Das Kadett
brutaler Gewalt aus, Rekrut Auson. Brutale Gewalt hat mir noch nie gelegen …«
»Ich hab’s!«, rief der Kommunikationsoffizier. Auf dem Holovid-Schirm war jetzt noch ein zweites Bild zu sehen. »Da drüben sind zehn mit kompletter Feedback-Rüstung. Der Rest scheinen Pelier zu sein – ihre Rüstungen haben nur Kommunikationsverbindungen. Aber da sind die Zehn.«
»Bildschön! Hier Sergeant, übernimm unsere Monitore.« Miles ging zur anderen Station hinüber und streckte die Finger genüsslich wie ein Konzertpianist. »So, und jetzt werde ich euch zeigen, was ich meine. Wir wollen mal ein bisschen simulieren, winzige Funktionsstörungen in den Anzügen …« Er nahm einen Soldaten aufs Korn. Medizinische Telemetrie – physiologische Unterstützung – da. »Achtung! Herschauen!«
Miles zielte auf den Urinbeutel des Piloten, der schon halb gefüllt war. »Muss ein nervöser Bursche sein …« Miles gab den Befehl zum Rückfluss, mit voller Kraft, und schaltete den Audiosender ein. Wildes Fluchen wurde kurz laut, dann befahl eine schnarrende Stimme Funkstille. »Also, damit hätten wir schon einen Soldaten, der abgelenkt ist. Und er kann nichts dagegen machen, bis er den Anzug auszieht.«
Auson erstickte fast, so lachte er. »Du hinterlistiger kleiner Teufel! Ja, ja!« Er trampelte vor Vergnügen mit den Füßen, da er die Hände nicht benutzen konnte und drehte sich im Sessel. Dann rief er die Angaben über einen anderen Soldaten ab. Er musste ganz langsam mit den Fingerspitzen auf die Tasten drücken.
»Denken Sie dran, subtil!«, ermahnte Miles ihn.
»Klar«, antwortete Auson immer noch kichernd. »Da, da …« Er grinste. »Jeder dritte Servobefehl erfolgt jetzt mit einer zeitlichen Verzögerung von einer halben Sekunde, und die Waffen schießen zehn Grad nach rechts vom Ziel, das er anpeilt.«
»Hervorragend«, lobte Miles. »Den Rest heben wir uns lieber auf, bis sie in kritischer Position sind. Wir wollen ihnen keinen vorzeitigen Tipp geben.«
»Richtig.«
Das Schiff flog immer näher und näher an den Anlegeplatz heran. Die feindlichen Truppen bereiteten sich vor, durch die normalen Anschlussröhren an Bord zu kommen.
Da stürmte plötzlich Thornes Truppe aus den Luftschleusen an der Dockseite. Abgefeuerte Magnetminen trafen den Hauptbau der Station, wo sie aufflammten und Löcher brannten, wie Funken in einen Teppich. Thornes Söldner sprangen durch die Bresche. Die Funkstille des Feindes wurde durch Überraschungsschreie gebrochen.
Miles schwirrte über die Anzeigen. Ein weiblicher Offizier drehte den Kopf, um ihrem Zug etwas zuzurufen. Sofort verriegelte Miles den Helm – und den oserischen Kopf darin – in dieser nach hinten verrenkten Stellung. Dann suchte er einen anderen Soldaten aus, der in einem Korridor war, den seine eigenen Leute noch nicht erreicht hatten, und gab dem in den Anzug eingebauten schweren Plasmabogen den Befehl loszuballern. Der überraschte Mann wurde durch den Rückstoß nach hinten geschleudert. Aus seiner Hand kam ein Feuerstrahl, der Boden, Decke und Kameraden erfasste.
Miles machte eine Pause, um Elenas Anzeigen abzulesen. Auf dem visuellen Kanal sah er einen Korridor mit großer Geschwindigkeit vorbeirasen. Dann drehte sich alles, als Elena die Düsenbremsen ihres Anzugs betätigte. In der Dockstation war jetzt offensichtlich die künstliche Schwerkraft ausgeschaltet. Eine automatische Luftdichtung schloss sich vernehmlich und sperrte den Korridor ab. Elena gewann das Gleichgewicht wieder und schoss mit dem Plasmabogen ein Loch hinein. Dann stürzte sie sich hindurch. Gleichzeitig kam aber ein Gegner von der anderen Seite. Sie balgten sich auf dem Boden. Die Servos kreischten vor Überlastung.
Miles suchte hektisch nach den Angaben über diesen Feind auf den zehn Tafeln, aber er war Pelier. Miles hatte auf seinen Anzug keinen Zugriff. Ihm schlug das Herz im Hals. Auf dem Bildschirm sah er wieder den Kampf zwischen Elena und dem Pelier. Miles hatte das verschwommene Gefühl, an zwei Orten zugleich zu sein, als hätte sein Atmen den Körper verlassen. Dann merkte er, dass er durch einen oserischen Anzug das Geschehen beobachtete. Der Oserer hob die Waffe, um zu feuern. Er konnte nicht verfehlen …
Miles aktivierte sofort den Medizinnachschub und schoss dem Mann alle verfügbaren Drogen in die Blutbahn. Die Audioübertragung brachte ein grässliches Keuchen. Der Herzschlag des Mannes spielte verrückt. Dann wurde Herzstillstand angezeigt. Noch eine Gestalt
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