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Das Karpatenschloß

Das Karpatenschloß

Titel: Das Karpatenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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die ihm zum Herzen dringt, zu
    erhaschen.«
    Doch alles ist still, hier drinnen und draußen.
    »Ihre Stimme!« murmelte er. »Ja, das war ihre Stimme,
    die ich so sehr geliebt habe!«
    Dann kommt er völlig wieder zu sich.
    »Ich habe geschlafen«, sagt er, »ach, ich habe so schön
    geträumt!«
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    Noch befangen von den Visionen der Nacht, wurde der
    junge Graf am folgenden Morgen munter.
    Im Lauf des Vormittags wollte er das Dorf Werst verlas-
    sen, um sich nach Karlsburg zu begeben.
    Nach kurzem Besuch der Industrieorte Petroseny und
    Livadzel gedachte sich Franz einen ganzen Tag in Karls-
    burg aufzuhalten, bevor er für etwas längere Zeit nach der
    Hauptstadt Siebenbürgens weiterzöge. Von hier sollte ihn
    dann die Eisenbahn zu dem Herzen Ungarns, dem letzten
    Ziel seiner Reise führen.
    Franz war aus dem Gasthaus herausgetreten und ging,
    ein Fernglas vor den Augen, auf der Terrasse spazieren, von
    der aus er tief erregt die Umrisse der Burg betrachtete, die

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    die aufsteigende Sonne auf dem Plateau des Orgall schon
    erkennbar beleuchtete.
    Sein Gedankengang war etwa folgender: wenn er nun
    nach Karlsburg kam, sollte er da das den Bewohnern von
    Werst gegebene Versprechen einlösen und die Polizei davon
    benachrichtigen, was auf dem Karpatenschloß vorging?
    Als der junge Graf sich verpflichtet hatte, dem Dorf sei-
    nen Frieden wieder zu sichern, geschah das in der festen
    Überzeugung, daß die Burg einer Rotte von Verbrechern als
    Schlupfwinkel diente, oder daß doch verdächtige Gesellen,
    die ein Interesse daran hatten, nicht entdeckt zu werden, es
    zustande gebracht hätten, jede Annäherung anderer Perso-
    nen zu vereiteln.
    Im Lauf der Nacht hatte sich Franz das jedoch anders
    überlegt. In seinen Gedanken hatte sich ein Wechsel voll-
    zogen, und jetzt zauderte er. In der Tat war ja der letzte Ab-
    kömmling der Familie von Gortz, der Baron Rudolph, seit
    5 Jahren verschwunden, und niemand hätte wissen kön-
    nen, was aus ihm geworden war. Zwar hatte sich das Ge-
    rücht verbreitet, daß er gestorben sei, angeblich bald nach
    seinem Weggang von Neapel, doch ob das begründet war,
    dafür gab es keine Beweise. Vielleicht lebte der Baron von
    Gortz noch heute, und wenn er lebte, warum sollte er dann
    nicht nach dem Schloß seiner Ahnen zurückgekehrt sein?
    Warum könnte Orfanik, scheinbar sein einziger Vertrauter,
    ihn nicht dahin begleitet haben, und könnte dieser seltsame
    Gelehrte nicht der Urheber und Veranstalter der Erschei-
    nungen sein, die das Land ringsum fortwährend in Angst
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    und Schrecken setzten? Dergleichen Gedanken stiegen, ei-
    ner aus dem anderen sich entwickelnd, in Franz von Telek
    auf.Eine derartige Vermutung erschien gewiß ziemlich na-
    heliegend, und wenn der Baron Rudolph von Gortz und Or-
    fanik in der Burg Zuflucht gesucht hatten, so begriff es sich
    auch, daß sie diese unzugänglich zu machen bemüht gewe-
    sen wären, um darin das einsame Leben zu führen, das ih-
    ren Gewohnheiten und Charakteren entsprach.
    War das aber der Fall, so fragte es sich doch, wie der
    junge Graf sich dann verhalten sollte, da er ja keine rechten
    Gründe hatte, sich in die Privatangelegenheiten des Barons
    von Gortz zu mischen. Noch wog er hierüber das Für und
    Wider ab, als sich Rotzko auf der Terrasse zu ihm gesellte.
    Den alten bewährten Diener glaubte er mit dem, was
    ihm eben durch den Kopf ging, bekannt machen zu sollen.
    »Herr Graf«, antwortete Rotzko, »die Möglichkeit liegt
    allerdings vor, daß der Baron von Gortz der Urheber all je-
    ner Teufeleien und Spukgeschichten ist; nun, wenn das zu-
    trifft, so meine ich, daß wir uns darum nicht zu kümmern
    haben. Die Hasenfüße in Werst mögen zusehen, wie sie sich
    mit der Geschichte abfinden, wir haben doch wahrlich nicht
    die Pflicht, den albernen Aufruhr im Dorf zu dämpfen.
    »Jaja«, sagte Franz, »wenn ich’s mir recht überlege, glaub’
    ich, daß du recht hast, braver Rotzko.«
    »Ich glaube das auch«, antwortete einfach der Soldat.
    »Was Meister Koltz und die anderen angeht, so wissen sie
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    jetzt, was sie zu tun haben, um sich von den vermeintlichen
    Geistern der Burg zu befreien.«
    »Natürlich, Herr Graf, sie brauchen ja nur die Polizei von
    Karlsburg darüber zu informieren.«
    »Nach dem Frühstück brechen wir auf, Rotzko.«
    »Es wird alles bereit sein.«
    »Vor dem Abstieg nach dem Tal der Sil werden wir je-
    doch einen Umweg über den Plesa

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