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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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könnte welche bekommen, müsste sie aber in den Vereinigten Arabischen Emiraten bestellen. Das wird teuer werden, sehr teuer.«
    »Wie teuer? Tausend Afghanis?«
    Der Händler schüttelte den Kopf.
    »Viel mehr als das,
Qoumaandaan
, viel mehr. Diese Schuhe kosten mindestens zweihundert Dollar vor Ort. Mit der Kommission für den Zwischenhändler, den Transportkosten, der Diebstahlversicherung und der Gewinnspanne verdoppelt sich der Preis bestimmt. Das heißt zwanzigtausend Afghanis, mindestens.«
    Die Höhe der Summe verblüffte Osama. Der
Shahid
war nur ein armer Tropf, nie im Leben hätte er sich eine derartige Ausgabe leisten können.
    »Solche Schuhe bekommt man auch nicht in Peschawar?«
    »Sie finden dieses Fabrikat nicht in Pakistan, allenfalls in den Luxusboutiquen von Islamabad, aber da kosten sie noch mehr als am Persischen Golf.«
    »Und ein Imitat?«, hakte Osama nach.
    »Diese Marke ist nicht bekannt genug. Niemand würde Kopien davon anfertigen, sie würden sich nicht verkaufen. Sollte es dennoch welche geben, würde man nicht denselben Preis wie für die Marke Nike oder Cardin erzielen. Warum sollte man also das Risiko auf sich nehmen und sie herstellen?«
    Osama hielt ihm erneut den Beutel mit dem Schuh hin.
    »Schauen Sie sich ihn noch einmal genau an – sind Sie sicher, dass dieser Schuh keine Imitation ist?«
    »Ich brauche ihn mir nicht noch einmal anzusehen,
Qoumaandaan
. Dieser Schuh ist ein Original, das bestätige ich Ihnen, keine Imitation hätte diese Materialqualität.« Er breitete die Arme aus und deutete auf die Kleidungsstücke um ihn her. »Ich verkaufe zahlreiche Imitate, ich weiß, wovon ich rede.«
    Osama hatte zunächst geglaubt, dass der
Shahid
sich die Schuhe von dem Geld gekauft hatte, das er für den Auftrag bekommen hatte. Jetzt musste er komplett umdenken. Sein Gehirn arbeitete mit Höchstgeschwindigkeit, es stellte unterschiedliche Hypothesen auf, während er sich seinen Weg durch den Basar bahnte. Jemand hatte dem Kamikaze-Attentäter diese Schuhe gegeben, damit er am Türsteher des Hamad Cafés vorbeikam. Entweder waren die Schuhe einem Westler, ob tot oder lebendig, geklaut worden, oder ein Westler, der als Komplize fungierte, hatte sie ihm gegeben. In beiden Fällen waren seine Fingerabdrücke darauf.
    ***
    Nick saß am Steuer, seine Augen waren vor Müdigkeit gerötet. Dieser Abstieg in die Eingeweide Zürichs hatte ihn erschöpft. Alle Menschen, denen er begegnet war, waren verkommen – körperlich oder moralisch. Prostituierte ohne Zukunft, sexgierige Kunden, die sie wie Objekte behandelten, völlig gefühllose Drogensüchtige und Zuhälter. Wollte er sein Leben etwa auf diese Art verbringen? Indem er mit dem Bodensatz der Menschheit verkehrte? All dies wegen einer absurden Ermittlung. Vor dem erstbesten Café hielt er an. Er hatte Lust auf ein Bier. Seufzend ließ er sich auf eine Sitzbank sinken. Er hatte einige einzelne Dokumente aus der Akte mitgenommen. Zwar war es theoretisch untersagt, derartige Unterlagen aus dem Büro zu entwenden, aber befolgte man die Sicherheitsvorschriften der Firma sklavisch, galt selbst das Toilettenpapier als »topsecret« … Er resümierte für sich selbst den Stand der Dinge: Der Gesuchte arbeitete seit zwanzig Jahren für Willard Consulting, eine einflussreiche und geheime Gruppe von Lobbyisten, von deren Existenz Nick erst seit kurzem wusste. Er fuhr oft in den Irak und nach Afghanistan, was die häufigen Flugreisen belegten, die er in den vergangenen fünf Jahren in diese Länder unternommen hatte. Er hatte seinen Arbeitgeber verraten, aber wie und weshalb, wusste Nick nicht.
    Die ganze Firma wusste, dass Joseph mit mehreren Männern auf einer Mission in Afghanistan unterwegs war. Einige seiner Analystenkollegen hatten den Fall eines seltsamen Mittelsmannes übernommen, der einige Tage zuvor plötzlich verstorben war. Nick war kein Idiot: Selbst wenn man ihm nichts sagte, konnte dies kein Zufall sein. Die beiden Angelegenheiten mussten irgendwie verknüpft sein. Ungeachtet der Frage, in welche Richtung sich seine Untersuchung entwickelte, musste er in Erfahrung bringen, was man vor ihm verbarg. Und dafür gab es unglücklicherweise nur eine einzige Lösung: die Büros der Firma zu durchsuchen, mit all den Risiken, die dies mit sich brachte.
    Er trank sein Bier aus, den Blick ins Leere gerichtet. Dieser Fall bereitete ihm zunehmend Unbehagen. Er hatte das Gefühl, in einem stockfinsteren Tunnel zu tappen. Und er fragte sich,

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