Das Kairos-Prinzip: So finden Sie den richtigen Zeitpunkt für den beruflichen Wechsel
Kompetenzen besitzen oder Sie keinen Geschäftspartner an der Seite haben, der über die fehlenden Kompetenzen verfügt, dann handelt es sich um Utopien, um Träumereien. Die darf man auch mal haben, aber dafür sollten Sie nicht gleich Ihren Job kündigen.
Im Kern ist die Berufungsfalle eine Vermischung von Lebensthemen aus einem der persönlichen Lebensstränge mit dem beruflichen Lebensstrang. Das war zum Beispiel der Fall bei Juliane, die mit Mitte vierzig ihren bisherigen Job als Lehrerin hinschmeißen wollte, um Heilpraktikerin zu werden. Auslöser war bei ihr eine eigene allergische Erkrankung, die sie mit der Hilfe einer Heilpraktikerin über längere Zeit langsam bewältigt hatte. In dieser Zeit hatte sie sich intensiv mit sich selbst auseinandergesetzt, dabei sowohl ihre Gesundheit als auch ihre Gefühle erforscht und parallel eine Psychotherapie absolviert. Juliane hatte im Lebensstrang persönliche Entwicklung die »Zeit der Empfindsamkeit – Erforschung der Innerlichkeit« durchlaufen. Und im Lebensstrang Gesundheit hatte sie das Lebensthema »Konfrontation mit lebensverändernder Krankheit« erfahren. Nun glaubte sie, diese Selbsterfahrung unbedingt zu ihrem Beruf machen zu müssen. »Das ist meine wahre Berufung«, sagte sie mit glänzenden Augen. Solche Pläne können gutgehen, müssen aber nicht. Und eher häufiger als selten mache ich die Erfahrung, dass es sich um eher gefährliche Pläne handelt.
Drei Voraussetzungen müssen vorhanden sein, damit die Gleichung »Ich habe es selbst erfahren und daher bin ich auch erfolgreich damit, es weiterzugeben« aufgeht. Die eine Voraussetzung ist Talent, die andere ist die Leidenschaft gepaart mit Ausdauer, das führt zu Kompetenz, und die dritte besteht darin, förderliche Umfeldbedingungen herzustellen, sei es eine Finanzierung oder die Absprachen in Ihrer Familie zur Kinderbetreuung. Nur wenn Sie in Ihrem Talent auch eine Meisterschaft entwickeln, werden Sie damit erfolgreich sein, vor allem in späteren Jahren Ihrer Berufslaufbahn. Lediglich »Betroffene« von einem Thema zu sein, reicht nicht für den Erfolg. Es braucht auch Einsatz, oft jahrelang, um aus dieser Authentizität einen Nutzen für andere zu stiften. Ein Beispiel dafür ist die Bewegungspädagogin Benita Cantieni, die mit Mitte zwanzig eine Patientin mit starker Rückratsverkrümmung war und eigentlich ein »hoffnungsloser Fall«. Über viele Jahre mit intensiver Forschung und eigenem Training verbesserte Benita Cantieni ihre eigene Gesundheit dauerhaft. Aus ihren Erkenntnissen entwickelte sie schließlich ihre eigene Methode, das »Cantienica-Training«, das Menschen mit diversen Haltungs- und Gelenkproblemen Hilfe zur Selbsthilfe gibt.
Möchten auch Sie, dass Menschen von Ihrer Lebenserfahrung profitieren? Das ist ein typisches Lebensthema der Lebensmitte und am besten mit »Mentorin/Mentor werden« beschrieben. Ein erfolgreicher Beruf wird aber nur daraus, wenn Sie sich zutrauen, auch wirklich sehr gut, meisterlich darin zu werden.
Sie sollten bereits zu Beginn einer neuen Tätigkeit das Gefühl haben, dass Sie darin Meisterschaft entwickeln können (niemand fängt als Meister/-in an). Oder Sie übernehmen eine etablierte Methode nach Art eines Franchise, das ist natürlich auch immer eine Alternative. Nur: Auch darin müssen Sie sehr gut sein! Wenn Sie jedoch bereits zu Beginn daran zweifeln, dann sollten Sie Ihren Plan nochmals überdenken. Ich meine hier nicht übliche Anfangszweifel, die jeder einmal hat und die ganz normal sind. Es geht um ein inneres Gespür von »Das ist es« und »Das will ich wirklich, niemand wird mich aufhalten«. Man kann in manchen Dingen ein Talent oder eine Faszination haben. Aber nicht jedes Talent führt trotz Training auch auf ein meisterliches Niveau, das ist der Unterschied. Und nicht jede Faszination muss zum Beruf werden. Bei manchen Talenten müsste es wohl eher heißen: Wunderbar, aber gönn es dir doch besser als Hobby! Folgend gebe ich Ihnen aus meiner eigenen Berufsbiografie ein Beispiel. Denn auch ich steckte einmal in der Berufungsfalle – und ein anderes Mal fand ich meine Berufung.
Berufung und Berufungsfalle: Meine eigene Geschichte
Ich habe an meiner Wiege zumindest drei Feen stehen gehabt (also ohne eigenes Verdienst, sondern durch die Gene meiner Eltern). Die eine Fee gab mir Bewegungstalent mit, die zweite Schreibtalent und die dritte das Talent, mit Menschen und deren Seele zu arbeiten. Die erste Fee führte mich in die
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