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Das Känguru-Manifest

Das Känguru-Manifest

Titel: Das Känguru-Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Uwe Kling
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auseinandergesetzt hast, darum erlaube mir das falsche Bewusstsein deinerseits zumindest in puncto deiner Berufswahl …«
    Sissi drückt auf die rote Nase des Kängurus. »Deine Nase quiekt«, sagt sie und kichert.
    »Keine weiteren Fragen, Euer Ehren«, sagt das Känguru und steht auf.
    »Du gibst auf?«, fragt Friedrich-Wilhelm. »So schnell? Ich hatte zwar auch keinen Erfolg, aber ich habe immerhin monatelang auf das Kind eingeredet.«
    »Man muss dem Mädchen zugestehen, dass eine rote, blinkende, quiekende Nase im Gesicht die Glaubwürdigkeit des Zeugen nicht gerade in einem goldenen Licht erstrahlen lässt«, sagt das Känguru.
    »Nein«, sage ich. »Eher in einem rot blinkenden.«
    »Na fein«, ruft das Känguru und beugt sich wieder hinunter. »Hör zu, kleine Anwältin. Ich biete dir einen Vergleich an. Du sagst ab sofort, dass du, sagen wir mal, Topmodel …«
    »Das ist nicht wirklich besser«, sagt Friedrich-Wilhelm.
    »Tierärztin …«, sagt das Känguru.
    »Ich studiere doch nicht sechs Jahre, um danach für 1 300 Euro netto zehn Stunden pro Tag zu malochen«, sagt Sissi.
    »Schönheitschirurgin«, bilde ich die Synthese aus den Vorschlägen.
    Friedrich-Wilhelm verdreht die Augen, zuckt dann aber mit den Schultern.
    »Also«, sagt das Känguru, »du sagst, dass du Schönheitschirurgin werden willst, und dafür bekommst du«, es greift in seinen Beutel, »diese Packung Schnaps- … äh … Weihnachtspralinen.«
    »Und ich darf auf deinem Rentierrücken reiten …«, ruft das Mädchen.
    Das Känguru seufzt.
    »… und du singst Rudolph, the Red-Nosed Reindeer .«
    »Warum tue ich das noch mal?«, fragt das Känguru.
    »Weil du nach dem siebten Glühwein behauptet hast, dass die Heiligen Drei Könige Weihrauch, Myrrhe und Benzingutscheine gebracht hätten und Fritz-Willi hier gesagt hat: ›Wetten, dass nicht?‹«, sage ich.
    »Ach ja richtig«, sagt das Känguru. »Voll der gute Grund. Aber ich sage euch: Wenn ihr jemals jemandem hiervon erzählt, wird Jesus nicht der Einzige bleiben, den man an Weihnachten gekreuzigt hat«, sagt das Känguru.
    »Die Kreuzigung war an Halloween«, sagt Friedrich-Wilhelm.
    »Wann auch immer«, sagt das Känguru.
    »Passt mal auf!«, sage ich.
    Ich lege mich auf den Rücken und rudere hilflos mit meinen Gliedmaßen wie ein auf dem Rücken liegender Käfer.
    »Wer bin ich?«, frage ich. Sissi kichert, legt sich auch auf den Rücken und rudert wie ich mit Armen und Beinen.
    »Keine Ahnung«, sagt Friedrich-Wilhelm. »Ich weiß auch nicht, ob ich es wissen will.«
    »Samsa Klaus!«, rufe ich.
    Niemand lacht.
    »Wegen Gregor Samsa!«, rufe ich. »Aus Kafkas Verwandlung! Versteht ihr nicht?«
    »Der Witz scheint mir okay«, sagt das Känguru. »Aber ich glaube, er hat eine eingeschränkte Zielgruppe.« 16

    16 »Also Kinder! Einige von euch fragen sich vielleicht, warum wir eigentlich Weihnachten feiern. Das kam so: Vor ungefähr fünfzig Jahren oder so, da wollten Mandy & Jochen Klausberger noch Weihnachtsgeschenke kaufen, weil war ja Weihnachten, und die wollten noch einen digitalen Bilderrahmen kaufen oder was man damals geil fand. Jedenfalls sind die von Geschäft zu Geschäft gezogen, aber überall war alles ausverkauft, bis dann einer gesagt hat: ›Hier in dieser Mall könnt ihr bleiben.‹ Und dann hat Mandy ihr Kind bekommen, weil, ach ja, die war schwanger, das hatte ich vergessen zu erzählen. Aber die wusste das ja selber nicht, weil, sagen wir mal, das hatte jetzt vom Körpervolumen gar keinen großen Unterschied gemacht. Jedenfalls wurde damals Sancho Thadeusz Klausberger, kurz Santha Klaus, geboren. Er hatte schon bei seiner Geburt einen langen weißen Bart, einen roten Mantel, und er war sehr dick. Und deswegen feiern wir heute noch das Weihnachtsfest.« Anm. des Känguru

Das Känguru steht mit einer Schürze über dem Beutel in der Küche und backt Plätzchen. Ich assistiere. Das Känguru sticht Kekse in Hammerform aus und produziert sichelförmige Vanillekipferl. Außerdem macht es mit Himbeermarmelade bestrichene rote Sterne. In langen Diskussionen konnte ich durchsetzen, dass ich auch ein paar mit Pflaumenmus bestrichene schwarze Sterne machen darf.
    Das Känguru versucht sich derweil an der Schnapspralinenherstellung.
    »Bist du sicher, dass da so viel Wodka rein muss?«, frage ich.
    »Ich sag mal so«, sagt das Känguru, »gerade an Weihnachten gilt: Wer Visionen haben will, darf nicht an den Drogen sparen …«
    Ich schiebe meine Sterne in den

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