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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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behaupten kann. Ich glaube,
Larg ist ein echter Vetter von ihm oder so. Aber sie haben ihn einfach gelassen. Und dann, als Menkarak uns gerufen hat, ist es eine ganze …«
    »Menkarak?« Ein Augenblick zu spät, das Wort war bereits heraus, fiel Egar auf, wie er zusammengezuckt war. »Du sprichst von Pashla Menkarak?«
    »Stimmt.« Harath blickte auf. »Hör mal, Skaranak, versteh mich nicht falsch, aber was interessiert dich das eigentlich, verdammt ?«
    »Ach, das Übliche.« Ein zu später Versuch söldnerhafter Gleichgültigkeit. »Ich habe Münzen von einer Adeligen bei Hof genommen, und die hat jetzt Ärger mit der Zitadelle. Schön und gut, was das angeht, aber dann höre ich, dass sie Brüder angeheuert haben, und das ist was Neues. Hätte nie gedacht, dass ich mal gegen meine eigene Sippe kämpfen würde, als ich das Geld genommen hab.«
    Harath zuckte mürrisch die Achseln. »Geld ist Geld.«
    »Ja – apropos, der alte Knabe unten sagt mir, dass er dich heute Abend braucht. Wenn du damit was anfangen kannst.«
    Eine Grimasse. »Allerdings.«
    »Er setzt dich als Schläger ein?«
    »Schulden eintreiben.« Harath gähnte und gestikulierte. »Diese verfluchte Stadt. Ich muss irgendwie die Miete bezahlen, du weißt, wie das ist.«
    »Bin in meiner Jugendzeit auch ein oder zwei Mal da gewesen. Ja.«
    »Ist nicht so, als würd es mir gefallen.« Der junge Ishlinak hob den Nachttopf und spähte hinein, schnitt wiederum ein Gesicht und setzte ihn nieder. »Knall einem armen Burschen ein paar rein, um Geld zurückzubekommen, das er sich geliehen hat, weil er einen Ring kaufen oder seine Freunde beeindrucken
möchte. Oder – wie letzte Woche – eine Kriegerwitwe, die ihre Kinder ernähren will, wo sie gerade die Reissteuer verdoppelt haben. Lange Zeit stehe ich einfach da mit verschränkten Armen hinter der alten Tante. Bei den Witwen reicht das gewöhnlich aus. Sie haben das Geld nicht, sie nehmen einen mit hinter den Vorhang, oder sie bringen die Tochter dazu. Man ist damit zufrieden, meistens lässt man die Sache fallen, weißt du. Aber verdammt, Mann, wenn ich damals in Ishlin-ichan gewusst hätte, das ich mir so mein Brot verdienen würde …«
    »Geld ist Geld«, erinnerte ihn Egar.
    »Ja, nun gut, ist reichlich mager. Bis er die Miete abgeschrieben hat, habe ich Glück, wenn ich nur zwei Karrees pro Tag abgearbeitet habe.« Haraths Ausdruck veränderte sich, er wirkte abrupt jünger. »Du bist wirklich ein Drachentöter, wie du gesagt hast?«
    »Ja. Bin ich.«
    »Braucht man schon ein bisschen Mumm, was?«
    »Und ein bisschen Glück.« Egar ließ das Thema fallen. »Dann denkst du nicht daran, den Hügel hochzugehen? Für Demlarashan zu unterzeichnen, auf diese Weise Geld in die Kasse zu kriegen?«
    Harath starrte ihn an. »Letztes Jahr bin ich zweimal da runter. Das hat mir gereicht. Verdammtes Loch. Biste je da gewesen?«
    »Im Krieg, ja.« Egar zuckte die Achseln. »Damals war’s etwas anderes.«
    »Na ja, davon weiß ich natürlich nichts. Aber ich sag dir was für umsonst, Drachentöter – die sind alle völlig durchgeknallt da unten. Liegt vermutlich an der Hitze.«
    Egar erinnerte sich an die Hitze wie an ein solides Bronzestandbild eines fetten Mannes, das er überall mit sich herumtragen musste, das schwer auf seinen Schultern lastete, fettglänzende
Oberschenkel, die sich um seinen Hals schlangen und ihm auf die Brust drückten. Die Steppen im Sommer konnten heiß sein – aber das war nichts im Vergleich zu der Hitze in Demlarashan. Und Harath hatte recht, die Einwohner waren größtenteils völlig durchgeknallt. Er konnte es dem Ishlinak nicht übel nehmen. Er würde selbst nicht wieder hingehen, solange es sich vermeiden ließ.
    Nicht einmal, um einen Blick auf die Knochen dieses verfluchten Drachen zu werfen.
    »Ich sag dir«, brummelte der junge Ishlinak. »Demlarashan, das ist ’ne verdammte Zeitverschwendung. Das Reich wird ihnen niemals die Zügel anlegen können, egal, wie viele Männer sie dafür einsetzen. Diese Jungs da unten haben nichts Besseres zu tun, als einander aufzuknüpfen, weil wer die verdammte Offenbarung falsch ausgelegt hat. Könnten ebenso gut gleich aufgeben und nach Hause zurückkommen. Ich meine, ist doch nicht so, als gäb’s was da unten, das man unbedingt haben müsste. Es ist wirklich ein Scheißkaff. Nichts wächst, du hast Glück, wenn du Ziegen halten kannst. Also lass ihnen doch ihre Ziegen und ihre verdammten Felsentempel und ihr Geschwafel über

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