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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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rasselnden Husten eines der Fallschirmspringer, die ihn bewachten. Er musste an die amerikanischen Satelliten denken, die über seinem Kopf kreisten, in sechsunddreißigtausend Kilometern Entfernung, und all seine Gespräche belauschten. An die mit Exkrementen übersäte Straße in dem Slum, durch die er am Vortag gegangen war. An den Bericht, den er im Fernsehen gesehen hatte, in dem eine Frau gezeigt wurde, der europäische Chirurgen ein neues Gesicht transplantiert hatten, an das Mädchen in Dschalalabad, das gerade verstümmelt worden war. An den Mann, den man manipuliert hatte, damit er sich in die Luft sprengte, und an andere Männer, die sich freiwillig in die Luft jagten, um möglichst viele Unschuldige zu töten. Und er musste an Babrak denken, der das Leben so geliebt hatte und nun tot war. Und er fragte sich, warum Gott all diese Dinge zuließ.
    ***
    Nick ließ sich ins Auto gleiten. Es war ein langer Tag gewesen, ungeduldig hatte er darauf gewartet, seine Recherche voranzutreiben. Die letzten Stunden hatte er sich zum Schein mit anderen Aufgaben beschäftigt, um keinen Verdacht zu erregen. Warum er seinem Arbeitgeber nicht die Wahrheit sagte, was seine Nachforschungen betraf, war ihm selbst nicht klar. Vielleicht, weil man ihn nicht darüber unterrichtet hatte, dass Joseph in Kabul war. Solange man ihm nicht eröffnete, dass es da eine Verbindung gab, musste er auf der Hut bleiben. Es gabzu viele Tote, zu viele Geheimnisse, zu viele Dinge, die man verheimlichte – ihm und anderen. Er öffnete seine Tasche, in der eine automatische Waffe steckte. Eine sehr imposante Waffe, mit ihrem Gewehrkolben aus schwarzem Komposit und dem durch einen viereckigen Schalldämpfer verlängerten Lauf. Er mochte Waffen nicht, dennoch steckte er sie ein.
    Trotz der Lichterkette über dem Eingang war nicht zu übersehen, was das Café Istanbul tatsächlich war: ein elendes Loch, in dem Alkoholiker sich billigen Fusel hinter die Binde kippten, bevor sie nach Hause wankten. Nick parkte ein paar Meter flussaufwärts und schaltete dann den Motor ab. Zum ersten Mal in seinem Leben schritt er zur Tat, allein, ohne Sicherheitsnetz. Er streckte die Hände aus: Sie zitterten leicht.
    Hoffentlich halte ich überhaupt durch, dachte er, als er ausstieg.
    Im Inneren des Cafés herrschte dieselbe Atmosphäre wie in allen Bars dieser Welt. Ein müder Barkeeper, der hinter seinem Tresen Gläser trocknete, vier oder fünf traurige Gäste vor ihrem Getränk am Tresen, leise Hintergrundmusik. Nick trat von der Seite auf den Barmann zu, damit ihn keiner der Gäste hörte. Diskret zog er den Dienstausweis des Schweizerischen Justizdepartements hervor, in der Hoffnung, dass die Karte mit dem weißen Kreuz auf rotem Grund Eindruck machte.
    »Ich suche Stavos«, sagte er.
    »Den habe ich heute Abend nicht gesehen.«
    »Wo ist er?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hör zu, mein Freund«, sagte Nick, »ich möchte wirklich gern mit ihm reden, und zwar heute Abend. Ich will ihm nicht an den Kragen gehen, aber wenn er mir entwischt, werden bestimmte Leute große Probleme bekommen, angefangen bei dir. Sehr große Probleme, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Um diese Uhrzeit spielt Stavos Karten bei Hans«, sagte der Kellner tonlos.
    »Hans?«
    »Eine Bar ein Stück weiter unten, im nächsten Häuserblock. Im Hinterzimmer gibt es einen inoffiziellen Spielsalon. Du klopfst an die rückwärtige Tür, die blaue, zweimal, dann dreimal.«
    »Danke«, sagte Nick. »Du hast die richtige Entscheidung getroffen.«
    Draußen hatte der Regen aufgehört. Er beschloss, zu Fuß zu gehen. In diesem Viertel gab es viele Spirituosengeschäfte, kleine Buden und Lebensmittelgeschäfte. Vor einem Café ohne Ladenschild blieb er stehen. Durch die Scheibe entdeckte er im Hintergrund eine blaue Tür. Entschlossen betrat er das Lokal und durchschritt den Raum, ohne mit irgendjemandem zu sprechen, gab das vereinbarte Klopfzeichen an der Tür. Ein stämmiger Typ in Jeans und Unterhemd, mit Dreitagebart, öffnete ihm. Hinter dem Mann tat sich ein verrauchtes Nebenzimmer auf, in dem fünf Tische standen, allesamt besetzt. Wieder zeigte Nick seinen gefälschten Dienstausweis.
    »Ich suche Stavos.«
    »Nicht hier«, brummte der Stämmige.
    »Hör zu«, erwiderte Nick. »Ich möchte mit Stavos sprechen, und wenn du mich hier verarschst, lasse ich dein Rattenloch schließen und buchte dich ein.«
    Die Gespräche in dem Raum waren verstummt. Nick wurde auf einmal unbehaglich zumute. Doch

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