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Das Karpatenschloß

Das Karpatenschloß

Titel: Das Karpatenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ersteigen wollten.«
    »Es sind also zwei Touristen?«
    »So sahen sie aus, Meister Koltz.«
    »Und obwohl sie diese Nacht über den Rücken des Vul-
    can gekommen sind, haben sie doch von der Burg nichts
    gesehen?«
    »Nein, denn zu der Zeit befanden sie sich noch jenseits
    der Grenze«, erwiderte Frik.
    »Du bringst also keine Nachricht über Nic Deck?«
    »Nicht die geringste.«
    »O mein Gott!« schluchzte die arme Miriota.
    »Übrigens werdet Ihr diese Reisenden in wenigen Tagen
    selbst fragen können«, fügte Frik hinzu, »denn sie wollen
    vor ihrer Rückkehr nach Kolosvar in Werst haltmachen.«
    »Vorausgesetzt, daß man ihnen von meinem Gasthof
    nichts Schlechtes zuflüstert!« dachte der untröstliche Jonas.
    »Sie wären wohl imstande, dann auf Wohnung bei mir zu
    verzichten.«
    Seit 36 Stunden schon war der vortreffliche Gastwirt
    von der Furcht besessen, daß kein Reisender jemals wieder
    im ›König Mathias‹ zu speisen oder zu übernachten wagen
    würde.
    Alle zwischen dem Schäfer und seinem Herrn gewech-
    selten Fragen und Antworten hatten die Sachlage nicht im
    geringsten weiter geklärt, und da weder der junge Förster
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    noch Doktor Patak bis 8 Uhr morgens zurückgekehrt war,
    konnte man wohl schon der Befürchtung Raum geben, daß
    sie niemals wiederkommen würden. Niemand nähert sich
    eben ungestraft dem alten Karpatenschloß.
    Gebrochen von der Aufregung dieser schlaflosen Nacht,
    hatte Miriota nicht mehr die Kraft sich auf den Beinen zu
    halten. Nur schwankend vermochte sie sich langsam hin-
    zuschleppen. Mit herzzerreißender Stimme rief sie nach
    ihrem Nic. Sie wollte fort, ihn zu suchen. Der Auftritt war
    schmerzlich mit anzusehen und legte die Befürchtung nah,
    daß das junge Mädchen ernstlich erkranken könnte.
    Jetzt war es jedoch ebenso notwendig wie dringend, zu
    einem Entschluß zu kommen. Irgendwer mußte dem Förs-
    ter und dem Doktor ohne Verzögerung zu Hilfe eilen. Nun
    konnte es kaum darauf ankommen, Gefahren zu trotzen,
    sich der Rache menschlicher oder anderer Wesen, die in der
    Burg hausen mochten, auszusetzen. Die Hauptsache war,
    zu erkunden, was aus Nic Deck und dem Doktor geworden
    war. Diese Pflicht drängte sich deren Freunden ebenso ge-
    bieterisch auf, wie den ihnen ferner stehenden Dorfbewoh-
    nern. Die Mutigsten konnten sich ja wohl nicht weigern, in
    die Waldmasse des Plesa einzudringen, um selbst bis zum
    Karpatenschloß emporzuklimmen.
    Nach weiterem nutzlosen Hin- und Herreden entpupp-
    ten sich drei als die Mutigsten: Meister Koltz, der Schäfer
    Frik und der Gastwirt Jonas – der würdige Schulmeister
    Magister Hermod empfand dagegen plötzlich ganz außer-
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    ordentliche Gichtschmerzen am Bein und hatte dieses in
    der Schulstube über zwei Stühle ausstrecken müssen.
    Gegen 9 Uhr machten sich Meister Koltz und seine Be-
    gleiter – vorsichtigerweise wohlbewaffnet – auf den Weg
    zum Vulcan – an derselben Stelle der Straße, wo Nic Deck
    sie verlassen hatte, wichen auch sie davon ab, um in das
    dichte Gehölz einzudringen.
    Sie sagten sich nicht ohne Berechtigung, daß der junge
    Mann und der Doktor, wenn sie auf der Heimkehr zum
    Dorf wären, denselben Weg wählen würden, den sie auf
    dem Hinweg über den Plesa eingeschlagen hatten. Ihre Spu-
    ren mußten sich ja leicht genug wiederfinden lassen, und
    das traf auch zu, als alle drei kaum hinter dem Saum des
    Walds verschwunden waren.
    Wir lassen sie nun dahinziehen, um zu berichten, welcher
    Wechsel der Ansichten in Werst Platz griff, sobald man jene
    aus dem Gesicht verloren hatte. Wenn es erst ganz selbstver-
    ständlich erschienen war, daß sich mehrere Leute freiwillig
    entschlossen, Nic Deck und Patak entgegenzugehen, so fand
    man darin jetzt eine Unklugheit sondergleichen, nachdem
    jene aufgebrochen waren. Was würde das Ende vom Lied
    sein? Dem ersten Unglück konnte sich nur noch ein zwei-
    tes anreihen. Daß der Förster und der Doktor die Opfer ih-
    res Unterfangens geworden wären, daran zweifelte niemand
    mehr, was konnte es also nützen, daß Koltz, Frik und Jonas
    auch noch ihrer Hilfswilligkeit für jene zum Opfer fielen?
    Es würde eine geraume Zeit vergehen, während der das
    junge Mädchen ihren Vater ebenso beweinte, wie sie ih-
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    ren Verlobten beweinen, die Freunde des Schäfers und des
    Gastwirts deren Verlust betrauern würden.
    Die Verzweiflung in Werst wurde schon allgemein, und
    es sah nicht so aus, als ob sie bald verschwinden

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