Das Kairos-Prinzip: So finden Sie den richtigen Zeitpunkt für den beruflichen Wechsel
Erfüllungsgrad wünsche ich mir für diesen Wert? (Das muss nicht 100 % sein!)
Tragen Sie mit einer gestrichelten Linie (oder einer anderen Schattierung der Farbe) diesen Wunsch- oder Sollwert ein.
Wiederholen Sie diesen Vorgang für alle ausgewählten Werte. Zum Abschluss lassen Sie das ausgemalte Werterad auf sich wirken:
Welche spontanen Gefühle und Gedanken haben Sie?
Erlauben Sie sich, einen Wunscherfüllungsgrad zu definieren?
Definieren Sie zunächst, wie Ihr Wunschgrad sein soll – Kompromisse können und werden Sie eventuell nachher ohnehin noch machen.
Gibt es eine innere Stimme: »Aber das Leben ist doch kein Wunschkonzert?« Untersuchen Sie solche und andere Überzeugungen im Kapitel
Innere Mentoren und Saboteure.
Auswertung Erfüllungsgrad von Werten – nächste Ziele
Eine erste Grundregel bei der Werteerfüllung ist, dass die Werte mit dem niedrigsten Erfüllungsgrad in der Regel die größte Beachtung und Aufmerksamkeit verdienen. Je nach Persönlichkeit und Situation besteht hier die höchste Spannung, die sich entweder als Motivation für Veränderung oder in Form von Frustration und Resignation äußert. Weiterhin können sich aus nicht oder wenig erfüllten Werten neue Coachingziele ergeben oder klare nächste Schritte. So wie bei meiner Klientin, die sich das Ziel setzte, zunächst ihre körperliche Fitness und Energie zu stärken, bevor sie sich ernsthaft auf die Suche nach einem neuen Job machte.
Die zweite Grundregel bei der Werteerfüllung ist noch wesentlicher: Nicht alle Werte müssen zu 100 Prozent erfüllt sein, damit wir zufrieden sind! Leicht abgewandelt formuliert: Nicht alle Werte können zu jeder Zeit hundertprozentig erfüllt sein. Unsere Werte haben ja auch unterschiedliche, zum Teil widersprüchliche Strebungen. Wer von Ihnen an die Babyphase der Kinder denkt, weiß, dass der Wert »ausreichend Schlaf« in dieser Zeit definitiv zu kurz kommt. Das Gegenteil gilt in diesem Beispiel für solche Werte, die mit der Erfüllung eines Kinderwunsches einhergehen. Diese Balance aus dem Erfüllungsgrad unterschiedlicher Werte sollte insgesamt stimmig sein für Sie und Ihr Umfeld, damit Sie zufrieden in Beruf und Privatleben sind.
Und es gibt Werte, die einen gewissen Erfüllungsgrad nicht unterschreiten dürfen, damit Sie sich in Balance fühlen und gesund bleiben. Ein gewisses Maß an Erholung und Regenerationszeit braucht jeder Mensch, um leistungsfähig zu bleiben, auch wenn sich der individuelle Erfüllungsgrad unterscheiden mag, den muss jeder für sich selbst festlegen. Zeit für soziale Kontakte gehört ebenso zu den Grundwerten und Grundbedürfnissen des Menschen wie das Streben, seinen Lebensunterhalt mit anständiger Arbeit zu verdienen. Niemand möchte von sich sagen müssen, dass er in einer Branche arbeitet, die auf schlechten Geschäftspraktiken beruht. In der Finanzkrise hat der Ansehensverlust des Bankengewerbes viele der dort arbeitenden Menschen auf der Werteebene sehr negativ berührt – und das wurde nicht dadurch aufgehoben, dass das Gehalt befriedigend geblieben ist. Wenn berufliche Verpflichtungen Grundwerte verletzen, kann es wirklich Zeit sein, etwas zu verändern.
Manchmal braucht es allerdings auch ein wenig Detektivarbeit, um herauszufinden, was sich hinter einem Wertedefizit eigentlich genau verbirgt. Bei einer meiner Klientinnen tauchte als zentraler individueller Wert »Entwicklung« auf. Diesen Wert empfand sie außerdem als zu wenig erfüllt. In Ihrem KAIROS-Datenchart wurde klar, dass sich die Klientin immer – oft unbewusst – berufliche Stationen gewählt hatte, die eine menschliche, fachliche oder führungsrelevante Entwicklung beinhalteten. Nun war sie auf einem Karriereplateau angekommen. Was genau sich aber jetzt noch in ihrem Leben »entwickeln« sollte, mussten wir erst noch bestimmen. In immer neuen Erkenntnisschritten konnten wir schließlich herausfiltern, dass es um nicht gelebte Kompetenzen ging, die schon eine längere Zeit brachlagen. Und nun war der Zeitpunkt, wo offensichtlich wurde: Entweder ich mache jetzt so weiter, dann wird dieser Teil von mir weiter brachliegen, oder ich ändere etwas. Die Problemlösung hätte auch die menschliche oder soziale Dimension betreffen können, zum Beispiel durch eine ehrenamtliche Tätigkeit. »Das mache ich, wenn ich mal in Rente bin«, war die Klientin zuversichtlich, denn auch dieser Aspekt von »Entwicklung« war für sie attraktiv. Der nächste Schritt von Entwicklung in ihrem Leben war
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