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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Tempolimit, um ihn zu ärgern. Es dauerte nicht lange. Nach fünf Minuten scherte er aus und preschte vor, bis er sich neben mir am Fenster befand. Ich warf einen Blick zur Seite und er grüßte wieder, um nach einem beachtlichen Wheelie abzudüsen.
    »Das gibt einen Strafzettel, Kleiner«, motzte ich. Ich griff nach meinem Blaulicht, überlegte es mir aber anders. Es wäre kindisch, ihn zu stoppen. Obendrein würde Charlie mir den Fall wegnehmen. Also fuhr ich in aller Ruhe weiter. Ungefähr zwei Meilen weiter vorne stand er wartend am Straßenrand und winkte, als ich vorbeifuhr. Ich knirschte mit den Zähnen. Der Seher war ein Witzbold obendrein. Na toll.
    Bis ich Classons Zufahrt erreicht hatte, war der Himmel wieder zugegezogen und ich erinnerte mich, dass Schnee ankündigt war, nicht so viel, aber genauso nervig. Ich hielt vor dem Haus an und stieg aus, während ich überlegte, ob Oma Talbott uns wohl beobachtete in einer Werbepause zwischen Sex and the City. Ich wartete höflich, während er den Motor abstellte und abstieg. Seinen Helm hängte er an den Lenker des Motorrads.
    »Sie fahren wie meine Großmutter«, sagte er.
    Natürlich hatte ich eine Retourkutsche auf Lager, aber was soll’s. »Bitte folgen Sie mir, Mr McKay.«
    »Sehr wohl, Ma’am.«
    »Dieses ständige Ma’am können Sie sich sparen. Detective Morgan reicht fürs Erste, da ich Sie sowieso baldmöglichst an meinen Kollegen abgeben werde.«
    »Jawohl, Ma’am, Detective Morgan.«
    O Mann, der Tag würde verdammt lang werden, und er war schon lang. »Wir nehmen an, Simon Classon wurde hier überfallen und vom Täter weggeschafft. Eine Nachbarin ein Stück weiter unten meldete ihn als vermisst, worauf einige Polizisten den Tatort sicherten, bis Bud und ich eintrafen. Später kamen wir zu dem Schluss, dass der Zeitpunkt seines Verschwindens vermutlich sechsunddreißig Stunden zurückliegen musste.«
    Wir kamen zur Eingangstreppe; ich schlüpfte unter dem Absperrband hindurch und ging zur Veranda hinauf. McKay stapfte hinter mir her und sah sich aufmerksam um, während ich mein Taschenmesser herausholte und die Türversiegelung durch trennte.
    Ich reichte ihm Schutzschuhe und Papiergamaschen, ehe ich meine eigenen überstreifte: »Schon fündig geworden?«
    Er antwortete gut gelaunt wie immer. »In ein, zwei Minuten vielleicht.«
    »Zupfen Sie mich einfach am Ärmel, sobald die Visionen einsetzen.«
    »Wahrscheinlich werden Sie’s auch so merken, ohne mich anzufassen.«
    »Gott ist so gut.«
    Ich sperrte die Tür auf und ging hinein. Er folgte mir, machte aber nun, wie schade, ein bitterernstes Gesicht.
    »Hören Sie, Detective Morgan, ich weiß ja, dass Sie so gar nichts mit mir anfangen können, aber das ist kein Grund, mich ständig anzugiften. Das bringt uns nicht weiter. Ich kann auch gern mit diesem Bud zusammenarbeiten, wenn Sie gegen meine Teilnahme an Ihren Ermittlungen sind.«
    Ich sah ihn an und kam mir ziemlich blöd vor, aber nur ein bisschen. »Tschuldigung. Um Sie geht’s gar nicht. Ich bin zu allen so. Sie werden sehen.«
    »Uff! Was für eine Erleichterung.«
    Ich lächelte unbeholfen, um zu beweisen, dass ich ihn nicht hasste, während sein Lächeln wieder so locker war wie in dem Moment, als er Charlies Büro betreten hatte.
    »Okay, McKay, nun sind wir gute Freunde. Was haben Sie hier vor?«
    »Mich umsehen. Sonst nichts.«
    »Dann mal zu. Ich halt mich im Hintergrund.«
    »Möglicherweise muss ich diese Dinger ausziehen, wenn ich was in die Hand nehme.«
    »In Ordnung. Die Schlagwaffe haben wir sichergestellt, und die Tatortermittlung ist abgeschlossen. Fangen Sie an, ich schau ehrfürchtig zu.«
    McKay ignorierte das, wie ich überhaupt das Gefühl hatte, er wollte mich von jetzt an ignorieren. Der Anfang war gemacht. Nun ging es los. Ich lehnte mich gegen die Wand und wartete gespannt ab. Mich interessierte ja schon, wie ein sogenanntes Polizei-Medium zu Werke ging. Musste unheimlich sein, Visionen von Mord und Totschlag und Gott weiß von noch was zu bekommen. Wie meine Träume in jüngster Zeit.
    Er ging zur Treppe und legte die rechte Hand auf den Pfosten. Dann stieg er ein paar Stufen hoch und schaute nach oben. Er legte die Hand auf das Geländer und schloss die Augen.
    »Ich sehe ihn oben, im Bett liegend und lesend. Er kam hier herunter, um die Tür zu öffnen.«
    Nicht gerade genial. Bud und ich hatten uns das in fünf Minuten zusammengereimt. Ich wartete darauf, dass er den Mörder identifizierte. Das würde mich

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