Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
Vom Netzwerk:
Imperators in dieser Angelegenheit.«
    »Au, Scheiße.« Ringil knallte den Hinterkopf gegen den Türrahmen und wünschte sich dann dringend, er hätte es nicht getan. Schloss die Augen gegen die Wogen des einsetzenden Katers, die der Schlag aufgerührt hatte. »Und Jhiral wird einknicken, stimmt’s?«
    Archeth räusperte sich und warf einen warnenden Blick zur Seite, an Ringil vorbei zum Bett und zum Kommandanten des Ewigen Throns hinüber, der darauf saß.
    »Er hat bereits den Klan der Ashant am Hals, der ihn zum Einsatz der Königsfänger drängt; jetzt weckt ihn das Oberhaupt seiner Miliz mitten in der Nacht und erzählt ihm genau dasselbe? Was würdest du da tun?«
    »Ja«, erwiderte Ringil trostlos. »Erscheint irgendwie sinnig, schätze ich mal.«
    »Allerdings.«
    Rakan tauchte neben ihm auf, immer noch dabei, Schwertharnisch und Jacke überzustreifen. Er schluckte verlegen. »Ich, äh, Mylady. Ich muss zu meinem Imperator. Er könnte mich vielleicht brauchen …«
    »Ja, wir gehen alle hin«, sagte Archeth. Sie sah betont auf Ringils noch nicht zugeknöpftes Hemd. »Sobald alle zum Ritt bereit sind.«

     
    Der sie ein paar Stunden später zum Palast führte – eine stürmische, vom Bandlicht erhellte Jagd durch die schläfrigen Dörfchen am Ufer, wo Yhelteths Außenbezirke flussaufwärts zerfransten, und dann durch die verlassenen nächtlichen Straßen der Stadt selbst; eine Geschwindigkeit, die sie im Verkehr des Tages nie hätten erreichen können. Archeth, Ringil, Rakan und die Schwadron Boten, die nach ihnen geschickt worden war – sechs dunkle Gestalten, deren Mäntel hinter den Schultern wehten, und das Trommeln von Hufen im Galopp. Alles vermutlich sehr dramatisch, überlegte Ringil verdrießlich und steckte sich einen widerspenstigen Zipfel seines Hemds in die Hose, während er sich mit den Schenkeln ans Pferd klammerte. Wenn man zufällig in dieser gottverlassenen Stunde auf den Beinen ist und nichts Besseres zu tun hat, als mit offenem Mund die mysteriösen Reiter anzugaffen, die an einem vorüberdonnern. Das kann man dann noch seinen Enkeln erzählen, ist wie etwas aus einer Legende der Sumpfbewohner. Der letzter Ritt der dunklen Gesellschaft, der Bote vor der Morgendämmerung, die grausame Nachricht, die nicht warten würde, und so weiter …
    Sein Schädel brachte ihn noch um.
    Hoiran verfluche dich, Eg! Wenn du die Stadtwache schon erledigen musstest, hättest du das dann nicht wenigstens ohne Zeugen und irgendwo anders tun können?
    Sie erreichten den Palast bei Tagesanbruch und stürmten die Haarnadelkurven im Dämmerschein des Morgengrauens hinauf. Der Höllenlärm von sechs Hufpaaren auf dem kiriathischen Pflaster entweihte die frühe Stille. Oben angekommen, zogen sie auf einen Ruf des Kommandanten hin die Zügel.
    »Der Bote des Königs kommt! Öffnet die Tore!«
    Gähnend rannten die Wächter, deren Schicht sich dem Ende entgegen neigte, aus ihren Wachhäuschen heran. Vom Ruf aufgerüttelt,
fuchtelten sie mit den Hellebarden herum und versuchten, nach der einschläfernden nächtlichen Langeweile die zerborstenen Teile ihrer knallharten Bereitschaft wieder zusammenzusetzen. Der Bote brüllte erneut:
    »Aufmachen, ihr Idioten! Im Namen des Imperators!«
    Die Tore öffneten sich quietschend. Sie ritten hindurch. Im Innenhof dahinter eilte ein hochrangiger Sklavenhausverwalter heran, dessen Gesicht Archeth kannte, die Arme in seinen Gewändern verborgen. Hinter ihm schwärmten Stallsklaven aus.
    »Mylady. Seine Lichtgestalt erwartet Euch in den Gärten der Königin.«
    »Ja.« Sie schwang sich vom Pferd und hielt ihm die Zügel hin. Verspürte eine echte Erleichterung, weil sie bezweifelte, dass sie sich jetzt schon der Familie Ashant oder dem übrigen Hof stellen müssten. Offizielle Treffen und Beschwerden wurden normalerweise im Thronsaal abgehandelt. Alles andere war für private Besprechungen. Sie sah zu Ringil auf, der noch nicht abgestiegen war.
    »Folg mir!«, wies sie ihn an, ins Naomische wechselnd. »Und mach es nicht noch schwerer, als es sowieso schon wird. Hüte deine Zunge und befleißige dich bitte einer höflichen Ausdrucksweise. Falls du deine Zunge behalten möchtest.«
    Ringil grinste bösartig auf sie herab. »Ihr verletzt mich, Mylady. Bin ich nicht auf meiner Mutter Seite von adeligem imperialem Blut?«
    »Fick dich, Gil! Ich meine es ernst.«
    Im Eilmarsch stapften sie durch den Palast. Lange Korridore und ausgedehnte, geflieste Hallen und Innenhöfe. Sie

Weitere Kostenlose Bücher