Das kalte Jahr: Roman (German Edition)
Gesellschaft oder überschüssigen Haustieren fand ich, der Rest Fleischreklame und Frauen mit ungewohnt rosig aussehenden Gesichtern, die sich mit einiger Zufriedenheit und vorsichtig abgespreizten Fingern Faltencreme in die Augenwinkel massierten. Die Werbung, vielleicht weil sie so farbig war, wirkte überholt und aus einer anderen Zeit kommend auf mich.
Als ich aber in den Elektrofachmarkt ging, zum ersten Mal, seit ich wieder im Ort war, um eine 9-Volt-Batterie und etwas Schaltdraht, einen Saitenschneider und Isolierklebeband für Richard zu kaufen, der wieder draußen vor der Tür warten wollte und in meiner Abwesenheit versuchte, zwischen den relativ eng beieinanderstehenden Sitzbänken der Promenade hin und her zu springen, als ich eine Weile erst im Verkaufsraum gestanden hatte, vor der großen Glasvitrine, in der scheinbar noch die gleichen Mobiltelefonmodelle lagen wie zur Zeit meiner viele Jahre zurückliegenden Ferienarbeit, dann in den vielen stumpf und schwarz in den Raum zeigenden Fernsehbildschirmen meine Spiegelung anschaute, wie ich da stand und wartete, etwas eingesunken und von der Wölbung der Glasbildröhren wie durch ein Fischauge betrachtet, als der Schnee an meinen Schuhen langsam schmolz und sich eine kleine Pfütze auf dem grauen Teppichfußboden um meine Schuhsohlen bildete, die trockene, staubige Heizungswärme mir wieder stark zu schaffen machte und ich mich richtig konzentrieren musste, um Richards Bestellung vollständig zu behalten und nicht jeden Artikel auf der in meinem Kopf kontinuierlich wie ein Mantra abgespielten Einkaufsliste langsam zu ersetzen durch Positionen und Artikel aus dem Bedarfsbereich Bett, kam der Ladeneigentümer Letterau, der etwas weißhaariger geworden war, als ich ihn in Erinnerung gehabt hatte, und der sich immer, das fiel mir dann gleich ganz unpassenderweise wieder ein, so schnell am Telefon mit den Worten Elektro Letterau meldete, dass ich jedes Mal das Wort Toilette mitgehört hatte, aus der Werkstatt hinter dem Verkaufstresen hervor und erkannte mich sofort.
Er erkannte mich nicht nur sofort als mich, sondern, und das war der Augenblick, als ich vielleicht gerne gefragt worden wäre nach meiner Sicht, als seinen Angestellten.
Er sagte: So. Und: Ah, hallo, und ob ich ihm nicht gleich mal helfen könne, einen fertig reparierten Fernseher aus der Werkstatt hinauszutragen, er wolle ihn hinten bei der Kellertreppe zu den abholbereiten Geräten stellen. Dann verschwand er wieder im Durchgang zur Werkstatt, und ich ging ihm nach, verteilte feuchte Fußspuren im ganzen Laden, und zusammen wuchteten wir ein übermäßig großes Fernsehgerät von einem Rollwagen, der zwischen verschiedene Messgeräte und eine Lötstation geschoben war und trugen es vorsichtig an den vielen Geräten vorbei, die halb aufgeschraubt im Testmodus liefen oder völlig auseinandergebaut auf ein bestelltes Ersatzteil warteten. Meine Schuhe quietschten beim Rückwärtslaufen über das nikotingelbe Linoleum der Werkstatt, ich sah die kleinen Bauteilregale und hart gewordene Lötzinntropfen auf den Arbeitsplatten und den durchgesessenen Polstern der Bürostühle. Der Fernseher in unseren Händen hatte ein Gehäuse aus dunklem Holz und war so breit, dass ich ihn mit meinen beiden Armen nicht hätte umfassen können. Herr Letterau und ich fingen stark zu schnaufen an, mein Mantel spannte über dem Rücken, und ich machte alles falsch, als wir das Gerät schließlich abstellten, sodass mir gleich ein fieser Schmerz die Wirbel entlangfuhr, der auch nicht verging, als ich wieder aufrecht stand.
Ich habe, sagte Herr Letterau, schon wieder im Abspielmodus seiner eigenen Unternehmensphilosophie, immer gewusst, dass es nichts bringt, sich jeder aufkommenden Innovation auf dem Technikmarkt um den Hals zu werfen und alle Brücken abzureißen in die Vergangenheit. Und ich hatte recht. Immer habe ich hier nur die höchste Qualität angeboten, und nichts kam mir in den Laden, was noch nicht völlig ausgereift und durchgetestet, was noch im Beta- oder sonst einem Entwicklungsstadium war. Heute ist so viel von dem, was man mir andrehen wollte als unumgänglich für eine wettbewerbsfähige Produktpalette, wieder vollkommen verschwunden oder nutzlos geworden. Gerade in einer permanent von Innovationen torpedierten Welt, sagte Letterau, zahlt es sich aus, wenn man zur Geduld fähig ist.
Im Keller, sagte er dann, gebe es noch einige Kabelkisten, deren Inhalt entwirrt, ordentlich aufgerollt, sortiert und
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