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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Miles sich auf der Stelle zum Admiral gemacht. Captain? Er überlegte krampfhaft. »Lassen wir es doch vorerst bei Mr. Naismith bewenden«, schlug er kühl vor. »Ein Zenturion ohne seine hundert Männer ist schließlich nur dem Namen nach ein Zenturion. Im Augenblick müssen wir uns mit der Realität befassen.« Mann, stimmte das!
    »Wie heißt Ihre Gesellschaft?«
    »Die Dendarii Söldner.« Die blitzschnelle Assoziation ging ihm zum Glück locker über die Lippen.
    Daum sah ihn begeistert an. »Ich sitze hier in diesem verdammten Ort seit zwei Monaten fest und suche nach einem Schiff, das mich befördert und dem ich trauen kann. Wenn ich noch länger warten muss, könnte der Aufschub das Ziel meiner Mission zerstören – Verrat ebenso. Mr. Naismith, ich habe lange genug gewartet – zu lange. Ich will es mit Ihnen versuchen.«
    Miles nickte mit so viel Genugtuung, als würde er derartige Transaktionen schon länger abschließen, als er eigentlich lebte. »Also dann, Major Daum, verpflichte ich mich, Sie nach Tau Verde IV zu bringen. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Als erstes muss ich aber mehr wissen. Erzählen Sie mir alles, was Sie über das Vorgehen der Oserischen Söldner bei der Blockade wissen …«
    »Mylord, ich war der Auffassung, dass Pilot Mayhew die Ladung transportieren sollte«, sagte Bothari ernst, als sie wieder auf dem Gleitband vor Daums Hotel standen. »Du hast mir nicht gesagt, dass du selbst mitfahren willst.«
    Miles zuckte überbetont sorglos mit den Achseln. »Da sind so viele Variablen, und es steht so viel auf dem Spiel – ich muss einfach vor Ort sein. Es ist unfair, alles auf Ardes Schultern abzuladen. Findest du nicht auch?«
    Bothari war offensichtlich zwiegespalten. Er missbilligte die Raffgier seines Lehnsherrn, über Nacht reich werden zu wollen, hielt aber auch nichts von Pilot Mayhew, was er durch ein zurückhaltendes Grunzen ausdrückte, das Miles bewusst überhörte.
    Miles Augen funkelten. »Außerdem bringt es ein bisschen Aufregung in dein Leben, Sergeant. Es muss doch sterbenslangweilig sein, mir den ganzen Tag hinterherzulaufen.«
    »Ich langweile mich sehr gern«, erklärte Bothari mürrisch.
    Miles grinste. Insgeheim war er froh, dass er wegen der ›Dendarii Söldner‹ kein größeres Donnerwetter zu hören bekam. Aber eigentlich war dieser kurze Anflug von Phantasie doch recht harmlos.
    Als die drei Männer zurückkamen, lief Elena aufgeregt in Mrs. Naismiths Wohnzimmer auf und ab. Auf ihren Wangen brannten hochrote Flecken, die Nasenflügel waren gebläht. Sie schimpfte leise vor sich hin. Dann funkelte sie Miles wütend an. »Betaner!«, stieß sie mit abgrundtiefem Abscheu hervor.
    »Was ist denn los?«, erkundigte er sich vorsichtig.
    Sie stapfte durch den Raum, als zertrete sie jemanden auf dem Boden. »Dieses schreckliche Holovid. Wie können sie – ach, ich kann es gar nicht beschreiben!«
    Aha, sie ist auf einen der Pornographiekanäle gestoßen , dachte Miles. Naja, irgendwann musste das mal passieren. »Holovid?«, fragte er strahlend.
    »Wie können sie so entsetzliche Verleumdungen Admiral Vorkosigans und Prinz Sergs und unserer Streitkräfte zulassen? Ich finde, der Produzent sollte erschossen werden! Und die Schauspieler auch – und die Drehbuchautoren. Zu Hause würden wir das machen. Bei Gott!«
    Offenbar doch nicht ein Pornographiekanal! »Aber, Elena, was hast du dir denn angesehen?«
    Seine Großmutter saß, nervös lächelnd, in ihrem Schwebesessel. »Ich habe versucht, ihr zu erklären, dass es sich nur um eine Fiktion handelt – du weißt schon, um die Geschichte dramatischer darzustellen …« Elena fauchte giftig. Miles warf seiner Großmutter einen flehenden Blick zu.
    »Die dünne blaue Linie«, erklärte Mrs. Naismith nur.
    »Ach, den habe ich gesehen«, sagte Mayhew. »Das ist eine Wiederholung.«
    Miles erinnerte sich noch lebhaft an das Dokudrama. Es war vor zwei Jahren herausgekommen und hatte beträchtlich dazu beigetragen, seine Schulzeit in der Kolonie Beta manchmal ziemlich surrealistisch zu machen. Miles Vater, damals Flottillenadmiral Vorkosigan, hatte an der gescheiterten Barrayaranischen Invasion des Verbündeten der Beta Kolonie, Escobar, als Stabsoffizier teilgenommen. Nach dem katastrophalen Tod des anderen Kommandanten, Admiral Vorrutyer, und des Kronprinzen Serg Vorbarra, war er zum Flottenkommandeur gemacht worden. Sein brillanter Rückzug wurde immer noch als beispielhaft in den militärischen Annalen Barrayars

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