Das kalte Gift der Rache
Teufelsverehrung hätte besser gepasst, wenn Sie mich fragen.«
Bud und ich sahen uns wieder an. Ich sagte: »Es gibt hier einen Kurs über Teufelsverehrung?«
»O ja, der ist sogar besonders beliebt. Auch ein Wahlfach, heißt aber eigentlich anders, nämlich: Heidentum – Einflüsse auf die Religion heute. Aber der Satan und Gespräche über das Böse kommen darin vor, und dass manche den Teufel verehren, und lauter so Zeug, wissen Sie. Die Kids fahren voll darauf ab. Mir hat der Kurs auch gefallen. Und Mr Rowland ist wirklich ein sehr guter Lehrer.«
Heiliger Bimbam. Was war denn das für eine Schule? Ob Black wohl wusste, was an diesem Rückzugsort in den Wäldern gelehrt wurde? »Könnten wir vielleicht eine Auflistung aller Kurse und die entsprechenden Teilnehmerlisten bekommen? Und mich würde auch der bildungsmäßige Hintergrund der Dozenten interessieren.«
»Können Sie alles bekommen. Oh, ich höre mein Telefon klingeln. Kann ich jetzt gehen?«
Bud sagte: »Sicher. Und danke für alles, Christie.«
»Nichts zu danken, Detective Davis.«
Wir ließen ihr Zeit, aus den Raum zu schwänzeln, dann sagte Bud: »Teufelsverehrung 101, hm?«
»Vielleicht sollten wir den Kurs mal im Auge behalten, hm?«
»Genau. Am Ende lehren die dort noch Grabräuberei.«
»Aber wir haben doch diesen Kurs Forensik für Anfänger. Ist auch nicht weit entfernt von Grabräuberei, wenn du mal überlegst.«
ImTürrahmen erschien ein Hüne von Mann, besagter Dr. Johnstone, wenn mich nicht alles täuschte. Er trug einen rein weißen, hervorragend geschnittenen Anzug, ein gestärktes weißes Hemd und eine weiße Krawatte. Eigentlich trug man ja nur bis zum ersten September weiß in unseren Breiten, aber was soll’s; jeder so, wie er’s mag. Ich erwartete passende weiße Schuhe im Gatsby-Stil, wie Elvis sie trug, aber mein Blick fiel auf nackte Füße in Leder sandalen. Jesuslatschen? Im ersten Moment taten mir seine Zehen leid, aber hey, wenn der Boss nichts gegen Schnee in seinen Sandalen hat, ging mich die Sache auch nichts an.
Andererseits war er mindestens so braun wie Ernest Hemingway nach einem ganzen Jahr in Key West. Seine Augen hatten eine merkwürdige Farbe, ein sehr blasses Grau, fast weiß, und er hatte eine richtige buschig blonde Löwenmähne, die zurückgebunden mit einem schneeweißen Haargummi vielleicht besser ausgesehen hätten. Quer über die Stirn bis zum Haaransatz verlief eine weiß schimmernde Narbe, und etwas weiter unten, im rechten Ohrläppchen, glitzerte ein protziger Diamantstecker. Er war glatt rasiert und auf eine kantige Art gut aussehend, trotz Krähenfüßen an den Augenwinkeln. Nach seinem muskulösen Körper zu schließen, trainierte er viel, möglicherweise auch mit freien Gewichten.
Ich stand auf, leicht verlegen, wenn auch nicht allzu sehr, weil er Buds sarkastische Bemerkung gehört hatte. Nennen Sie mir eine seriöse Schule, an der satanistisch angehauchte Inhalte gelehrt wurden. An der Louisiana State University gab es solche Kurse nicht.
»Hallo. Ich bin Detective Claire Morgan vom Canton County Sheriffs Departement, und dies hier ist mein Kollege, Detective Bud Davis.
Er kam uns mit ausgestreckter Hand entgegen. »Angenehm. Ich bin Dr. Johnstone, Direktor der hiesigen Akademie.«
Ich schüttelte ihm zuerst die große braune Hand; sein Händedruck war fest und trocken. Dann gab ihm Bud die Hand. »Hoffentlich habe ich Sie nicht beleidigt, Dr. Johnstone. War nur ein Witz.«
»Schon gut, Detective. Wir unterrichten hier an der Akademie tatsächlich einige eher unorthodoxe Fächer, aber immerhin auf ausdrücklichen Wunsch unserer Studenten. Unsere Studenten sind jung und überaus intelligent. Fast alle sind hochbegabt. Das gehört zu unseren Bedingungen.«
Bud grinste. »Und ich dachte, die University of Georgia hätte strenge Aufnahmebestimmungen.«
Ich sagte: »Wo finden Ihre Anwerber denn diese Genies, Dr. Johnstone?«
Dr. Johnstone richtete seine kristallklaren Augen auf mich. Ich hielt seinem Blick stand, weil ich wusste, dass er mich einschüchtern wollte. So leicht gebe ich nicht klein bei, fragen Sie Black.
»Fakt ist, dass die meisten unserer Studenten Schwierigkeiten mit dem Gesetz hatten, dabei aber intellektuell und künstlerisch so begabt sind, dass die Jugendbehörden dafür sind, ihnen eine zweite Chance zu geben. Und so landen sie hier bei uns.«
Bud sagte: »Im Grunde genommen leiten Sie also eine Schule für missratene Genies.«
Ich hielt das für verdammt
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