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Das kalte Jahr: Roman (German Edition)

Das kalte Jahr: Roman (German Edition)

Titel: Das kalte Jahr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Ehrlich
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die mein Fachgebiet betreffen. Anfangs hatte ich es noch mit Romanen und Lyrikbänden versucht, für die ich ja irgendwann einmal eine große Leidenschaft verspürt habe, schließlich ist es aber doch wieder so gekommen, dass mir all diese Geschichten, Bilder und Erzählungen unzureichend und nichtssagend vorgekommen sind.
    Ich erzähle Frau Professor Hofmann, ohne überhaupt vorher darüber nachgedacht zu haben, man habe über mich einmal behauptet, meine Geschichten kommen aus dem Nichts und nehmen allen Menschen die Luft zum Atmen.
    Das verstehe ich nicht, sagt sie dann, wie ist das denn gemeint?
    Das weiß ich auch nicht, sage ich, und darüber muss sie kurz lachen.
    Dankmar Adler gründete mit einem befreundeten Architekten das Büro Burling & Adler, das beim Wiederaufbau des gesamten Innenstadtbereichs und der nördlichen Bezirke für die Ausgestaltung von vielen Kilometern Fassade und einer reichlichen Zahl öffentlicher Gebäude verantwortlich gewesen ist.
    Zu dieser Zeit, heißt es, sage ich zu Richard, sei ein vorher verborgenes Talent von Dankmar Adler überhaupt erst zum Vorschein gekommen. Eine Fähigkeit, von der er noch nicht einmal selbst gewusst hatte, dass er sie besitzt. Es zeigte sich, dass Adler ein außergewöhnliches Gespür für die besonderen akustischen Anforderungen beim Bau von Konzert- und Veranstaltungssälen besaß. In einer Zeit, in der die Beschaffenheit eines Raums und seine Auswirkungen auf den sich in ihm ausbreitenden Schall noch keine eigenständige Wissenschaft waren, wo sich also niemand durch die intensive Lektüre von Fachliteratur Kenntnis hatte verschaffen können, war diese besondere Fähigkeit lediglich auf eine untrügliche, aus irrationalen, abseitigen Quellen gespeiste Intuition zurück zu führen. Darauf, dass er in der Lage war, sich einzufühlen in den Klang von Orchestern und Chören. Dass er vielleicht sogar gesehen haben mag, wie sich die Laute durch die Luft bewegten und an welchen Stellen im Gedankengebäude sie hart anschlugen und wo sie sanft abgleiten konnten in einer natürlichen Bewegung. Ungefähr so, sage ich zu Richard, als würde die Musik, die einmal in Abwesenheit von Musikern und Instrumenten im Kopf eines Komponisten entstanden war, diesen Schöpfungsprozess aus dem Nichts ein zweites Mal durchlaufen und sich ein Haus bauen, in dem sie ungehindert zur Entfaltung kommen konnte.
    Die Universitätsprofessorin behält das Gespräch in der Hand und erzählt mir in leicht nachvollziehbaren Schritten und Stationen von ihrer Entscheidung, die mittelgroße Stadt im Landesinneren zu verlassen und hierher in den Ort zu kommen, mit vielen Erwartungen, die schließlich fast alle, sagt sie, enttäuscht wurden, wozu
natürlich hauptsächlich das Wetter gehörte, aber auch die Ortsbewohner, die sich selten einmal zu einer sozialen Interaktion hinreißen lassen, zu einem Gespräch am Gartenzaun, wie wir es jetzt führen.
    Während sie spricht wird mir sehr kalt vom Stehen im Schnee. Ich stecke mir die Hände unter die Achseln und springe von einem Bein aufs andere, um mich aufzuwärmen, das fällt ihr aber gar nicht auf.
    Ich erinnere mich noch sehr gut daran, sagt sie, wie ich am Tag meiner endgültigen Entscheidung gegen mein altes Leben den Schlüssel in meine Bürotür gesteckt und aufgeschlossen habe. Ich weiß noch, dass ich kurz gezögert habe, dass ich fast, obwohl sich ja außer mir nie jemand in diesem Büro aufhielt, außer mal ein Student, der in meine Sprechstunde kam, vorsichtig angeklopft hätte, bevor ich reingegangen bin. Dafür gab es keine logische Erklärung. Ich hatte einfach nur so ein Gefühl, dass es angebracht wäre, mich anzukündigen. Meinem menschenleeren Büro. Ich bin daraufhin eingetreten, als hätte ich einen Termin bei mir selbst. Das hört sich bestimmt komisch an für Sie, aber so habe ich mich damals gefühlt. Und dann stand ich in meinem kleinen Büro, mit dem Schreibtisch am Fenster zum Innenhof, den Regalen, dem Sofa und dem Bürostuhl, unter den ich eine Plastikunterlage getan hatte, damit er beim hin und her Rollen nicht den Boden kaputt macht. Ich schaute auf meine Bücherstapel, auf die bunten Klebezettel, die zwischen den Seiten für meine Seminare wichtige Stellen markierten, auf den schwarzen Monitor, an dem ein Energiesparlicht leuchtete, weil ich ihn nicht ausgeschaltet hatte. Meine halb geöffnete Laptoptasche, die von der Sofakante gekippt war und wie empört auf dem Fußboden lag. Meine Thermoskanne, sagte Frau

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