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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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Gefühl von unnatürlichen Kräften abzuschütteln, das diese Technologie ausstrahlte.
    »Brütest du vor dich hin, mein Kind? Oder geht es dir einfach schlecht ohne die Drogen?«
    Eine dunkle, sarkastische Stimme ohne Ursprung, die sich durch die sonnenhelle Luft an ihre Ohren schlängelte. Als würden die tief versenkten Steine des Bergfrieds von An-Monal selbst zu ihr sprechen.
    Sie schloss die Augen. »Manathan.«
    »Wäre man kaum drauf gekommen, was?« Wie stets klang die Stimme des Steuermanns fast menschlich – gönnerhaft und Zuversicht verströmend, abgesehen von dem winzigen Glissando am Schluss jeder Silbe, dem angehaltenen Atem, der Verzögerung, die den Eindruck eines mühsam unterdrückten Schreiens erweckte. Als könnte die Stimme jeden Augenblick plötzlich mitten im Satz von verständlicher Sprache zu dem Gekreisch von Stahl wechseln, der gegen einen Schleifstein gedrückt wird. »Oder glaubst du auf einmal an Engelserscheinungen und die Gnade der göttlichen Offenbarung? Vereinnahmen die Hiesigen dich allmählich, Tochter des Flaradnam?«
    »Ich habe einen eigenen Namen!«, fauchte sie. »Möchtest du ihn nicht hin und wieder benutzen?«
    »Archeth«, sagte der Steuermann sanft. »Wärest du so gut und würdest zu mir in das Arbeitszimmer deines Vaters kommen?«
    Die Tür war in die Wand in ihrem Rücken eingelassen, gleich neben der Stelle, die sie sich zum Hinsetzen ausgesucht hatte.
Sie drehte den Kopf zur Seite und betrachtete den schwarzen, nietenbeschlagenen Umriss. Wandte den Kopf zurück und musterte stattdessen eine Weile die untergehende Sonne. Wiederum biss sie in den Apfel.
    »Sollte das eine Trotzreaktion sein, Tochter des Flaradnam, so gibst du eine ziemlich erbärmliche Vorstellung. Vielleicht solltest du die Abstinenz eine Weile lang Abstinenz sein lassen, als Strategie für den Augenblick. Anscheinend nutzt sie dir nicht viel. Und du bist nach wie vor jung genug, um den Schaden wegzustecken.«
    Sie kaute an dem Apfel. »Was willst du, Manathan? Es wird spät.«
    »Und dein Gefolge am Fluss wird nicht warten? Kommt mir eher unwahrscheinlich vor, Mylady kir-Archeth.«
    Ironie triefte aus dem Titel, oder zumindest erschien es so – bei den Steuermännern ließ sich das nie so ganz sagen. Aber der Rest von Manathans Satz war fraglos die Untertreibung des Tages. Unwahrscheinlich war völlig danebengegriffen – die imperiale Flussfregatte Schwert der Göttlichen Gerechtigkeit würde vor Anker bleiben, bis es der Lady kir-Archeth vom Klan Indamaninarmal beliebte, von ihrem Gespräch mit ihrer Vergangenheit in An-Monal zurückzukehren, gleich, zu welcher Stunde des Tages. Der Kapitän des Schiffs und der oberste Kommandant der Marine an Bord waren beide vom Imperator persönlich damit beauftragt worden, ihr Leben so zu schützen wie das eigene, und obwohl der dazugehörige heilige Hüter theoretisch vielleicht nicht an eine solche weltliche Autorität gebunden war, so war dieser hier jung, ganz frisch auf seinem Posten und ziemlich offensichtlich über-ehrfürchtig in ihrer Gegenwart. Was keine ungewöhnliche Haltung war. Die Kiriath mochten längst verschwunden sein, aber ihr Status und ihr Geheimnis umschwebten
Archeth wie das Parfüm eines Höflings. Sie würde den Rang, den es ihr einbrachte, für zukünftige menschliche Generationen innehaben.
    Gelegentlich fragte sie sich, wie es wäre, wenn diese Generationen schließlich dahingeschieden wären, wenn all jene, die sich tatsächlich an die Kiriath und ihre Abfahrt erinnerten, im Grabe lägen und nur die Folianten in der imperialen Bibliothek noch von ihrem Volk kündeten.
    Sie fragte sich, ob sie bis dahin noch geistig gesund wäre.
    Der Schatten des eisernen Baums streckte sich, berührte schließlich eine ihrer Stiefelspitzen.
    »Tochter des Flaradnam!«, sagte Manathan scharf.
    »Ja, ja.« Sie schob sich an der Mauer hoch und stand auf. Schleuderte das Kerngehäuse ihres Apfels über den Innenhof. »Ich höre dich.«
     
    Die Flussfregatte war für den gelegentlichen Gebrauch keines anderen als seiner Majestät Akal Khimran den Großen gebaut worden – der ursprünglich die Idee gehabt hatte, bevor die Politik eingeschritten war, das Schiff auf den Namen Krokodilficker zu taufen –, und die Privatkabinen ihres Kapitäns waren besser ausgestattet als einige Herrenhäuser kleiner örtlicher Gutsbesitzer, bei denen Archeth auf ihren Reisen zu Gast gewesen war. Und während Akals Sohn Jhiral, jetzt Jhiral Khimran II.,

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