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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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beeindrucken.
    »Er kannte ihn. Er ließ ihn herein. So hat ihn der Mörder erwischt.«
    Ich fragte mich, ob es der Anstand erlaubte, Visionen zu unterbrechen, oder ob das gar nicht ging. Sicherheitshalber wartete ich, bis er die Augen öffnete und mich ansah.
    »Sehr gut. Wer, sagten Sie jetzt noch mal, ist es gewesen?«
    »So weit bin ich noch nicht.«
    »Oh, wie schade. Nun müssen wir weiter ermitteln. Aber wir sind Ihnen sehr dankbar für Ihre Hilfe.«
    McKay lachte. »Sie haben wirklich Ihren eigenen Charme.«
    »Und Sie erst.« Ich sah mich um; das eingetrocknete Blut im Teppich roch widerlich streng. »Und was nun?«
    »Ich würde mich gern weiter umsehen. Ist das okay?«
    »Klar.«
    Er rannte die Treppe hinauf, dicht gefolgt von mir, und ging schnurstracks in Simons Schlafzimmer. Auf der Schwelle blieb er kurz stehen und trat dann ans Bett. Es war so, wie ich es an jenem ersten Abend gesehen hatte.
    »Darf ich mich auch hinlegen?«
    »Das ist jetzt keine Anmache, McKay, oder?«
    »Noch nicht.« Er warf mir einen, nun ja, ich würde mal sagen, funkelnden Blick zu, was ihm aber auch gut stand. Zu dumm, dass ich nicht im Geringsten an ihm interessiert war.
    »Dabei wird’s auch bleiben.«
    »Sie sind wohl verheiratet?« Ein Seher, der forsch ranging.
    »Haben Ihnen das Ihre Visionen nicht gesagt?«
    »Zu dem Zweck müsste ich Sie berühren.« Er ließ mir keine Zeit, ihm eine entsprechende Abfuhr zu erteilen. »Sie tragen keinen Ehering.«
    »Mein Privatleben ist tabu.«
    »Okay, klare Ansage.«
    Somit machte er sich wieder an die Arbeit. Er legte sich auf das Bett mit den zurückgeschlagenen Laken, berührte einen Moment lang nichts und nahm dann Classons Buch und die Lesebrille. Er machte die Augen zu und lag nur da. Wie langweilig, dachte ich und unterdrückte ein Gähnen. Vielleicht machte er ja auch bloß ein Nickerchen und konnte wahrscheinlich nicht einschlafen, der Arme, weil ihn ständig irgendwelche Visionen störten. Mann, tut sich da heute noch was in meinem Kopf? Ich versuchte, vernünftig zu sein und wartete ab, fragte mich, ob er mir wirklich helfen könnte. Sollte er aber nur ansatzweise zu schnarchen beginnen, wäre ich sofort weg.
    Dann sprang er auf, und wenn ich sage, er sprang, dann meine ich das auch. Er sprang regelrecht aus dem Bett auf die Füße. Das war durchaus gekonnt. Er sah seltsam aus, aufgewühlt, gar nicht mehr locker und lässig.
    »Was ist los?«
    »Er war durch und durch unglücklich, zornig, gemein, voller Hass und Bitterkeit.«
    »Das haben Sie alles auf diesem Bett erfahren?«
    »Genau, und ich sag Ihnen eins, ich bin im Moment ziemlich entnervt.«
    Das sah man ihm an. Er ging ein paar Mal auf und ab und blickte aus dem Fenster. »Ich fühle, was sie manchmal fühlen. Auch körperlichen Schmerz. Die Schwingungen, die mir dieser Typ vermittelt, sind so was von schlecht. Er genoss es, andere zu quälen, fast als wäre es sein Hobby.«
    »Sie haben recht. Simon Classon war nicht gerade die Freundlichkeit in Person.«
    »Nein, er war ein Scheusal.«
    Da war es wieder, dieses Wort. »Okay, aber trotzdem hatte er diesen Tod nicht verdient.«
    »Nein?«
    Das war ein Hammer. »Sie meinen, er hat’s verdient? Vielleicht sollte ich Ihnen ja die Leiche zeigen. Mal sehen, was Sie dann sagen?«
    »Vielleicht sollten Sie das wirklich.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Aber sicher. Ist er noch im Leichenhaus?«
    Ich nickte. »Jetzt sofort?«
    Er kam dicht heran und nahm, ehe ich mich wehren konnte, meine Hand zwischen seine. Entsetzt starrte ich ihn an, doch seine Augen waren geschlossen. Auf meinen Versuch hin, freizukommen, ließ er mich los und öffnete die Augen.
    »Sie sind in Gefahr, Detective. Ich sehe Sie im Krankenhaus. Ich sehe, dass ein Bein gebrochen ist. Ich sehe Sie in engen dunklen Löchern mit Spinnen und anderen kleinen Krabbeltieren um Sie herum, und ich sehe eine Kopfverletzung am Opfer. Hier …« Er zeigte genau an die Stelle, an der Classon den Eiszapfen aus Blut hatte.
    Ich staunte nicht schlecht, erkannte aber dann das Problem. »Tut mir leid, mein Guter, Sie sind ungefähr fünf Monate zu spät dran mit Ihrer Vorhersage. Krankenhaus und Beinbruch hab ich alles schon hinter mir. Und das mit den Spinnen ist auch nichts Neues. Wie wär’s, Sie blicken mal anstatt in die Vergangenheit in die Zukunft?«
    »Sie sollten mich ernst nehmen. Wer weiß, vielleicht sind Sie in großer Gefahr.«
    »Wie kommen Sie darauf, ich würde Sie nicht ernst nehmen?«
    Er grinste und sah

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