Das kalte Schwert
Zusammenstoß der neunten heiligen Armee Akals mit den Drachen im Brackwasser gesehen.« Er lächelte den Mann unangenehm an. »Sie sind geschmolzen. Sie alle, gesegnet oder nicht.«
Der Händler befeuchtete sich die Lippen und bereitete eine Antwort vor. Sein Blick schoss zu der Narbe auf Ringils Gesicht hinüber, zu dem Höcker des Schwertknaufs unter dem Mantel.
»Ich möchte keine Probleme, Mylord«, sagte er schließlich.
»Nein, bestimmt nicht.«
»Ich ehre den Dienst, den Ihr der Offenbarung und dem Reich erwiesen habt. Ich wiederhole bloß, was mir der Besitzer der Waffe erzählt hat. Und das Siegel ist echt, dafür bürge ich.«
»Ja.«
Ringil wandte sich ab und folgte seinen Gefährten die Straße hinauf zur Mündung der Gasse. Der Königsfänger warf ihm einen gereizten Blick zu, nachdem sie um die Ecke gebogen waren.
»Das war nicht schlau. Er wird sich dran erinnern.«
»Woran erinnern?« Ein hartes, höhnisches Grinsen in Ringils Stimme – die Erinnerungen an den Strand von Rajal hatten ihn mehr aufgewühlt, als ihm bewusst geworden war. »Ein verärgerter Veteran in einem billigen Mantel? Ich bezweifle, dass das hier oben eine so sonderbare Begegnung ist.«
Der Königsfänger wandte sich achselzuckend ab. »Wie Ihr meint. Hier herein.«
Ein Stück weit die Gasse hinein klopfte er einen Code an die schmale hölzerne Tür in einer stillen, abgedunkelten Fassade. Sie warteten. Nach einem Moment, der sich in die Länge zog,
öffnete sich die Tür lautlos, und eine stämmige Gestalt in Tunika und Schlachterschürze winkte sie herein.
»Geht durch«, wies er sie an. »Die Treppe hinten. Achte und dreizehnte Stufe sind wackelig.«
Sie gingen einen langen, dunklen Korridor entlang, der nach Blut und Fett stank, und zählten die zerbrechlichen Holzstufen, während sie hinaufstiegen. Dahinter lagen Räume, von Kerzenlicht erhellt. Große Schweinekadaver hingen an der Decke, und Fleischstücke lagen auf den Tischen. Männer arbeiteten mit Messern und waren sorgsam darauf bedacht, nicht aufzublicken, als sie hindurchgingen. Der Königsfänger führte sie zu einem Hinterzimmer. Es wurde bloß vom Bandlicht erhellt, das durch zwei breite, bis zum Boden reichende Fenster hereinfiel. Nackte Bretter, ein paar Getreidesäcke in den Ecken sowie ein großes Holzfass mit etwas darin, das in dem bläulichen Licht wie Blut und Innereien von Schweinen aussah. Der Königsfänger wartete, bis sie sich alle um ihn versammelt hatten.
»Also gut, wir sind da«, sagte er angespannt. »Wir steigen durch eines von den Fenstern da raus und lassen uns fallen. Ich bringe Euch über die Dächer bis zur Ringmauer der Zitadelle. Danach seid Ihr auf Euch selbst gestellt. Dort ist Felsgestein, die Felswand, auf der das Gebäude steht. Man findet guten Halt, aber es ist ein langer Aufstieg. Ihr wollt ganz bestimmt diesen verdammten großen Zahnstocher mitnehmen, den Ihr mit Euch herumtragt?«
»Er ist leichter, als er aussieht«, erklärte ihm Ringil.
Der Königsfänger schürzte die Lippen. »Wird dennoch beim Rübersteigen im Weg sein. In der Wehrmauer ist ein Spalt, eine alte Beschädigung vom letzten Mal, als die ertrunkenen Töchter die Trommel gerührt haben. Aber er ist schmal, ebenso wie die
Flure oben in den Etagen der Hüter. Mit einer so langen Klinge auf dem Rücken weiß ich nicht, ob ich …«
»Mir egal, was Ihr tätet. Wenn es schlecht läuft, brauche ich gegen die Bewaffneten der Zitadelle etwas Längeres als ein verstecktes Messer.«
Der Königsfänger warf Taran Alman einen kurzen Blick zu. Alman zuckte die Achseln. Winkte ab – mach weiter! Der Königsfänger verzog das Gesicht.
»Also gut. Wie Ihr wollt. Jetzt hört genau zu! Die Quartiere der oberen Hüter liegen auf der anderen Seite des Bergfrieds, daher …«
Er wusste es. Er hatte den Grundriss der Zitadelle ebenso studiert wie eine Kohleskizze von Menkaraks Gesicht – eitler Blödmann, lautete Egars flüchtiger Kommentar –, und zwar mehrere Stunde lang, bevor er die Zelle verlassen hatte. Er kannte die Route, die wahrscheinlich exponierten Stellen, die wenigen verfügbaren Schlupflöcher. Er kann alles in- und auswendig.
Ein Klacks, hatte er Archeth und Rakan brüsk angelogen, als sie zusammen zu den Ställen hinausgegangen waren. In meiner Jugend bin ich bei meinen Krinzanz-Raubzügen in härtere Nester im Hafen eingebrochen.
Ja – aber am Hafen sind keine Dwendas rumgeschlichen, hatte Archeth gefaucht, die sich nicht zum Narren
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