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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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Deutschen bis zum Anschlag in den Hals und drückte dann auf den Kolben – zwanzig Milliliter Wasserlösung mit zehn Gramm Kaliumchlorid. Zehn Sekunden später hatte Dortmunds Herz zu schlagen aufgehört. Der Killer packte die Spritze wieder ein.
    »Fertig?«, fragte Amin.
    »Fertig.«
    Sie fuhren gut eine halbe Stunde durch eine Landschaft, die sich in eine Wüste verwandelte; hier und dort tauchte ein verfallenes Gebäude im Lichtkegel der Scheinwerfer auf.
    Joseph wies Amin an, in einen Feldweg abzubiegen.
    »Sind Sie sicher, dass es hier keine Minen gibt?«, fragte Amin nervös.
    »Ich habe diese Strecke heute Nachmittag von einem Buffalo der Armee abfahren lassen.«
    Wie zur Bestätigung seiner Worte kamen sie an einer Reihe rot angestrichener Steine vorbei, die Minen entlang der Straße anzeigten. Nach fünfhundert Metern verschwanden die Felsblöcke. Der Geländewagen drang tiefer in das Bergmassiv ein, immer an der Steilwand entlang. Joseph hatte sich für diese Strecke entschieden, weil die Russen vor zwanzig Jahren die beiden einzigen Orte der Umgebung dem Erdboden gleich gemacht hatten, um hier die Abschussrampe für Katjuschas zu stationieren. Alle Einwohner waren massakriert worden, niemand lebte mehr in diesem Winkel. Vor vier Jahren hatte die NATO eine Operation gegen versprengte Taliban durchgeführt, ohne die Spuren menschlicher Behausungen zu finden – er hatte die Berichte gelesen.
    »Chef, es ist Wahnsinn, um diese Uhrzeit hierherzukommen«, sagte Amin.
    »Hör schon auf. Was sollen wir denn mit der Leiche machen, du Dummkopf? Sollen wir Sie mit DHL ins Fundbüro schicken?«
    Er sah auf sein Mobiltelefon. Kein Empfang. Schließlich, nach einer weiteren halben Stunde, hielten sie an. Amin nahm eine Schippe und begann ein Loch am Straßenrand zu graben. Als es groß genug war, rollten sie Dortmunds nackten Leichnam hinein.

12
    Am nächsten Morgen bat Osama auf dem Weg ins Büro darum, am Shafakhana Emergency Hospital abgesetzt zu werden. Obwohl es noch früh war, halb acht, drängte sich eine wütende Menge in der Eingangshalle. Ein vollbesetzter Bus war am Ortseingang von Kabul in eine Schlucht gestürzt, es gab ein Dutzend Tote und mehr als fünfzig Verletzte.
    Es herrschte ein scharfer Ton zwischen den Familien der Verwundeten und dem Krankenhauspersonal, ein Krankenpfleger stöhnte am Boden, zwei Polizisten hantierten mit Gummiknüppeln. Osama sah eine Frau auf einer Trage, sie lag in einer riesigen Blutlache. Ein Mann, augenscheinlich ihr Ehemann, schrie wie am Spieß.
    »Was ist hier los?«, fragte Osama einen Zeugen, den er erkannt hatte, einen Professor der Universität Kabul.
    »Diese Frau verliert sehr viel Blut, sie saß auch in dem Bus. Sie schwebt in Lebensgefahr, aber ihr Mann will nicht, dass sich ihr ein männlicher Krankenpfleger nähert. Es haben sich nun zwei Krankenschwestern im Krankenhaus gefunden, aber eine andere Familie hat sie daran gehindert, die Frau zu behandeln, weil sie nicht genügend verschleiert seien … Sie sollen eine Burka suchen gegangen sein, kommen aber nicht wieder.«
    Osama betrachtete den Blutfleck, der unter der Trage immer größer wurde. Eine Frau heftete sich an seine Fersen.
    »
Dokter
,
Dokter
, wird mein Sohn überleben?«
    Er blieb stehen. Die Frau trug eine schwere Burka, durch den dicken Stoff konnte er kaum ihre Stimme hören, ihr Blick blieb ihm verborgen.
    Drei kleine Kinder mit schreckgeweiteten Augen klammerten sich an sie. Eine Paschtunin vom Land, die nicht wusste, wie man auf Dari korrekt »Doktor« sagte.
    »Ich weiß es nicht. Entschuldigen Sie,
bakhena ghuarum
, ich bin kein Arzt.«
    Er ging weiter. Überall warteten Verletzte auf Liegen darauf, dass sie in den Operationssaal geschoben wurden. Osama bahnte sich einen Weg zu Katuns Büro. Es war leer. Er hielt einen Krankenpfleger auf, der gerade den Gang entlangging, und zeigte ihm seinen Dienstausweis.
    »Hol bitte
Daktar
Katun her.«
    »Er ist beim Direktor.«
    »Hol ihn trotzdem.«
    Der Krankenpfleger gehorchte, Osama schämte sich ein wenig, unter diesen Umständen auf seiner Forderung zu bestehen. Kurz darauf erschien Katun in blutigem Arztkittel.
    »Beeil dich, Osama. Ich war gerade in einer Krisensitzung. Wir müssen uns um die Verletzten aus dem Bus kümmern.«
    »Tut mir leid. Hast du den Spurensicherungstest an Wadis Leiche durchgeführt?«
    »Ja. Er ist negativ.«
    »Besteht absolut kein Zweifel?«
    »Absolut keiner. Mein Bericht liegt irgendwo auf meinem Schreibtisch,

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