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Das Karpatenschloß

Das Karpatenschloß

Titel: Das Karpatenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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werden
    würde, und das nahm er sich doch gewaltig zu Herzen. Viel-
    leicht sah er sich gar gezwungen, sein Geschäft zu schlie-
    ßen und wegen Mangel an Gästen seine Vorräte selbst auf-
    zuzehren. Um die Bevölkerung von Werst nach Kräften
    zu beruhigen, hatte er übrigens eine gründliche Durchsu-
    chung des ›König Mathias‹ vorgenommen, hatte in allen
    Stuben – selbst bis unter die Betten – persönlich nachge-
    sehen, Schränke und Schanktische durchwühlt, alle Ecken
    und Winkel der großen Gaststube durchstöbert, und Keller
    und Boden obendrein, wo sich ein rücksichtsloser Spaßvo-
    gel nur immer hätte verbergen können, um eine solche Nas-
    führung zu bewerkstelligen. Nichts! Nichts fand sich auch
    an der nach dem Nyad zu liegenden Hauswand. Die Fenster
    waren hier viel zu hoch, als daß es möglich gewesen wäre,
    sich an der Rückseite einer senkrechten Mauer, deren Un-
    tergrund obendrein in den wilden Lauf des Nyad tauchte,
    bis an deren Öffnung hinaufzuschwingen. Gleichviel! Die
    Furcht kennt keine Vernunft, und gewiß würde recht lange
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    Zeit verfließen, bis die Stammgäste des wackeren Jonas wie-
    der zu seiner Wirtschaft, seinem Schnaps und seinem Ra-
    kiou Vertrauen gewonnen hatten.
    Lange Zeit? Er täuschte sich, wie der Leser sehen wird;
    diese betrübende Aussicht sollte sich nicht verwirklichen.
    Schon wenige Tage später nahmen nämlich infolge ei-
    nes unvorhergesehenen Umstands die Notablen des Dorfs
    ihre täglichen Zusammenkünfte bei einem herzstärkenden
    Trunk an den Tischen des ›König Mathias‹ wieder auf.
    Vorläufig müssen wir jedoch zu dem jungen Förster und
    seinem Begleiter, dem Doktor Patak, zurückkehren.
    Der freundliche Leser erinnert sich, daß Nic Deck beim
    Fortgehen von Werst der untröstlichen Miriota verspro-
    chen hatte, seinen Besuch des Karpatenschlosses nicht un-
    nötig zu verlängern. Stieß ihm kein Unglück zu, ging die
    unheimliche Drohung nicht in Erfüllung, so rechnete er,
    noch in den ersten Abendstunden zurück zu sein. Jetzt er-
    wartete man ihn also, und mit welcher Ungeduld! Natürlich
    konnte das junge Mädchen ebensowenig wie ihr Vater oder
    der Schulmeister voraussehen, daß die Schwierigkeiten des
    Wegs dem Förster nicht gestatten würden, das Plateau des
    Orgall vor Einbruch der Nacht zu erreichen.
    Selbstverständlich mußte die schon tagsüber lebhafte
    Unruhe alles Maß übersteigen, als es am Kirchturm von
    Vulcan bereits 8 Uhr schlug, was im Dorf Werst ganz deut-
    lich zu hören war. Was konnte geschehen sein, daß Nic Deck
    und der Doktor nach eintägiger Abwesenheit nicht wieder
    erschienen? Unter diesen Umständen wäre es keinem in den
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    Sinn gekommen, seine Wohnung aufzusuchen, bevor jene
    sich nicht wieder gezeigt hatten. Jeden Augenblick glaubte
    man sie schon an der Biegung der bergauf führenden Straße
    erscheinen zu sehen.
    Meister Koltz und seine Tochter waren bis an die Stelle
    der Straße hinausgegangen, wo der Schäfer auf Wache aus-
    gestellt worden war. Wiederholt meinten sie, sich Schatten
    in der Ferne unter den vereinzelt stehenden Bäumen am
    Waldrand abheben zu sehen – leider eine Täuschung! Der
    Bergrücken blieb verlassen wie gewöhnlich, denn es kam
    nur selten vor, daß Leute von der Grenze sich während der
    Nacht dorthin begaben. Außerdem war es Dienstagabend –
    der Dienstag der bösen Geister – und an diesem Tag zogen
    die Transsilvanier von Sonnenuntergang an schon allein
    nicht gern über Land. Nun mußte gerade Nic einen solchen
    Tag zu seinem Besuch der Burg wählen! In Wahrheit hatte
    jedoch der junge Förster mit keiner Silbe daran gedacht,
    und im Dorf obendrein auch kein Mensch.
    Miriota dachte aber jetzt sehr ernst daran. Welch ent-
    setzliche Bilder zogen da an ihrem Geist vorüber! Sie hatte
    ja ihren Verlobten in Gedanken Stunde für Stunde begleitet,
    durch die dichten Wälder des Plesa, bis hinauf zur Hochflä-
    che des Orgall. Jetzt, wo die Nacht hereinbrach, erschien es
    ihr, als sähe sie ihn innerhalb der Burgmauer, wie er sich be-
    mühte, den Geistern zu entkommen, die das Karpatenschloß
    in Bann hielten. Er war ihrer Meinung nach zum Spielball
    der Zaubereien der Gespenster geworden, zum Opfer, das
    sie ihrer Rache darbrachten. Vielleicht war er jetzt in einer
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    schaurigen unterirdischen Höhle eingesperrt, vielleicht gar
    schon tot.
    Was hätte das arme Mädchen darum gegeben, den Spu-
    ren Nic Decks nacheilen zu können! Doch

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