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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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ob er den Mut haben würde, ihn bis ans Ende zu gehen.

9
    Kaum war er im Büro, bestellte Osama Gulbudin, Dschihad, Rangin und Abdul zu sich. Gulbudin wirkte völlig niedergeschlagen, der Verlust seines Kollegen und Freundes war ein harter Schlag für ihn.
    »Von heute an übernimmt Gulbudin die gesamte Arbeit von Babrak am Fall Wali Wadi. Ich möchte, dass er sich völlig darauf konzentrieren kann. Teilt seine anderen Aufgaben unter euch auf.«
    »Geht klar,
Qoumaandaan «
, erwiderten die anderen im Chor.
    Osama erklärte ausführlich, was er von ihnen erwartete, während Gulbudin Notizen in Steno machte, das gesunde Auge auf Osama gerichtet. Zum Schluss sagte er nur: »Wird gemacht.«
    »Ihr alle werdet uns bei der Untersuchung des Attentats im Hamad Café helfen, ich möchte, dass wir dem Nachrichtendienst zur Hand gehen.«
    »Dieser Fall hier geht uns alle persönlich an. Womit soll ich anfangen?«, fragte Dschihad.
    Osama hielt ihm den Beutel mit dem Schuh hin.
    »Zieh dir Handschuhe an und verschaffe mir eine umfassende Aufstellung der Fingerabdrücke auf diesem Schuh. Nimm dir anschließend so viele verlässliche Männer, wie du brauchst, und leite die Fingerabdrücke an die Datenbank weiter.«
    »Nach wem suchen wir?«
    »Sage ich dir später.«
     
    Nachdem er seine Post gelesen und sich auf den aktuellen Stand der laufenden Untersuchungen gebracht hatte, besuchte Osama ein zweites Mal Babraks Witwe. Sie empfing ihn in Gesellschaft ihrer gesamten Familie, die aus der Region Zaranj gekommen war, um ihr beizustehen. Der größte Raum der Wohnung – die Decke war so niedrig, dass Osama sie beinahe mit dem Kopf berührte – war mit einem großen Tuch in zwei Räume getrennt worden; auf der einen Seite befanden sich die Männer, auf der anderen die Frauen. In der Mitte war ein Buffet aufgebaut. Die Frauen trugen bunte Kleider und einen dünnen Schleier, der nur ihre Haare bedeckte. Keiner der Männer trug einen Turban oder einen langen Bart. Alle waren erschüttert vom Tod des jungen Polizisten. Eine schöne Frau mit blauen Augen und mit schwarz nachgezeichneten Augenbrauen bestand darauf, dass er etwas aß. Er nahm ein wenig von dem Hammelfleisch, das wunderbar fett war, und etwas Reis mit gewürztem Joghurt.Als er den Joghurt aufgegessen hatte, wollte eine andere Frau seinen Teller unbedingt erneut füllen. Er aß ohne Widerrede, um sie nicht zu kränken, obwohl er nicht im mindesten Hunger verspürte. Er war überrascht, dass die Männer immer wieder in den Bereich der Frauen kamen und Männer und Frauen ohne Rücksicht auf das Geschlecht miteinander redeten. Noch nie hatte er an einer derart gemischten Zusammenkunft teilgenommen: An sich durften Frauen keine anderen Männer sehen oder berühren, nur ihre Väter, Brüder oder Söhne. Hier aber hatten sie selbst mit den entferntesten Cousins Kontakt. Hatte es damit zu tun, dass die meisten Personen im Raum Schiiten waren? Ein Mann, der etwas älter war als die übrigen, trat auf Osama zu. Sein dichtes Haar verhüllte nur unzureichend die Narben zu beiden Seiten des Kopfes. Er erklärte Osama, dass die Taliban ihm die Ohren abgeschnitten hatten, weil er sich ihrer Meinung nach gegenüber der sunnitischen Religion versündigt hatte.
    »Ich bin zufrieden«, sagte er abschließend, »ich hatte Glück – anderen wurde die Nase abgeschnitten, oder man durchtrennte ihnen gleich die Kehle.«
    Osama nickte und wandte sich bald zum Gehen. Er fühlte sich unwohl in dieser tristen Atmosphäre. Er nahm die Witwe beiseite, um ihr mitzuteilen, dass er beschlossen hatte, die Untersuchung der Explosion im Hamad Café zusammen mit der Antiterror-Einheit selbst zu übernehmen.
    »Werden Sie die Taliban finden, die die Bombe gelegt haben?«
    »Ja, ich finde sie«, sagte Osama, »aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob die Schuldigen Taliban sind.«
    »Das verstehe ich nicht. Wer denn sonst?«
    »Ich frage mich, ob das Hauptziel dieses Attentats nicht Babrak, Gulbudin und ich selbst waren. Wegen der Recherchen, die wir im Augenblick durchführen.«
    Osama trat ein wenig näher, hielt aber einen schicklichen Abstand ein.
    »Diejenigen, die diesen Mord begangen haben, werden teuer dafür bezahlen«, murmelte er. »Das schwöre ich bei Allah!«
    »Ich habe diese Gewalt so satt! Ich will keine Toten mehr«, sagte die Witwe tonlos. »Ich will nur, dass mein Mann in Frieden ruht, dass dieses Land endlich wieder ein normales Land wird.«
    Sie ging zu einer schäbigen Anrichte aus

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