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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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Marco.«
    Keine höfliche Anrede. Es war nicht nötig. Kurz darauf betrat Amin den Raum, in Begleitung seiner beiden Kollegen.
    Joseph streckte die Hand nach einem Schälchen mit Trockenobst aus. Er nahm sich eine Handvoll Mandeln. Amin und seine beiden Kollegen sahen, wie seine kräftigen Kiefer mahlten. Das Geräusch war unangenehm, es hallte im ganzen Raum wider. Der Killer nahm eine zweite Handvoll. Schweigen. Mahlgeräusche. Schlucken. Endlich wischte er sich den Mund ab.
    »Der General hat soeben das Einverständnis zu meinem neuen Plan gegeben. Wir sollen ihn zur Strecke bringen. Und diesmal richtig, lautet die Anweisung.«
    Er schob Amin ein Blatt Papier zu.
    »Für dich. Mach ihn ausfindig.«
    Es stand nur ein Name drauf, Abdullah Nassim Darani, außerdem eine Adresse und eine Telefonnummer, die mit der Vorwahl für Kabul begann. Amin sah seinen Chef fragend an.
    »Um wen handelt es sich?«
    »Um einen Ex-Mudschaheddin. Er ist der Anführer einer Bande, die mit allen Wassern gewaschen ist. Sie sind für Entführungen zuständig, für Erpressungen, Drogenhandel. Ein Mitglied seiner Familie wurde letztes Jahr in Lausanne im Rahmen einer Schutzgeldaffäre verhaftet. Woraufhin unser Mann den Besitzer eines Restaurants mit einem Schweißbrenner folterte, weil der den Beamten der Bundespolizei von seinem netten Onkel erzählt hatte.«
    »Was hat er mit uns zu tun?«
    »Der General möchte noch immer nicht, dass wir uns selbstum Kandar kümmern«, sagte Joseph. »Er möchte, dass Leute von hier diese schmutzige Arbeit erledigen. Anscheinend spricht der Typ Arabisch. Du wirst übersetzen.«
    »Zu Befehl, Chef.«
    Joseph griff erneut in das Schälchen.
    »Nimm dreißigtausend Dollar aus dem Safe. Wir fahren sofort zu ihm.«
    Zwei Wagen warteten bereits mit laufenden Motoren vor dem Gebäude. Joseph stieg zusammen mit Amin in den ersten ein, die beiden anderen K-Männer gesellten sich zu zwei im zweiten Wagen wartenden Uniformierten.
    »Woher wissen wir, dass er im Augenblick zu Hause ist?«, fragte Amin.
    »Wir haben sein Telefon seit gestern abhören lassen. Bern hat mir bestätigt, dass er in den letzten zwei Stunden mehrere Telefongespräche geführt hat.«
    Der ehemalige Mudschaheddin wohnte in einem paschtunischen Ortsteil neben dem Tadschikenviertel Karte Parwan im Norden Kabuls. Schon bald hatten sie sich in dem Gassengewirr verfahren, es gab kein einziges Straßenschild. Der Fahrer hielt den Wagen an.
    »Chef, so kommen wir nicht weiter.«
    Joseph wandte sich an Amin.
    »Klopf einfach irgendwo. Finde jemanden, der uns zu ihm bringt.«
    »Es wird uns niemand öffnen. In einer Stunde wird es dunkel.«
    »Ist mir egal! Los, mach schon, wir verlieren Zeit!«
    Amin rief eine Gruppe Jungen zu sich. Sie sprachen einen schwierig zu verstehenden Dialekt, eine Mischung aus Dari und Paschtu, doch einen Zehn-Dollar-Schein später lief einer von ihnen davon. Einer der K-Männer – schwarze Schutzbrille, kugelsichere Weste, mehrere Handwaffen am Gürtel, ein schwarzes Maschinengewehr in der Hand – stieg aus demBegleitfahrzeug aus, um den rückwärtigen Teil der Straße zu sichern. Der Junge kam wieder, einen keuchenden Alten im Schlepptau – der Alte kenne die Straße, die sie suchten, und spreche sogar ein wenig Englisch.
    »Ich suche eine Adresse hier im Viertel«, sagte er zu dem Alten, das Wörterbuch Arabisch-Dari in der Hand. »Können Sie mir helfen?
Ke maara koumak metonaa?
«
    »
Khou, farq namey kouna

    »In welche Richtung?
Koudam taraf?
«
    »Ich kann Ihnen den Weg zeigen«, sagte der Alte schließlich in gut verständlichem Englisch, öffnete die Wagentür und nahm neben Amin Platz.
    Er stank bestialisch, eine Mischung aus altem Schmutz, kaltem Tabak, Knoblauch und Parfum mit Rosenwasseraroma. Joseph kurbelte wortlos das Fenster herunter und gab Gas; hinter ihm setzte sich auch der zweite Wagen in Bewegung. Sie drangen immer tiefer in den Slum aus alten Lehmhäusern ein. Die Straßen waren mit Abfällen übersät, und mit Autowracks. Hier trug keiner einen
Pakol,
aber es gab viele Bärte – offensichtlich ein paschtunisches Viertel. Die bärtigen Anwohner warfen den beiden Fahrzeugen finstere Blicke zu, vermutlich hielten sie ihre Insassen für Soldaten der Internationalen Schutztruppe. Der Alte schien sich unbehaglich zu fühlen.
    »Wir müssen uns beeilen«, erklärte Amin, »sie mögen keine
Kuffār
hier. Sie werden uns lynchen!«
    Im selben Augenblick traf ein Stein auf der Windschutzscheibe des

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