Das kalte Schwert
Pferdestämmen hier unten eine heilige Zahl.« Jhiral lächelte freudlos. »Angemessen, würdet Ihr sagen.«
»Da klingelt was bei mir.« Ringil untersuchte die Fingernägel der rechten Hand. »Und – einfach bloß zur Klarstellung: wenn am Ende dieser drei Tage keine Nachricht von mir selbst oder Menkaraks Dahinscheiden eintrifft?«
Das Lächeln des Imperators schwand.
»Na ja, dann ist alles tatsächlich sehr einfach. Dann gehe ich davon aus, dass Ihr ebenso erfolglos gewesen seid wie die anderen. Und ich werde am Ende nicht auf die guten Dienste des Klans Ashant verzichten müssen.«
Er beugte sich vor und fing Gils Blick auf.
»Ist das klar genug für Euch, mein halbsabschneiderischer Freund aus dem Norden?«
Danach steckten sie ihn wieder in Egars Zelle.
Es machte ihm nicht viel aus. In Yhelteth wie auch in Trelayne saß der Adel in Gefängnissen, die viel komfortabler als diejenigen für das gemeine Volk waren, zumindest, bis über ihr längerfristiges Schicksal entschieden war. Sie hatten Aussicht vom Turm über die Flussmündung hinweg, obwohl durch solide Eisenstäbe, regelmäßige Mahlzeiten aus der Palastküche, obwohl kalt, wenn sie eintrafen, und gut verarbeitetes Mobiliar, obwohl vom Gebrauch etwas abgenutzt. Die Säuberungen hatten seit der Thronbesteigung einen stetigen Strom an hochwohlgeborenen Verbrechern und deren Familien hier hindurchgeschickt, und dieser Verkehr forderte allmählich seinen Tribut von den Polstermöbeln.
»Du bist dir sicher, dass du ihm trauen kannst, Gil?«
»Ja, hab’s bereits gesagt.« Ringil saß in sich zusammengesunken auf dem Stuhl und starrte die Flecken auf dem Boden an wie eine obskure Landkarte, die ihm zeigen konnte, wohin es als Nächstes ging. »Er mag mich.«
Egar grunzte. »Nett. Wie hast du denn das hingekriegt?«
»Ich weiß es nicht.«
Der Drachentöter rückte auf der welligen Matratze hin und her. Beobachtete die Streifen orangefarbenen Abendlichts, die sich Zoll um Zoll über die Decke zurückzogen. Er stand schwerfällig auf, zuckte bei dem Schmerz im verletzten Bein zusammen und humpelte zum Fenster. Wenn man sich fest gegen die Eisenstäbe lehnte und nach links sah, konnte man so gerade eben die Zitadelle erkennen, die sich wie ein spitzer Hundezahn vor dem südlichen Himmel abzeichnete. Er starrte sie eine Weile lang an.
»Kann’s nicht glauben, dass sie mich nicht mitgehen lassen wollen.«
»Ich kann’s nicht glauben, dass du je daran geglaubt hast.«
»Was?« Egar wandte sich vom Fenster ab und baute sich vor ihm auf. »Ich habe die verdammten Dwendas entdeckt, nicht wahr? Ohne mich wäre kein Mensch in dieser Stadt irgendwie schlauer, wir würden alle Däumchen drehen und in die falsche Richtung schauen, wenn Menkarak seine Engelherde loslässt.«
»Wenn er das will.«
»Na ja …« Der Drachentöter war momentan leicht verblüfft. »Was sollte er sonst vorhaben?«
»Ich weiß es nicht.« Ringil stand auf und drückte sich auf seinem Weg zum anderen Bett an ihm vorbei. Eine Lumpenpuppe, die das kleine Kind eines vorherigen Insassen neben dem Schreibtisch fallengelassen hatte, blieb an seinem Stiefel hängen und wurde über den kalten Steinboden geschleudert. »Die Dwendas sind nicht menschlich, Eg. Wahrscheinlich zahlt es sich nicht aus, so zu tun, als wären sie es. Und was sie auch wollen, sie sind diejenigen, die Menkarak benutzen, nicht andersherum.«
»Ja, aber …«
»Menkarak glaubt vielleicht, er würde eine Schar Engel versammeln, um den Palast zu erstürmen und das Reich für Gott und die Offenbarung zurückzugewinnen.« Gil setzte sich auf den Bettrand und starrte die weggeworfene Puppe einen Moment lang an. Er drehte den Hals hin und her, um eine Verspannung zu lösen. »Oder was auch immer. Aber das muss noch lange nicht der Fall sein.«
»Na ja, dann, ich meine …« Egar gestikulierte hilflos. »Wird es was bringen, Menkarak zu töten?«
Ringil schaute zu ihm auf und ließ ein Lächeln aufblitzen. »Ich habe keine Ahnung.«
Egar starrte ihn an. Setzte sich mit hängenden Schultern ihm
gegenüber auf das andere Bett. »Ich habe geglaubt, du weißt, was du tust.«
»Ich weiß auch, was ich tue.« Gil schwang herum und legte die Beine aufs Bett, streckte sich in voller Länge darauf aus und musterte die Decke. »Ich werde in die Zitadelle eindringen, Menkarak die Kehle durchschneiden und dir zu einer Begnadigung verhelfen. Alles Übrige erledige ich so nebenbei.«
»Aber die Dwendas müssen ihn
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