Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold

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fort und ergriff auch die Nebengebäude. Teile des Schlachtschiffs gerieten in die Schmelzerei. Bunte chemische Feuer schossen an mehreren Stellen ins Vakuum hinaus.
    Die RG 132 schwebte langsam davon. Miles stand vor dem Bildschirm und sah mit stummer Bewunderung, wie sich die Hälfte der äußeren Rumpfhaut des Frachters ablöste und ebenfalls im All verschwand.
    Die RG 132 hatte die endgültige Eroberung der Veredlungsanlage ermöglicht. Thornes Stoßtrupp räucherte noch die letzten Oserer aus ihrem kaputten Schiff und säuberte auch die umliegenden Gebäude von Flüchtigen. Die Verwundeten wurden von den Toten aussortiert, die Gefangenen unter Bewachung gestellt, Minenfallen aufgespürt und entschärft, die wichtigsten Zonen wieder mit Atmosphäre geflutet. Erst dann konnten Leute und Gleiter eingesetzt werden, um den alten Frachter ins Dock zu holen.
    Eine schmutzige Gestalt in Druckanzug taumelte aus der Anschlussröhre auf die Ladezone.
    »Sie sind verbogen! Sie sind verbogen!«, schrie Mayhew Miles zu und nahm den Helm ab. Das schweißverklebte Haar stand wirr in alle Richtungen.
    Baz und Elena liefen zu ihm. Ohne Helme sahen beide wie Ritter nach einem Turnier aus. Elenas Umarmung riss den Piloten um. Miles schloss aufgrund Mayhews verzerrtem Gesicht, dass Elena immer noch mit den Servos leichte Schwierigkeiten hatte. »Es war phantastisch, Arde!«, jubelte sie.
    »Gratuliere«, sagte Baz. »Das war das erstaunlichste taktische Manöver, das ich je gesehen habe. Eine phantastisch berechnete Flugbahn – der Aufprallpunkt war perfekt. Sie haben ihn erstklassig erledigt. Kaum Konstruktionsschäden – ich habe es mir gerade angesehen. Ein paar Reparaturen – und wir haben ein funktionierendes Schlachtschiff gekapert!«
    »Phantastisch? Berechnet?«, fragte Mayhew. »Sie sind ebenso verrückt wie wir!« Er zeigte auf Miles. »Und was den Schaden betrifft – sehen Sie sich das an!« Er deutete nach hinten zur RG.
    »Baz sagt, in der Station gibt es die Möglichkeit, Reparaturen am Rumpf durchzuführen«, beschwichtigte Miles ihn. »Das hält uns hier zwar ein paar Wochen fest, was mir ebensowenig wie dir behagt, aber es ist machbar. Gott behüte, dass uns jemand deshalb zur Kasse bittet. Aber mit etwas Glück müsste ich …«
    »Du verstehst mich nicht!« Mayhew wedelte mit den Armen. »Sie sind verbogen! Die Necklin Stangen.« Bei einem Sprungschiff war der Pilot mit seinen viralen Kreisen das Nervensystem, der Körper aber die beiden Necklin Feldgeneratorstangen, die von einem Ende des Schiffes zum anderen liefen. Sie waren so angefertigt, dass ihre Toleranzen nicht einmal eins zu einer Million betrugen.
    »Bist du sicher?«, fragte Baz. »Das Gehäuse …«
    »Du kannst dich im Gehäuse hinstellen und sehen, wie die Stangen verbogen sind. Eindeutig sehen! Wie Skier sehen sie aus!«, klagte Mayhew.
    Baz stieß langsam die Luft zwischen den Zähnen aus.
    Obwohl Miles die Antwort zu kennen glaubte, fragte er den Ingenieur: »Irgendeine Chance, das zu reparieren?«
    Baz und Mayhew warfen Miles den gleichen Blick zu. »Bei Gott, du würdest das versuchen«, sagte Mayhew. »Ich sehe dich schon da unten, mit dem Vorschlaghammer …«
    Jesek schüttelte bedauernd den Kopf. »Nein, Mylord. Meines Wissens sind die Felicier weder biotechnisch noch technologisch in der Lage, Sprungschiffe zu bauen. Ersatzstangen müssten importiert werden – Kolonie Beta ist am nächsten –, aber dort wird dieses Modell nicht mehr gebaut. Man müsste sie eigens anfertigen und herschicken – das würde meiner Schätzung nach ein Jahr dauern und ein Vielfaches von dem kosten, was du für die RG 132 bezahlt hast.«
    »Aha«, sagte Miles und starrte ausdruckslos durch die Plexiglasbullaugen auf sein kaputtes Schiff.
    »Könnten wir nicht die Ariel nehmen?«, schlug Elena zaghaft vor. »Wir könnten mit ihr die Blockade durchbrechen …«, und sie brach ab und errötete. »O Entschuldigung.«
    Der Geist des ermordeten Piloten lachte eiskalt in Miles’ Ohren hinein. »Ein Pilot ohne Schiff«, murmelte Miles vor sich hin. »Ein Schiff ohne Pilot, die Ladung nicht abgeliefert kein Geld, keine Möglichkeit, nach Hause zu fahren …« Er wandte sich an Mayhew. »Warum hast du es getan, Arde? Du hättest dich doch friedlich ergeben können. Du bist Betaner. Sie hätten dich bestimmt anständig behandelt.«
    Mayhew blickte umher und vermied es, Miles anzusehen. »Sieht so aus, als hätte das Schlachtschiff versucht, euch alle in die nächste