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Das Karpatenschloß

Das Karpatenschloß

Titel: Das Karpatenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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würde.
    Selbst angenommen, daß den ersten beiden kein Unglück
    zugestoßen war, konnte man auf die Rückkehr des Meister
    Koltz und seiner beiden Begleiter nicht eher rechnen, als bis
    die Nacht die benachbarten Höhen mit ihrem schwarzen
    Mantel bedeckte.
    Wie groß war daher das Erstaunen, als jene gegen 2 Uhr
    nachmittags weit draußen auf der Landstraße zum Vor-
    schein kamen. Mit welch freudiger Hast eilte die davon so-
    fort benachrichtigte Miriota den Männern entgegen!
    Es waren aber nicht drei, sondern vier, und ein Fünfter
    befand sich offenbar unter der Pflege des Doktors.
    »Nic, mein armer Nic!« rief das junge Mädchen klagend.
    »Ist denn Nic nicht da?«
    Ja, Nic war allerdings da, er lag aber auf einer Bahre aus
    Baumzweigen, die Jonas und der Schäfer vorsichtig trugen.
    Miriota stürzte auf ihren Verlobten zu, sie neigte sich
    über ihn und schloß ihn innig in die Arme.
    »Er ist tot«, jammerte sie, »er ist tot!«
    »Nein, tot ist er nicht«, erwiderte der Doktor Patak,
    »doch er verdiente es zu sein, und ich mit ihm!«
    In Wahrheit hatte der junge Förster nur das Bewußtsein
    verloren. Seine starren Glieder, das blasse Gesicht und die
    vom Atmen sich kaum hebende Brust ließen den Zustand
    vielleicht schlimmer erscheinen, als er in der Tat war. Das

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    Gesicht des Doktors dagegen war nicht so entfärbt wie das
    seines Gefährten – doch das kam nur daher, daß der Weg
    nach Hause ihm wieder den gewöhnlichen backsteinroten
    Teint verliehen hatte.
    Die zärtliche, herzzerreißende Stimme Miriotas ver-
    mochte Nic Deck doch nicht aus der Starrsucht, in der er
    lag, zu wecken. Als er ins Dorf zurück und schon zum Haus
    von Meister Koltz gebracht worden war, hatte er noch kein
    Wort gesprochen, doch als er nur undeutlich bemerkte, daß
    das junge Mädchen sich über sein Lager beugte, da flog
    ein schwaches Lächeln über seine Lippen. Ein Teil seines
    Körpers erwies sich als gelähmt, als hätte ihn eine Hemi-
    plegie befallen. Um Miriota wenigstens etwas zu beruhigen,
    flüsterte er ihr aber bald, wenn auch nur sehr schwach, die
    Worte zu: »Es hat nichts auf sich, bestimmt, das geht vor-
    über!«
    »Nic, mein armer Nic!« klagte das junge Mädchen.
    »Nur etwas Erschöpfung, liebste Miriota, etwas Auf-
    regung. Das gibt sich bald wieder, und unter deiner
    Pflege ...«
    Doch der Kranke brauchte selbst und in seiner Umge-
    bung die größte Ruhe. So verschwand auch Meister Koltz
    aus dem Zimmer und ließ Miriota bei dem jungen Förster,
    der sich keine aufmerksamere Krankenpflegerin hätte wün-
    schen können und bald sanft entschlummerte.
    Inzwischen berichtete der Gastwirt Jonas vor einem gro-
    ßen Zuhörerkreis und mit starker Stimme, um von allen
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    richtig verstanden zu werden, was sich seit ihrem Fortgang
    zugetragen hatte.
    Nachdem Meister Koltz, der Schäfer und er im Wald den
    Pfad gefunden, den Nic Deck und der Doktor sich gebro-
    chen, hatten sie direkt den Weg zum Karpatenschloß ein-
    geschlagen. 2 Stunden arbeiteten sie sich die Abhänge des
    Plesa schon hinauf, als zwei Männer sichtbar wurden. Das
    waren der Doktor und der Förster, der eine, dem die Beine
    jeden Dienst versagten, und der andere am Rand seiner
    Kräfte und am Fuß eines Baums zusammengesunken.
    Zu dem Doktor hinzulaufen, ihn zu fragen, ohne von
    ihm eine Antwort zu erhalten, denn er war viel zu sehr au-
    ßer sich, um eine Silbe hervorbringen zu können, ferner aus
    Baumzweigen eine Bahre herzustellen, Nic Deck darauf zu
    legen und Patak wieder auf die Füße zu helfen, das war im
    Handumdrehen geschehen. Koltz und der Schäfer, die zu-
    weilen von Jonas beim Tragen abgewechselt wurden, hatten
    darauf den Rückweg nach Werst eingeschlagen.
    Warum Nic Deck sich in einem solchen Zustand befand
    und ob er die Ruinen der Burg durchsucht hatte, das wußte
    der Gastwirt ebensowenig wie Meister Koltz, nicht mehr
    als der Schäfer Frik, denn der Doktor hatte sich noch nicht
    wieder so weit erholt, um ihre Wißbegierde befriedigen zu
    können.
    Hatte Patak bis jetzt aber nicht gesprochen, so mußte er
    es nun wohl tun. Sapperment, er befand sich ja in Sicherheit
    im Dorf, umgeben von seinen Freunden, inmitten seiner
    Klienten. – Von den Wesen da draußen hatte er nichts mehr
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    zu fürchten; selbst wenn sie ihm den Eid entrissen hätten,
    zu schweigen, nichts von dem zu verraten, was er im Karpa-
    tenschloß gesehen, so legte ihm doch das Interesse der

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