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Das Kabinett der Wunder

Titel: Das Kabinett der Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
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Dienerin über mehrere Wochen für mich arbeitet und nicht ein einziges Wort über sich selbst verliert, wo sie herkommt, wer ihre Familie ist, warum sie so gut lesen kann und Einzelheiten über höchst obskure Arten von Mineralien und Metallen weiß.«
    »Was heißt obskur?«
    »Jetzt ist es zu spät, bei mir die Unschuldige zu spielen, junge Dame!« Iris hämmerte auf den Arbeitstisch.
    »Obskur« bedeutet...
    Später, Astro.
    »Ich nehme an, du kannst mir nicht sagen, warum Prinz Rodolfo mir einen Brief schickt und ankündigt, dass er mir eine Helferin namens Viera wegnehmen wird?«
    »Steht das in dem Brief?« Petra tat verwirrt. »Ich kann mir nicht vorstellen, warum der Prinz an mir interessiert sein sollte.«
    »Ich auch nicht.« Iris runzelte die Stirn. »Du hast natürlich mitbekommen, dass Prinz Rodolfo die Diener ungefähr ebenso oft wechselt wie seine Handschuhe. Du wirst nicht lange für ihn arbeiten. Er liebt es, Diener einzustellen und sie wieder zu feuern.«
    Er macht mehr mit ihnen, als sie nur zu feuern , dachte Petra grimmig. Sie fragte sich, ob Iris tatsächlich keine Ahnung
vom wirklichen Schicksal der Zimmermädchen des Prinzen hatte.
    Nun wirkte Iris nicht mehr verärgert, sondern eher verwundert. »Vielleicht versucht er, mich zu bestrafen. Aber warum? Das Rodolfinium war ein Erfolg.« Sie murmelte vor sich hin, beachtete Petra nicht mehr und tigerte durch das Labor. »Haben die Krumlovs vielleicht...? Nein, das ergibt auch keinen Sinn. Und ich habe an politischen Intrigen ungefähr so viel Interesse wie an der Laichzeit von Fröschen.Vielleicht sind es seine Silberaugen...«
    Petra war plötzlich sehr wachsam.
    »... wenn er die trägt, fällt er so seltsame Entscheidungen, als wäre er nicht ganz bei sich. Ich frage mich, wo er die wohl herhat... wer sie gemacht hat... wer...« Iris starrte in Petras Augen.
    Oh nein! , sagte Astrophil.
    »Ah«, sagte Iris.
    Petra fing an, ihre Hände abzuwischen, doch der braune Saft von der Hennasalbe, die sie gerade machte, wollte nicht abgehen. »Ich nehme nicht an, dass ich eine Wahl habe, oder?«
    »Nein, hast du nicht.«
    Petra sah sich um. Instinktiv suchte sie nach etwas, das sie einpacken und mitnehmen könnte, genau wie bei ihrer Familie im »Haus zum Kompass«, und als sie Lucie und Pavel im Gasthof verlassen hatte. Aber hier gab es nichts, was ihr gehörte, und sie ließ die Hände sinken. »Auf Wiedersehen, Iris«, sagte sie hölzern. »Ich habe gern für dich gearbeitet.Wirklich.«

    Iris sagte nichts, bis Petra dieTür öffnete. »Ich nehme nicht an, dass du mir noch deinen Nachnamen sagst, hmm?«
    Petra drehte sich um.
    »Oh, vergiss es. Ich habe keine besondere Lust, dich lügen zu sehen. Das hinterlässt so ein unbefriedigendes Gefühl.«
     
     
    Petra kniff ihre belladonnaschwarzen Augen vor Nervosität zusammen und öffnete sie wieder. Dann holte sie tief Luft und blickte auf die zweiflügelige Tür, die in Gestalt von zwei Bäumen aufragte, einer Pinie und einer Eiche. Am Fuß der Pinie saß ein Löwe mit grün glühenden Augen und hielt Wache. Im Stamm der Eiche befand sich eine Höhlung, in der ein echtes kleines Feuer loderte. Ein grün äugiger Salamander hatte sich in den Flammen zusammengerollt. Petra fragte sich, wie das Feuer in dem Holz brennen konnte, ohne die ganze Tür in Brand zu setzen. Die letzte Besonderheit dieses großartigen Eingangs in die Gemächer des Prinzen war ein silberner Streifen, ein aufrecht stehendes Schwert, das die Pinie von der Eiche trennte und dessen Griff einen Knauf für jede Tür bildete.
    »Soll ich klopfen?«, fragte Petra sich selbst flüsternd.
    Der Salamander zwinkerte.
    »Nenne dein Anliegen«, knurrte der Löwe.
    »Ich bin«, stotterte Petra, »ich bin Prinz Rodolfos neue Dienerin.«
    »Die neue Dienerin Seiner Hoheit , meinst du doch sicher.«
    »Ja. Richtig. Seiner Hoheit.«

    »Sehr gut. Wir nehmen an, du hast einige Dokumente vorzuweisen.«
    »Dokumente? Wie... einen Brief? Einen hat meine Herrin bekommen, aber der ist verbrannt.«
    Der Löwe ließ die Krallen seiner linken Pfote vorspringen und musterte sie träge.
    »Mein Herrin ist - war - die Gräfin December. Sie hat ein Säureproblem. Manchmal zerstört sie Sachen. Aus Versehen natürlich.«
    Der Löwe und der Salamander wechselten einen Blick. Irgendeine Art von Verständigung schien zwischen den beiden stattzufinden.
    »Und was für eine Art von Dienerin bist du?«, fragte der Löwe.
    »Was für eine Art...?«
    »Seine Hoheit hat

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