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Das Karpatenschloß

Das Karpatenschloß

Titel: Das Karpatenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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einfach den Dienst versagt hätten.
    »Wie, Herr Graf«, fiel Nic Deck ein, »in dem Augenblick,
    wo er fliehen wollte, hätten dem Hasenfuß seine Beine nicht
    folgen wollen? Nein, das ist undenkbar; Sie würden ebenso
    urteilen.«
    »Nun gut«, unterbrach ihn Franz, »nehmen wir also an,
    er wäre im Grunde des Grabens mit den Füßen in eine un-
    ter dem Unkraut verborgene Falle geraten.«
    »Wenn eine Falle zuschnappt«, entgegnete der Förster,
    »dann verletzt sie einen gehörig, zerreißt wenigstens das
    Fleisch; an den Beinen von Doktor Patak zeigt sich aber
    nicht die geringste Verwundung.«
    »Dieser Einwurf ist richtig, Nic Deck, und doch, glauben
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    Sie mir, wenn es wahr ist, daß der Doktor nicht loskommen
    konnte, wenn seine Füße in dieser Weise festgehalten wa-
    ren.«
    »Ja, das möcht’ ich Sie fragen, Herr Graf, wie eine Falle
    sich von selbst wieder geöffnet haben könnte, um den Dok-
    tor freizugeben?«
    Franz war um eine Antwort verlegen.
    »Übrigens, Herr Graf«, fuhr der Förster fort, »stelle ich
    das, was den Doktor Patak betrifft, ganz Ihrer Beurteilung
    anheim. Ich kann ja nur dafür einstehen, was ich selbst er-
    lebt habe.«
    »Ja, lassen wir den wackeren Doktor aus dem Spiel und
    sprechen nur von dem, was Ihnen selbst zugestoßen ist, Nic
    Deck.«
    »Nun, das ist ziemlich schnell erzählt. Es unterliegt kei-
    nem Zweifel, daß ich eine furchtbare Erschütterung erlitt,
    und zwar eine, die nicht mit natürlichen Dingen zuging.«
    »Und auch Sie sehen keine Verwundung an Ihrem Kör-
    per?« fragte Franz.
    »Keine, Herr Graf, und doch erhielt ich einen furchtba-
    ren Schlag.«
    »War das gerade, als Sie die Hand auf die Eisenteile der
    Zugbrücke legten?«
    »Ja, Herr Graf; kaum hatte ich sie berührt, da fühlte ich
    mich plötzlich wie gelähmt. Glücklicherweise blieb meine
    andere Hand, mit der ich mich an der Kette hielt, davon ver-
    schont, und so glitt ich denn bis zur Grabensohle hinunter,
    wo der Doktor mich bewußtlos aufgehoben hat.«
    — 196 —
    Franz schüttelte den Kopf wie ein Mann, bei dem diese
    Mitteilung keinen rechten Glauben fand.
    »Und nun, Herr Graf, was ich Ihnen eben erzählte, habe
    ich doch wohl nicht bloß geträumt, und da ich volle 8 Tage
    das Bett hüten mußte und mich nicht groß rühren konnte,
    weil ich über Arm und Bein keine Herrschaft hatte, da
    konnte man doch vernünftigerweise nicht sagen, daß ich
    mir das alles nur eingebildet habe.«
    »Das behaupte ich auch gar nicht; im Gegenteil, Sie ha-
    ben gewiß einen gewaltigen Schlag erlitten.«
    »Einen gewaltigen und teuflischen!«
    »Nun, darin stimmen wir nicht überein, Nic Deck«, er-
    widerte der junge Graf. »Sie glauben von einem übernatür-
    lichen Wesen gepackt worden zu sein, und ich glaube das
    nicht, einfach aus dem Grund, weil es überirdische Wesen
    guter oder böser Art überhaupt nicht gibt.«
    »Wollen Sie mir dann bitte erklären, Herr Graf, wie das,
    was mir widerfahren, zugegangen ist?«
    »Das vermag ich noch nicht, Nic Deck; seien Sie aber
    überzeugt, daß sich alles, und zwar auf die einfachste Weise,
    erklären wird.«
    »Das gebe Gott!« erwiderte der Förster.
    »Sagen Sie mir«, fuhr Franz fort, »hat das Schloß schon
    immer der Familie von Gortz gehört?«
    »Ja, Herr Graf, und ihr gehört es noch heute, obwohl der
    letzte Sproß der Familie, der Baron Rudolph von Gortz, ver-
    schwunden ist, ohne daß man Nachricht von ihm erhalten
    hat.«
    — 197 —
    »Und wie lange ist es wohl her, daß er verschwunden
    ist?«
    »So etwa 20 Jahre.«
    »Schon 20 Jahre?«
    »Ja, Herr Graf. Eines schönen Tages hat der Baron Ru-
    dolph das Schloß verlassen, dessen letzter Diener wenige
    Monate darauf starb, und seitdem hat man den Besitzer
    nicht wieder gesehen.«
    »Und seitdem hat auch niemand die Burg betreten?«
    »Kein Mensch.«
    »Und was hält man hierzulande von der ganzen Sache?«
    »Man glaubt, daß der Baron Rudolph im Ausland, und
    zwar auch kurz nach seinem Verschwinden, gestorben sein
    wird.«
    »Darin täuscht man sich, Nic Deck. – Der Baron war
    noch am Leben, wenigstens vor 5 Jahren.«
    »Er lebte noch, Herr Graf ?«
    »Ja. In Italien, in Neapel.«
    »Sie haben ihn gesehen?«
    »Ja sicher.«
    »Und seit diesen 5 Jahren?«
    »Habe ich nichts mehr von ihm gehört.«
    Der junge Förster wurde nachdenklich. Es kam ihm ein
    Gedanke – ein Gedanke, dem er doch nicht festere Gestalt
    zu geben wagte. Endlich erhob er entschlossen den Kopf
    und sagte: »Es

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