haben wir eine sehr lange Reise hinter uns.“
    „Ja, das Reich der Elben ist weit entfernt, und wir hören nicht viel von dem, was sich dort ereignet“, sagte der kleine Mann mit den dunklen Gläsern vor den Augen und machte sich daran, vom Bock zu steigen. Mochte der Kleinling auch eher winzig sein, da das Pferd Normalgröße hatte, war auch der Wagen entsprechend groß. Dafür gab es eine Trittleiter aus Metall, die seitlich zum Kutschbock angebracht war, doch der kleine Mann mit dem Spitzbart verpasste wohl eine der Leitertritte und fiel auf die Straße.
    Er rappelte sich wütend wieder auf und schimpfte furchtbar.
    „Habe ich es dir nicht gesagt!“, rief der zweite Kleinling, der auf dem Kutschbock geblieben war. „Nimm den Dunkelseher ab! Die werden schließlich hergestellt, um vor der Sonne zu schützen, nicht vor dem Mondlicht.“
    Der Spitzbärtige klopfte sich den Dreck von der Kleidung.

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